Manchester City nimmt den nächsten Anlauf in der Champions League. Beim Vorjahresfinalist gibt sich Trainer Pep Guardiola vor dem Halbfinal-Duell mit Real Madrid demonstrativ gelassen.
Als Sheikh Mansour bin Zayed Al Nahyan mit der Abu Dhabi United Group Manchester City am 1. September 2008 als Mehrheitseigentümer übernahm, war für das Mitglied der Königsfamilie der Vereinigten Arabischen Emirate bald einmal klar: Die Premier League zu gewinnen, reicht nicht. Über zwei Milliarden hat der 51-Jährige mittlerweile in die Mannschaft gesteckt. Das Investment wurde belohnt mit zahlreichem Zuwachs im Trophäenschrank. 13 Titel gewann Manchester City in dieser Zeitspanne, insgesamt fünfmal die Meisterschaft, zweimal den Cup und sechsmal den sportlich weniger bedeutenden Ligacup.
Der Einfluss des Geldes aus den Emiraten ist deutlich, hatte der 1880 gegründete Verein bis zu Mansours Übernahme für vier Meistertitel 136 Jahre gebraucht. Doch eben, all die Trophäen können nicht darüber hinwegtäuschen, dass die prestigeträchtigste fehlt. Trotz klarem Fokus der Besitzer auf die Champions League hat City in der Königsklasse bisher nicht reüssieren können. Im letzten Jahr waren sie nah dran, die Skyblues, doch gegen die Blues von Chelsea setzte es im Final in Porto eine 0:1-Niederlage ab. Sheikh Mansour verlor das Duell der Milliardäre gegen Chelseas russischen Besitzer Roman Abramowitsch.
Nun ist Manchester City wieder unter den besten vier. Nur noch eine Hürde gibt es zu überspringen bis zum Final in Paris am 28. Mai. Diese Hürde ist mit Real Madrid indes ziemlich hoch. Der spanische Rekordsieger mit 13 Titeln ist in Form. Der Pokal in der Meisterschaft ist praktisch sicher, dementsprechend der Fokus voll darauf ausgelegt, die Bestmarke weiter zu verbessern.
Baustelle hinten rechts
Pep Guardiola trommelt nervös mit der Hand, als er am Montagnachmittag vor dem Abschlusstraining auf dem Podium sitzt und sich den Fragen der Medienschaffenden stellt. Ob es denn kein Nachteil für sein Team sei, wird er gefragt, dass die Meisterschaft in Spanien praktisch entschieden sei, während City sich an der Spitze der Premier League ein episches Wettrennen mit Liverpool liefere und die Titelentscheidung fünf Runden vor Schluss trotz einem Punkt Vorsprung offen sei. Und ob er mit seiner Mannschaft einen Vorteil daraus ziehen könne, dass es den Engländern in den Achtelfinals 2020 gelungen ist Real Madrid zu bezwingen.
Di 26.04. 19:55 - 00:30 ∙ blue Sport Live ∙ Live Fussball: Manchester City FC - Real Madrid CF
Event ist beendet
Guardiola antwortet zurückhaltend, lobt den Gegner und hebt Karim Benzema hervor, der für die Madrilenen in den letzten K.o.-Spielen mit seinen Toren entscheidend war und in der Champions League bereits zwölf Mal getroffen hat. Auf die eigene Mannschaft angesprochen, hat der Trainer vor allem eine Baustelle zu beheben. Rechtsverteidiger João Cancelo fehlt im Hinspiel am Dienstag gesperrt. Am Wochenende nach dem 5:1-Erfolg in der Liga gegen Watford hatte Guardiola spasseshalber gesagt, er könne auch Gabriel Jesus nach hinten beordern. Der 25-jährige Brasilianer hatte zuvor gleich viermal getroffen und dürfte auch gegen Real eine wichtige Rolle in der Offensive spielen.
Anstehende Vertragsverhandlungen
Insbesondere als die spanischen Vertreter an der Reihe sind, wird Guardiola einsilbig. In der Heimat wird sein Schaffen genau und kritisch beobachtet, und der Katalane hat schon mehrmals gesagt, wie er es geniesse, in England ruhiger arbeiten zu können, während er in Barcelona quasi auf Schritt und Tritt unter Beobachtung gestanden habe.
Der Spanier fühlt sich wohl in England. Sechs Saisons ist er mittlerweile in Manchester. Dem Vernehmen nach soll er seinen bis Sommer 2023 laufenden Vertrag Ende Saison vorzeitig verlängern. Gelingt es ihm dieses Mal, die Trophäensammlung des Klubbesitzers zu vervollständigen, hätte er ein gewichtiges Verhandlungsargument mehr. Guardiola, der die Champions League mit Barcelona zweimal gewinnen konnte, gibt sich demonstrativ gelassen.
Er sagt: «Mein Leben verändert sich nicht, ob ich die Champions League gewinne oder nicht. Wenn es nicht klappt, werde ich unsere Leistung bis dahin nicht schlechtreden. Ich habe viel Respekt dafür, was meine Spieler geleistet haben.»