«Wertschätzung fehlt» Süle über seinen Wolfsburg-Verzicht und die happigen Vorwürfe der Ex-Bayern-Bosse

SB10/DPA

18.5.2022

Niklas Süle wehrt sich gegen die Vorwürfe aus der Bayern-Chefetage.
Niklas Süle wehrt sich gegen die Vorwürfe aus der Bayern-Chefetage.
Bild: Getty

Nach seinem vermeintlich freiwilligen Verzicht beim letzten Spiel der Bayern musste sich der scheidende Niklas Süle aus dem eigenen Lager viel Kritik anhören. Nun schildert der Abwehrhüne seine Sicht – und schlägt zurück. 

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Vor kurzem schien noch alles normal. Beim letzten Heimspiel der Saison verabschiedete Bayern München Niklas Süle noch standesgemäss. Der Abwehrspieler bekam von Vorstandschef Oliver Kahn, Präsident Herbert Hainer und Sportvorstand Hasan Salihamidzic einen Blumenstrauss und ein grosses Bild überreicht.

Danach kam es aber zum Rosenkrieg. Beim letzten Saison-Spiel der Bayern in Wolfsburg hatte Süle gemäss Klub auf eigenen Wunsch seinen Einsatz im Kader abgelehnt. «Wir haben ihn gefragt, ob er noch mit will, und er hat gesagt ‹eher nicht›, weil er sich nicht drauf vorbereitet hat», hielt Trainer Julian Nagelsmann fest. Die Reise trat die Mannschaft dann ohne Süle an.

«Fand diese Aktion katastrophal»

So entstand in der Öffentlichkeit der Eindruck, Süle sei schon in Gedanken bei seinem neuen Arbeitgeber. Der 26-Jährige wechselt nach fünf Jahren in München ablösefrei zu Dortmund. Dabei war von Seiten des Innenverteidigers zu vernehmen, dass er nicht genug Wertschätzung beim FC Bayern bekommen hätte.

Der freiwillige Nicht-Einsatz kam bei Uli Hoeness nicht gut an. «Das spricht nicht gerade für den Spieler. Wenn er von Wertschätzung spricht, dann würde ich sagen, hat er dem Verein keine Wertschätzung gegeben. Ich fand diese Aktion katastrophal», monierte der Ehrenpräsident am Rande der Meisterfeier. Dazu feixte der 70-Jährige: «Die Märchen, dass er in Dortmund weniger verdient als in München, könnt ihr alle vergessen».

Team nie im Stich gelassen

Nun wehrte sich Süle und erläuterte in der «Bild»  seine Sicht der Dinge: «Am vergangenen Donnerstag hat mich Julian Nagelsmann gefragt, ob es für mich in Ordnung sei, wenn ich gegen Wolfsburg nicht im Kader wäre. Er wollte junge Spieler, die in der kommenden Saison bei Bayern sind, belohnen und den Vortritt lassen. Für mich sei daher kein Platz im Kader. Das habe ich hingenommen und akzeptiert, weil ich Verständnis für die Entscheidung hatte. Es war also eine Entscheidung des Trainer-Teams, die mich aus nachvollziehbaren Gründen nicht im Kader haben wollten. Am Freitag hiess es dann von einem unserer Co-Trainer, als sich Marcel Sabitzer verletzt hatte, kurz vor der Abfahrt, dass ich nun doch mitkönne, wenn ich wollte. Aber es sei auch okay, falls nicht. Das war die Geschichte.»

Karl-Heinz Rummenigge und Uli Hoeness ziehen über Niklas Süle her.
Karl-Heinz Rummenigge und Uli Hoeness ziehen über Niklas Süle her.
Bild: Getty 

Der 37-fache Internationale weiter: «Vor der Meisterfeier am Sonntag, als wir alle beisammen waren, hat Julian Nagelsmann übrigens vor der gesamten Mannschaft gesagt, dass ich nichts falsch gemacht habe und dass es ihm leidtue, was aus dieser Geschichte nun mit mir gemacht werde. Alle aus der Mannschaft und aus dem Team drumherum wissen, dass ich sie nie im Stich gelassen hätte.»

14 Titel mit Bayern – Rummenigge: «brauchbarer Spieler»

Vor Hoeness hatte mit Karl-Heinz Rummenigge auch der langjährige Münchner Vorstandschef gegen Süle scharf geschossen: «Wertschätzung ist eine Einheit namens Euro – sonst gar nichts.» An anderer Stelle bezeichnete er ihn lapidar als «brauchbaren Spieler». Dabei war Süle – falls er nicht verletzt war – meistens Stammspieler und gewann fünf Meisterschaften, zwei DFB-Pokale und die Champions League. 

Er finde schon, dass er seinen Teil zu der erfolgreichen Geschichte des FC Bayern beigetragen habe, so Süle, der auch das Champions-League-Finale erwähnte, wo ihm Hansi Flick kurz nach seinem Kreuzbandriss das Vertrauen schenkte. «Dieses Vertrauen spürte ich nicht auf allen Ebenen im Klub. Zu der Zeit habe ich schnell gemerkt: Okay, du hast ein gewisses Standing in der Mannschaft, bei den Klub-Angestellten und den Fans – aus der Klub-Führung habe ich das nicht verspürt. Das ist, was mir ganz wichtig ist, kein Nachtreten. Und auch keine Abrechnung. Ich möchte nur erklären, wie ich mich gefühlt habe. Damals merkte ich nur, dass mir die Wertschätzung fehlt und ich etwas Neues machen will», resümiert Süle.