Vier Punkte aus sechs Spielen sind keine überragende Bilanz. Doch die Young Boys haben in dieser Champions-League-Kampagne das geschafft, was ihnen in den ersten beiden Teilnahmen verwehrt blieb.
Bei der Analyse des internationalen Abschneidens lässt sich vorab festhalten, dass YB das grosse Ziel erreicht hat. Mit dem 3. Platz verbleiben die Berner auch im nächsten Jahr im Europacup, was – wie bereits die Qualifikation für die Champions League – nicht selbstverständlich ist. Zumal die UEFA mit der Änderung auf die Saison 2018/19 dafür gesorgt hat, dass es für Teams ausserhalb Europas Top-Ligen noch schwieriger wurde, in die Königsklasse vorzustossen.
Die Auftritte der Young Boys waren besonders im heimischen Wankdorf ansprechend. Die Spitzenteams aus Leipzig und Manchester wurden gefordert, beide Male rochen die Berner an einem Punktgewinn. Und gegen Roter Stern Belgrad holte das Team von Trainer Raphael Wicky mit dem nötigen Wettkampfglück den Sieg, der das europäische Überwintern sicherte.
Angesichts der oft guten Auftritte ist es aus Berner wie aus gesamtschweizerischer Sicht schade, dass am Ende der Gruppenphase nur vier Zähler resultierten. Das sind gleich viele wie 2018 und sogar einer weniger als 2021, als sich die Berner jeweils im 4. Rang der Gruppe klassierten.
Lauper fordert mehr Cleverness
Gegen die beiden Topteams der Gruppe ging YB leer aus, gegen den serbischen Meister kassierte man auswärts den Ausgleich in der 88. Minute. Auch im letzten Spiel gegen das ersatzgeschwächte Leipzig liess der Schweizer Meister eine gute Möglichkeit liegen, Punkte zu ergattern. «Es ist bitter, schon wieder nach einem Match dazustehen, und zu sagen, dass mehr drin gelegen wäre», sagte Sandro Lauper. «Wir müssen auf diesem Niveau einfach cleverer spielen.»
Die Selbstsicherheit, mit der die Young Boys in der heimischen Liga überzeugen, und dank der manchmal auch Spiele gewonnen werden, in denen man nicht dominiert, war international bisher nur in Ansätzen zu sehen. Das hat besonders der letzte Auftritt in Leipzig gezeigt, als die Berner in den Schlussminuten zwar auf den Ausgleich drückten, in den entscheidenden Momenten jedoch zu überhastet und ungenau agierten.
Die dort liegengelassenen Punkte hätte die Schweiz für das Fünf-Jahres-Ranking der UEFA gut gebrauchen können. Dies mag zwar nicht das Hauptanliegen der Berner gewesen sein, ist mittelfristig aber auch wichtig für sie. Anhand der Rangliste wird die Anzahl der europäischen Plätze pro Land ermittelt. Beispielsweise erhalten die Meister der Top-10-Nationen einen Fixplatz in der Champions League. Die Schweiz befindet sich derzeit knapp ausserhalb der Top 10, die Abstände nach vorne und nach hinten sind jedoch gering.
Auf den Auftritten aufbauen
Berner Exploits blieben in der aktuellen Kampagne zwar noch aus, aber immerhin besteht dank dem geglückten Überwintern die Chance, dass diese nach dem Jahreswechsel noch folgen. «Am Ende können wir sicher stolz darauf sein, weiterhin europäisch vertreten zu sein», hielt Lauper fest und kündigte an, auf den bisherigen Auftritten aufbauen zu wollen.
Für YB geht es im Februar in den Sechzehntelfinals der Europa League weiter. Da standen die Gelb-Schwarzen zuletzt in der Saison 2020/21, als die Überraschung gegen Bayer Leverkusen gelang. Mit zwei Siegen (4:3, 2:0) zogen die Berner in die Achtelfinals ein, und scheiterten dann aber deutlich an Ajax Amsterdam (0:3, 0:2).
Wer im kommenden Jahr ihr erster Gegner in der K.o.-Phase sein wird, erfahren die Young Boys am Montag, 18. Dezember, bei der Auslosung in Nyon.
sda