Dortmund steht im Viertelfinale der Königsklasse. Doch gegen Eindhoven muss der BVB im zweiten Durchgang einiges Glück in Anspruch nehmen. Captain Emre Can spielt die schwache Leistung nach der Pause herunter – sehr zum Ärger von Mladen Petric, der in ihm gar eine Fehlbesetzung sieht.
Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen
- Borussia Dortmund sicherte sich das Ticket für die Viertelfinals der Champions League. Der BVB schlägt PSV Eindhoven und steht damit erstmals seit 2021 unter den besten acht Teams Europas.
- Die Holländer machten nach der Pause viel Druck und waren mehrmals nahe dran am Ausgleich. Für Emre Can war das Leiden gegen Spielende keine Überraschung, wie er im Interview festhält.
- Mladen Petric kann mit den Aussagen des BVB-Kapitäns nicht viel anfangen. Für ihn ist Can der falsche Mann, um den Revierverein anzuführen.
Borussia Dortmund steht zum ersten Mal seit drei Jahren wieder im Viertelfinale der Champions League. Der deutsche Vizemeister zitterte sich gegen PSV Eindhoven zu einem 2:0-Sieg. «Jeder hat es gesehen, dass es so kommen wird, weil PSV in Rücklage angreifen musste», meint Emre Can und erläutert: «Wir haben in der zweiten Hälfte keinen guten Fussball gespielt, zu viele lange Bälle gespielt und uns nicht gut bewegt.»
Dafür sei die erste Halbzeit richtig gut gewesen, hält der Mittelfeldspieler fest und betont: «Am Ende mussten wir einfach gewinnen, das haben wir gemacht.» Im Studio bei blue Sport schüttelt Experte Mladen Petric den Kopf nach dem Can-Interview. Dessen Aussagen und Parolen würden sich immer wiederholen, es seien Ausreden, wieso es nicht klappe, hält Petric fest.
Der frühere BVB-Stürmer findet klare Worte: «Aus meiner Sicht ist auch Emre Can völlig fehl am Platz als Kapitän. Da hat es ganz andere in der Mannschaft, die ich noch deutlich vorher gewählt hätte als Kapitän. Da hat sich Edin Terzic sicherlich keinen Gefallen gemacht mit dieser Wahl», resümiert der ehemalige BVB-Stürmer.
Vor dem Start der Saison ernannte Terzic Can als Nachfolger für Marco Reus, der nach fünf Jahren als BVB-Kapitän zurücktrat. Seit diesem Sommer führt als Can die Borussia als Erster auf das Feld. Doch der 30-Jährige ist dabei selbst sportlich nicht unumstritten. Beim BVB spielt der 43-fache Nationalspieler zwar meistens von Beginn an, seine Leistungen sind aber durchzogen.
Auch Hamann kritisiert die Captain-Wahl
Erst letzte Woche trieb Can Experte Didi Hamann zur Weissglut, als er in der Schlussphase im Liga-Spiel gegen Bremen zum Sicherheitsrisiko wurde: «Dortmund hat mit Emre Can einen Kapitän, der in der 90. Minute einen Konter mitläuft, dann schiesst er aus spitzem Winkel acht Meter übers Tor und geht mit einem Krampf runter.» Der frühere deutsche Nationalspieler fordert von Can: «Du musst doch mal dein Hirn benutzen und wissen, was in der Situation erforderlich ist.»
Beerbt bald Kobel Can als Captain?
Can ist quasi das Spiegelbild seines Vereins. Im Vorjahr führte der BVB – mit einem meist starken Can – lange das Meisterschaftsrennen an, ehe man am letzten Spieltag krachend scheiterte. Danach schwelte die Debatte um die fehlenden Leader-Typen im Team wieder hoch. In der neuen Saison wollten die Borussen angreifen. Mit sechs Pflichtspielen ohne Sieg ging man in die Winterpause, BVB-Boss Aki Watzke stellte dem angezählten Terzic zur Rückrunde mit Nuri Sahin und Sven Bender zwei ehemalige BVB-Profis an die Seite, die nun so was wie die Aufpasser sind.
Immerhin hat der BVB und Terzic mit den beiden jüngsten Bundesliga-Auswärtssiegen sowie der Champions-League-Viertelfinaleinzug nun Rückenwind, mit Rang 4 liegt das Team aktuell wieder auf Kurs Königsklasse, auch wenn Leipzig nur einen Punkt Rückstand aufweist.
In der Bundesliga warten jedoch knifflige Aufgaben: Frankfurt, Bayern, Stuttgart, Leverkusen und Leipzig heissen die nächsten Gegner. In den Wochen der Wahrheit wird sich zeigen, wie stabil das Gerüst beim BVB ist. Zumindest Petric und Hamann sind skeptisch, ob Can der richtige Mann ist, um voranzugehen. Ein Leader wie aus dem Lehrbuch ist Goalie Gregor Kobel, der auch am Mittwochabend im Signal Iduna Park einmal mehr so was wie die Lebensversicherung für seinen Arbeitgeber ist.
«Ich freue mich riesig, dass wir uns qualifiziert haben und in die nächste Runde eingezogen sind. Ich freue mich mega auf die Aufgabe, die jetzt kommt. Aber wir haben auch viele wichtige Spiele in der Bundesliga. Es zählt jedes Spiel. Wir haben keine Zeit zum Verschnaufen», mahnt der Zürcher. Der 26-Jährige ist erster Stellvertreter von Can. Falls der Schweizer zukünftig die Captainrolle übernehmen würde, hätten Petric und Hamann sicher nichts dagegen einzuwenden.