Der FC Basel scheitert gegen die Fiorentina auf die wohl bitterst mögliche Art – mit einem Gegentor in der 129. Spielminute. Das ändert aber nichts an der heroischen Leistung des FCB. Ein Kommentar.
Es ist der 12. November 2002, im St.-Jakob-Park läuft die 29. Spielminute, als Timothée Atouba das 3:0 für den FC Basel erzielt. Gegen den übermächtigen FC Liverpool. In der Champions League. Dem FCB reicht es an diesem Tag vor über 20 Jahren am Ende zum 3:3. Es ist ein Happy End, denn mit diesem erzitterten Punkt schaffte es Basel in die damalige Zwischenrunde. Es war die Saison, in welcher der Begriff «Basler Sternstunden» etabliert wurde und seither in schöner Regelmässigkeit von der Journalisten dieses Landes verwendet wird.
Seither hat der Schweizer Fussball mit dem FC Basel unzählige grosse Abende erlebt. Mit Siegen gegen Manchester United, den FC Chelsea oder Bayern München. Die meisten dieser Erfolge stammen aus Zeiten, als der FC Basel das Nonplusultra im Schweizer Fussball war. Ein Serienmeister, der auch international für Furore sorgte.
Der FCB ist mittlerweile nicht mehr Schweizer Ligakrösus. Er liegt in der Super League 26 Punkte hinter Leader YB und auch vier Punkte hinter einem Platz, der die Teilnahme an einem europäischen Wettbewerb für die nächste Saison garantieren würde. Dennoch waren es wieder die Basler, welche uns Schweizer Fussballfans am Donnerstagabend gespannt den Fernseher anschalten liessen.
Und zwar mehr als einmal. Denn das Halbfinal-Rückspiel gegen die Fiorentina war für Basel, inklusive Qualifikation, das 20. Spiel der laufenden Conference-League-Kampagne. Für ein 21. Spiel, das grosse Finale in Prag, sollte es nicht reichen. Knapper und schmerzhafter hätte es kaum sein können. Als Antonin Barak in der 129. Spielminute zum 3:1 für die Fiorentina trifft, ist der Traum plötzlich geplatzt. Das erste europäische Finale eines Schweizer Klubs und damit Sportgeschichte werden vorerst nicht geschrieben.
Während sich bei den Baslern nach dem Spiel die grosse Enttäuschung breit macht, wird diese hoffentlich bald dem Stolz weichen. Denn was der FC Basel geleistet hat, ist schlicht fantastisch. Auch ohne das grosse Happy End.
Das wichtigste Spiel der Karriere – bis jetzt
Der Verein, welcher in den letzten Jahren eine so turbulente Zeit hinter sich hatte, sorgte mal wieder für europäische Ausrufezeichen. Der FCB holte nicht nur unfassbar viele Punkte für die UEFA-Fünfjahreswertung, er zeigte auch ein weiteres Mal, dass es für Schweizer Klubs international möglich ist, mitzuhalten und Erfolge zu feiern.
Was Basel gerade in dieser schwierigen Saison vollbracht hat, ist kaum in Worte zu fassen. Im Sommer gab es den grossen Kaderumbruch. Von den Spielern in der Startaufstellung gegen die Fiorentina sind acht erst seit der aktuellen Saison beim FCB.
Dass die Basler die lange Europa-Reise mit so vielen jungen Spielern aufnahm, macht es umso beeindruckender. Mit Riccardo Calafiori (22), Wouter Burger (22), Andy Diouf (20), Dan Ndoye (22) und Zeki Amdouni (22) waren die Youngsters nicht nur Stammspieler, sondern Leistungsträger. Sie alle haben eine erste Visitenkarte in Europa abgegeben.
«Das ist das wichtigste Spiel unserer Karriere», sagte Michael Lang im Vorfeld der Partie. Es besteht die berechtigte Hoffnung, dass es für viele der Basler das wichtigste Spiel ihrer Karriere war – bis jetzt. Zu gross das Talent, zu eisern der Wille, zu hoch die Opferbereitschaft. Die Zukunft bei vielen ist rosig, es stehen in Zukunft noch weitere ganz grosse Spiele an.
Das Warten auf ein Schweizer Finale geht aber vorerst weiter. Der FCB hat uns einmal mehr davon träumen lassen. Und er hat wieder für wunderbare Sternstunden gesorgt. Wir werden auch das nächste Mal wieder mitfiebern, mitjubeln und vor allem mitleiden.
Danke, FC Basel, für ein weiteres Kapitel Schweizer Fussballgeschichte. Das ist es nämlich auch ohne den Finaleinzug.