22'000 Ferencvaros-Fans machten YB am Dienstagabend die Hölle heiss. Im Stadion zugelassen waren nur Fans mit ungarischem Pass. Ein Berner schaffte es aber doch in die Groupama Aréna. Mit blue Sport spricht YB-Fan Oli über sein aussergewöhnliches und gefährliches Erlebnis.
Oli, erzähl mal, wie hast du es als YB-Fan in die Groupama Aréna geschafft? Es waren doch nur ungarische Fans zugelassen.
Mein Vater ist Ungar und kam 1956 in die Schweiz. Ich bin selber schon seit 15 oder 20 Jahren Mitglied bei Ferencvaros und habe mich für die Fan-Karte registriert. Damit konnte ich mir dann ein Ticket bestellen.
Dann bist du also auch ein Ferencvaros-Anhänger?
Ja, aber an oberster Stelle steht YB. Wenn Ferencvaros gegen die Young Boys spielt, schlägt mein Herz für die Berner, dann ist mir Ferencvaros egal.
Wie war das dann als einziger YB-Fan im Stadion?
Nicht einfach. Ich war schon ganz früh da und als die Mannschaft zum Einlaufen rauskam, hob ich meinen Schal in die Luft und rief «Hopp YB». Dann kam sofort einer von diesen aufgepumpten und breiten Securitys und sagte mir, ich soll sofort den Schal wegpacken. Ich habe mich dann gewehrt und gemeint, dass ich das darf. Schliesslich bin ich halber Ungar und habe ein Ticket bezahlt.
Dann hat er dich in Ruhe gelassen?
Nein. Obwohl ich sagte, dass ich in einem freien Land bin und das darf, wollte er es mir verbieten. Also packte ich den Schal wieder weg. Als ich dann zwei-, dreimal «Hopp YB» rief, kamen sie zu viert und meinten, dass ich das Stadion verlassen müsse, wenn ich nicht Ruhe gebe. Ich habe ihnen dann gesagt, dass sie intolerante Leute seien. Schliesslich wurden die ungarischen Fans, die letzte Woche nach Bern kamen, auch gut behandelt.
Hast du dich dann noch einmal als YB-Fan erkennbar gemacht?
Bei den Toren konnte ich mich natürlich nicht gänzlich zurückhalten und habe ein bisschen gejubelt, aber natürlich nicht zu extrem.
Dann kam wohl der eine oder andere böse Blick von nebenan?
Direkt neben mir waren nette Leute. Aber von hinten trat mich ständig einer in den Rücken. Während des Spiels war das noch auszuhalten, doch beim Schlusspfiff ging es dann los: Ein paar jüngere Fans pöbelten mich an und wollten auf mich los. Zum Glück waren noch vernünftige Leute da, welche sie aufhalten konnten. Ich habe mich dann rasch aus dem Staub gemacht und blieb unverletzt.
Dann konntest du den Champions-League-Einzug gar nicht richtig geniessen?
Ich hatte mich beim Fan-Verantwortlichen von YB gemeldet und es war eigentlich abgemacht, dass ich nach dem Spiel an den Spielfeldrand gehe und noch ein T-Shirt erhalte. Daraus wurde nichts, aber ich habe es dann von Cedric Zesiger am Flughafen doch noch erhalten.
Dann hat sich die Reise doch noch gelohnt, trotz all der Unannehmlichkeiten im Stadion.
Dass es am Ende so herauskommt, hätte ich schon nicht gedacht. Ich kenne die Verhältnisse in Ungarn ja. Aber dass es in diesem Sektor, wo keine Ultras oder Hooligans waren, solch intolerante Menschen gibt, hätte ich nicht erwartet. Ich selbst habe mich ja ganz normal verhalten. Es war jedenfalls das letzte Mal, dass ich ein Fussballspiel als Gästefan im Heimsektor verfolgt habe.
Jetzt steht YB in der Champions League. Welches Reiseziel wünschst du dir für die nächste europäische Fussballreise?
Einen speziellen Wunsch habe ich nicht. Hoffentlich eine Stadt, die nicht allzu weit weg von Bern ist. Dann können auch wieder viele YB-Anhänger kommen und wir können zeigen, dass wir geile Fans haben. Und ich wäre nicht mehr alleine.