Das abgebrochene TV-Interview von Toni Kroos nach dem Champions-League-Finale schlägt hohe Wellen, die Reaktionen sind gemischt. Der 32-Jährige erklärt seinen Ärger noch am späten Samstagabend.
«Du hattest 90 Minuten Zeit, dir vernünftige Fragen zu überlegen, ehrlich. Und dann stellst du mir zwei so Scheissfragen», platzt Toni Kroos im ZDF-Interview unmittelbar nach seinem fünften Champions-League-Titel der Kragen. Kroos wurde gefragt, ob es ihn überrascht habe, dass Real im Endspiel gegen Liverpool phasenweise unter grossen Druck geraten war.
«Was ist das für eine Frage, du spielst ja nicht ein Gruppenspiel irgendwo, wir spielen den Champions-League-Final», faucht der Mittelfeldspieler und beendet das Gespräch daraufhin vorzeitig. Über die Mikrofone ist dann aber noch zu hören, wie Kroos nach kurzer Pause anfügt: «Du stellst erst drei negative Fragen, da weisst du schon, dass du aus Deutschland kommst. Ganz, ganz schlimm.»
Kroos: «Ich fordere nicht mehr Respekt»
Die Reaktionen in den sozialen Netzwerken lassen nicht lange auf sich warten. Ein User schreibt: «Der Satz des Abends. Oder: Die Freude, wenn endlich mal jemand diese richtig dummen Sportreporterfragen nicht über sich ergehen lässt.» Es sind zwar auch kritische Kommentare zu lesen, aber Kroos erhält viel Rückendeckung. «Selten hat man einen Fussballer, der ein Interview wütend abbläst, so gut verstanden», lobt ein anderer.
In einem weiteren Interview am späten Samstagabend nimmt Kroos selbst Stellung und erklärt seinen Ärger. «Ich fordere nicht mehr Respekt. Ich habe nach einem gewonnenen Champions-League-Finale nur eher positiv angelegte Fragen erwartet», so der Ex-Weltmeister. Stattdessen sei er gefragt worden, «warum es so schwer war gegen Liverpool und warum es auch noch halb glücklich war. Hat er nicht so gut gemacht, fand ich.»
ZDF-Sportchef bedauert Gesprächsverlauf
Das sehen allerdings nicht alle so. Der betroffene ZDF-Reporter Nils Kaben verweist am Sonntag auf ZDF-Sportchef Thomas Fuhrmann, der den Verlauf des im Internet tausendfach gesehenen Interviews bedauert. «Diese Situationen direkt nach dem Schlusspfiff sind immer besonders», sagt Fuhrmann der Deutschen Presse-Agentur. «Vielleicht hätte der Kollege noch etwas bei den Emotionen bleiben und ein wenig später zum Kern des Spiels kommen sollen. Grundsätzlich waren die Fragen berechtigt und kein Grund, das Interview abzubrechen.»
Zudem macht Fuhrmann klar: «Nils Kaben war auch verdutzt. Er wollte Toni Kroos nicht provozieren.» Unter dem Strich will er die Situation aber nicht überbewerten und hält ein klärendes Gespräch nicht für nötig. «Ich sehe da keine Notwendigkeit der Nachbereitung», so Fuhrmann. «Man sollte die Kirche im Dorf lassen.»