Die Champions League bleibt für Cristiano Ronaldo in seiner Zeit bei Juventus Turin ein Wettbewerb der Enttäuschung.
Nach insgesamt fünf Triumphen mit Manchester United und Real Madrid schied der italienische Rekordmeister zum dritten Mal seit dem Wechsel des Superstars bereits früh in der K.o.-Phase aus. Nach seinem Wechsel im Sommer 2018 waren die Turiner im Viertelfinale gegen Amsterdam ausgeschieden, in der vergangenen Saison kam das Aus im Achtelfinale gegen Olympique Lyon – nun war erneut schon im Achtelfinale gegen den FC Porto Schluss. Und das trotz am Ende mehr als einer Stunde in Überzahl.
Zu allem Übel leitete CR7 die Niederlage höchstpersönlich ein. Der Portugiese war Teil einer bröckligen Drei-Mann-Mauer. So landete der Schuss von Portos Oliveira im Tor. Für den ehemaligen Trainer Fabio Capello war es schlicht «ein unverzeihlicher Fehler».
«Angst vor dem Ball»
«Zu meiner Zeit hat man sich die Spieler ausgesucht, die in die Mauer gegangen sind – und das konnten keine Leute sein, die Angst vor dem Ball hatten. Sie hatten Angst vor dem Ball und sind von ihm weggesprungen, haben ihm den Rücken zugekehrt», hält der aktuelle Experte für «Sky Sport Italia» fest.
Auch Marco Streller haderte bei «blue»: «Also diese Mauer … da würde ich als Goalie durchdrehen! Mann muss doch nur stehenbleiben, dann passiert hier gar nichts. Und Ronaldo springt und dreht sich ab … nein, man muss nur diese Bilder anschauen! Wir hatten beide Christian Gross als Trainer, Mladen Petric und ich. So eine Szene hätten wir am nächsten Tag, Mladen, weiss nicht wie oft gesehen. Löcher in der Mauer, das ist … puh!»
Juve-Trainer Andrea Pirlo wollte die Schuld – Ronaldo blieb auch sonst praktisch unsichtbar – nicht seinem Starspieler zuschieben. «Normalerweise fängt man mit Cristiano Ronaldo schon mit 1:0 an, aber selbst ein erstaunlicher Spieler wie er findet manchmal keinen Weg, ein Tor zu erzielen. Also war es an Federico (Chiesa – d. Red.), grossartig zu spielen und zwei Tore zu schiessen.» Ronaldo habe trotzdem seinen Beitrag geleistet und habe versucht so zu spielen, wie er es wollte. «Leider konnte er uns die Qualifikation nicht schenken.»
Pirlos Fazit ist klar: «Wir haben vier Fehler gemacht in den beiden Partien und im Achtelfinale der Champions League ist das viel.» Nach dem frühen K.o. prasselt viel Kritik auf Pirlo ein. Der frühere Mittelfeld-Stratege bleibt jedoch gelassen: «Ich wurde hierher zu Juventus gerufen, weil es der Beginn eines neuen Projekts ist, mit Blick auf die Zukunft und für mehrere Jahre. Ich fahre ruhig mit meiner Arbeit fort.» Ob die 41-jährige Klub-Legende tatsächlich so viel Geduld von den Juve-Bossen erfährt, darf bezweifelt werden. Zumindest Sportdirektor Pavel Nedved war auf 180. Nach dem Schlusspfiff trat er wütend in eine Werbebande.
Porto kommt weiter – und niemand interessiert's
Trotz der 2:3-Niederlage gab es am Ende nur glückliche Verlierer bei Porto, die dank der Auswärtstorregel (2:1-Sieg im Hinspiel) weiterkamen. «Wir haben heute viel Charakter gezeigt. Die Spieler waren fokussiert und das hat es einfach gemacht für uns», so Porto-Verteidiger Pepe, der mit Ronaldo lange Zeit gemeinsam für Real gespielt hatte.
Nach dem Spiel stellte sich noch Porto-Coach Sérgio Conceição den Fragen der Presse. Beziehungsweise er hatte es vor. Dass sich in Turin die italienischen Journalisten nicht unbedingt für ihn interessieren würden, konnte man noch einigermassen nachvollziehen. Doch als sich dann beim Meeting über Zoom auch keine portugiesischen Medienleute an ihn wandten, dürfte den früheren Nationalspieler dann doch verwundert haben. Wie nachher bekannt wurde, waren für die Absenz seiner Landsleute technische Gründe verantwortlich. Das Resultat blieb: Die wohl kürzeste Pressekonferenz seines Lebens endete nach weniger als einer Minute.