Bayern München hat Julian Nagelsmann entlassen, weil man den Erfolg in Gefahr gesehen hat. Nun ist nach dem zweiten Spiel unter Thomas Tuchel schon der erste Titel weg. Der Druck auf den neuen Coach wird damit gross.
Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen
- Durch den Trainerwechsel von Julian Nagelsmann zu Thomas Tuchel erhofften sich die Bayern-Boss neuen Schwung.
- Im zweiten Spiel unter Tuchel sind die Bayern im DFB-Pokal gegen den SC Freiburg ausgeschieden.
- Tuchel geniesst viel Vertrauen, doch seine Vertragslaufzeit deutet nicht darauf hin, dass ihn die Bayern als «Langzeitprojekt» sehen.
Die Ansage von Bayern-Präsident Herbert Hainer in der «Bild»-Zeitung vor dem Viertelfinal im DFB-Pokal war klar: «Wir wollen unbedingt nach Berlin! Das haben wir immer gesagt und wir betonen es auch jetzt. (...) Anfang Juni möchten wir mit dem Verein dort wieder im Pokalfinale stehen. Deswegen müssen wir gegen Freiburg im Viertelfinale gewinnen!»
Es kam bekanntlich anders. Völlig überraschend siegte der Underdog dank eines Last-Minute-Penaltys mit 2:1 und hinterliess bei den Bayern-Stars viel Frust. Man spiele mit einem «Tick zu wenig Leidenschaft, ein bisschen zu wenig Emotion», sagte etwa Joshua Kimmich. Dabei sollte nach der Trennung von Julian Nagelsmann, der es sich offenbar mit einigen Spielern verscherzt hatte, doch ein Ruck durch die Mannschaft gehen.
Nachdem in den vergangenen beiden Saison im Pokal jeweils schon die 2. Runde Endstation bedeutet hatte, muss der deutsche Rekordmeister nun im Viertelfinal die Segel streichen. Das anvisierte Triple kann Bayern nicht mehr erreichen. Mit einer Leistung wie gegen Freiburg wird es nächste und übernächste Woche auch schwer, in den beiden Viertelfinal-Duellen der Champions League gegen Manchester City zu bestehen.
Erste titellose Saison seit 2012 droht
Die Tabellenführung in der Bundesliga haben die Bayern nach dem Sieg im Top-Spiel gegen Dortmund zwar zurück, der Vorsprung ist aber hauchdünn und die Form alles andere als berauschend. Von den elf Ligaspielen seit der Winterpause haben die Münchner nur sechs gewonnen.
Im schlimmsten Fall droht den Bayern eine Saison ohne Titel – was es seit einer gefühlten Ewigkeit nicht mehr gegeben hat. In der Saison 2011/12 war das zuletzt der Fall. Natürlich ist es noch viel zu früh, die Arbeit von Thomas Tuchel zu bewerten. Festzustellen ist nach dem Freiburg-Spiel aber, dass das Selbstverständnis aus besten Nagelsmann-Zeiten mit dem Trainerwechsel längst nicht zurück ist.
Der Druck auf Tuchel ist sofort da. Scheitert man in der Champions League an ManCity, wird schnell hinterfragt werden, ob die Entlassung von Julian Nagelsmann wirklich der richtige Entscheid war. Auch ein elfter Meistertitel in Folge würde dann wohl nur ein schwacher Trost sein.
Kurze Vertragslaufzeit erhöht den Druck
Der neue Coach geniesst zwar auch nach dem Pokal-Aus noch volle Rückendeckung der Bayern-Bosse. «Das ist für uns alle bitter, aber das hat doch mit dem Trainer nichts zu tun. Das ist ein Prozess. Er macht einen sehr guten Eindruck und einen sehr guten Job», sagt Sportvorstand Hasan Salihamidzic nach der Niederlage gegen Freiburg.
Aber: Nachdem die Bayern dem «Langzeitprojekt» Nagelsmann 2021 einen Fünfjahres-Vertrag bis 2026 gegeben hatten, unterschrieb Tuchel nun nur für zwei Jahre und drei Monate, also bis Sommer 2025. Ein Tuchel-Aus in diesem Sommer wäre selbst dann unwahrscheinlich, wenn die Bayern ohne Titel bleiben. Doch was, wenn dann auch der Start in die neue Spielzeit misslingt?
Wäre, wenn und aber – für Tuchel und die Bayern zählt nur das Hier und Jetzt. Siege müssen her. Und es geht Schlag auf Schlag. Am Samstag folgt für den Leader das nächste wichtige Ligaspiel. Der Gegner: SC Freiburg.