Urs Fischer grüsst mit Union Berlin in der Bundesliga von der Tabellenspitze und streicht dafür Extralob von vielen Seiten ein. Michael Ballack will sogar die ganz grosse Überraschung nicht ausschliessen.
Michael Ballack zeigt sich angetan von den jüngsten Auftritten der Unioner, die die Tabelle der Bundesliga nach sieben Spieltagen anführen. «Die Art Fussball zu spielen mag ich. Das ist eine gute Mischung, was das Spielerische betrifft – aber auch was die Physis und Zweikampfführung angeht. Ausserdem hat die Mannschaft eine gute Mentalität», lobt der 45-Jährige in der «Sportbild». «Es ist gut, dass man auch mit dem Fussball erfolgreich sein kann. Die Fans identifizieren sich mit ihm, das ist wichtig. Es muss nicht immer Tiki-Taka sein.»
Grossen Anteil an der jüngsten Erfolgsgeschichte schreibt Ballack dem Coach zu: «Union hat mit Urs Fischer einen Top-Trainer. Er ist ruhig, sachlich, kann aber sicher auch laut werden, wenn es nötig wird. Für mich ist er vom Führungsstil eher ein klassischer Trainer, dazu inhaltlich sehr gut.» Ballack ist überzeugt: «Das führt mittel- und langfristig ebenfalls zum Erfolg. Union und Fischer, das passt wie die Faust aufs Auge. Dazu wird der Verein solide geführt, die Strukturen stimmen.»
Klare Ideen, aber Freiraum für Kreativität
Dem pflichtet blue Sport Experte Dennis Hediger bei. «Auf den ersten Blick ist die Tabellenführung überraschend. Auf den zweiten Blick ist es auch einfach die Folge von kontinuierlicher, seriöser Arbeit mit einem klaren Plan und einer klaren Handschrift», so Hediger (im Video am Anfang des Artikels).
Fischer zeichne sich durch seine klaren Ideen aus. «Sein Fussball ist nicht hochkomplex, aber er ist unglaublich klar, in dem, was er will.» Seine Mannschaft wisse stets, wie sie sich zu positionieren und zu verhalten habe. «Trotzdem lässt er den Spielern in Ballbesitz sehr viel Kreativität. Das ist eine Stärke von ihm», sagt Hediger und weiss aber auch: «Er schaut nicht weg, wenn Spieler nur ihr eigenes Spiel spielen wollen. Diese akzeptiert er nicht.»
Ballack: «Träumen ist erlaubt»
Bloss ein Fünftel der Saison ist in der Bundesliga gespielt. Kann man den Köpenickern gar zutrauen, bis zum Schlussspurt ganz oben mitzumischen? «Es wäre grundsätzlich vermessen, öffentlich von der Meisterschaft zu sprechen. Gerade bei einem so starken Gegner wie Bayern München, der die Bundesliga seit Jahren dominiert», macht Ballack klar, will aber nichts ausschliessen. «Träumen ist erlaubt. Warum nicht?»
Schliesslich habe der ehemalige Spieler von Bayer Leverkusen, Bayern München und Chelsea über seine Karriere ähnliche Erfahrungen gemacht. «Im Fussball ist immer alles möglich, die Vergangenheit hat das gezeigt. Ich habe das mit Kaiserslautern 1998 erlebt, als wir als Aufsteiger Meister wurden», sagt Ballack und erinnert auch an Leicester City, das 2016 völlig überraschend zum Premier-League-Titel marschierte: «Man kann sich schon in einen Rausch spielen, der dich während der gesamten Saison trägt. Das war bei uns damals so, das war bei Leicester so.»
Und nun bei Union Berlin? «Die Berliner haben in den vergangenen drei, vier Jahren mit ihren Möglichkeiten sehr gute Saisons gehabt. Sie haben sich jedes Mal verbessert», unterstreicht Ballack. «Daran knüpfen sie an. Das setzt Kräfte frei. Vor allem, wenn man oben steht.»