Der FC Basel und die Young Boys haben heute die Chance, sich trotz Rückstand doch noch für die Conference League zu qualifizieren. Saisons ohne Europacup wären für beide Klubs auch aus finanzieller Sicht problematisch.
Der FC Basel trifft heute um 20 Uhr im Rückspiel der Conference-League-Qualifikation auf ZSKA Sofia. Das Hinspiel haben die Basler in Bulgarien mit 0:1 verloren, zu Hause im St. Jakob-Park soll nun die Wende her. Noch etwas schwieriger gestaltet sich die Ausgangslage für die Young Boys. Sie müssen auswärts gegen den belgischen Spitzenklub RSC Anderlecht ran. Im Wankdorf gab es eine unglückliche 0:1-Niederlage.
Der FC Basel und die Young Boys sind die mit Abstand erfolgreichsten Schweizer Klubs auf dem europäischen Parkett. Der FCB steht in der Rangliste der Klub-Koeffizienten auf Rang 29, YB auf Rang 46.
Klubkoeffizienten der Schweizer Vereine
- Rang 29: FC Basel, 55'000
- Rang 46: Young Boys, 37'000
- Rang 138: FC Lugano, 9'000
- Rang 175: FC Zürich, 7'000
- Rang 189: FC Luzern, 6'500
Die beiden Schweizer Spitzenklubs haben auch den Mammut-Anteil der Schweizer Punkte in der Fünfjahreswertung gesammelt. Die letzte Saison, in welcher weder der FC Basel noch die Young Boys in einer Hauptrunde eines europäischen Wettbewerbs vertreten waren, geht auf das Jahr 2001 zurück.
Auf die beiden Vereine kämen beim Verpassen des Europacups gleich mehrere Probleme zu.
Der finanzielle Aspekt
Auch wenn die Conference League nur der drittwichtigste UEFA-Klubwettbewerb ist, um viel Geld geht es trotzdem. Wie bereits in der Vorsaison werden von der UEFA insgesamt 235 Millionen Euro ausgeschüttet. Das ist zwar nur die Hälfte der Europa League und nur etwa ein Zehntel der Prämien der Champions League – lukrativ ist es für die Klubs aber dennoch.
Der FC Basel spielte bereits letzte Saison in der Conference League und verdiente dank einer guten Kampagne mit Platz 1 in der Gruppe insgesamt 10,2 Millionen Euro. Im Achtelfinal war gegen Marseille Schluss, sonst wäre noch mehr Geld drin gelegen.
Ordentlich belohnt wird bereits die Teilnahme an der Gruppenphase, es gibt eine Startprämie von satten drei Millionen Euro. Dazu kommen Punkteprämien (500'000 Euro pro Sieg, 166'000 Euro pro Remis) sowie Prämien für das Überstehen der Gruppenphase. Für jede weitere überstandene Runde gibt's mehr Geld.
Prämien in der Conference League
- 2. Qualifikationsrunde 350'000 Euro
- 3. Qualifikationsrunde 550'000 Euro
- Playoffs 750'000 Euro (hier sind YB und Basel derzeit)
- Gruppenphase 2'940'000 Euro
- Pro Punkt 167'000 Euro
- Gruppensieg 650'000 Euro
- Gruppenzweiter 325'000 Euro
- Sechzehntelfinale 300'000 Euro
- Viertelfinale 600'000 Euro
- Halbfinale 2'000'000 Euro
- Finalist 3'000'000 Euro
- Sieg 5'000'000
Die Prämien sind aber nur ein Teil des finanziellen Anreizes für die Klubs. Ab der Gruppenphase kommen die sogenannten Koeffizientengelder dazu. Die 32 teilnehmenden Klubs werden nach den UEFA-Koeffizienten der letzten zehn Jahre eingeordnet und erhalten dementsprechende Gelder. 44'500 Euro gibt es für das Team mit dem tiefsten Koeffizienten, 1,42 Millionen für das «beste» Team. Da nur Villarreal (wenn sie sich qualifizieren) vor dem FC Basel steht, bekommt der FCB aus diesem Topf garantierte 1,38 Millionen Euro, wenn die Qualifikation für die Gruppenphase gelingt. Die Young Boys liegen nur einige Ränge hinter den Baslern, auch sie hätten durch die Koeffizientengelder zusätzlich über 1 Million Euro garantiert.
Das heisst, alleine die Qualifikation für die Gruppenphase der Conference League ist dank Prämien und Koeffizienten-Gelder sowohl für Basel als auch für YB mindestens 4 Millionen Euro wert – dies, selbst wenn beide Klubs die Kampagne ohne einen einzigen Punktgewinn absolvieren sollten.
In einem Interview mit dem «Blick» verriet YB-Sportchef Christoph Spycher, dass man die Gruppenphase der Europa League mit rund sechs Millionen Euro budgetiert habe. Das sei jedoch noch eine vorsichtige Budgetierung. Spycher erklärte zudem, dass das Verpassen der Gruppenphase finanziell verkraftbar wäre: «Wenn uns das wirtschaftlich in unserer Existenz bedrohen würde, hätten wir in den letzten Jahren etwas falsch gemacht. Aber klar ist: Wir planen jeweils mit einer Gruppenphase.»
Zu den Prämien- und Koeffizienten-Einnahmen kommen noch die Erträge aus Ticketverkäufen hinzu. Das Problem dabei: In der Conference League warten nur selten attraktive Gegner. Der FC Basel spielte letzte Saison in der Gruppe gegen Kairat Almaty (8'700 Zuschauer), Omonia Nikosia (10'056) und Qarabag (10'059) und hätte das Stadion damit nicht mal in allen drei Partien zusammengerechnet gefüllt bekommen. Im Achtelfinal-Rückspiel gegen Marseille waren es dann immerhin knapp über 20'000 Zuschauer im St. Jakob-Park.
Das grosse Kader
Ein zusätzliches Problem, welches die Young Boys und Basel beim Verpassen des Europacups erwartet, wäre die Kaderplanung. Beide Klubs haben das Kader vergrössert, weil man die Mehrfachbelastung durch die Conference League einkalkuliert hat.
Bei den Young Boys stehen derzeit noch 31 Spieler im Kader, Christoph Spycher erklärt dazu: «Es ist nicht gesagt, dass die aktuelle Konstellation unverändert bleibt. Der eine oder andere Spieler oder sein Berater hat uns schon Ende letzte Saison kontaktiert, mit dem Wunsch nach einer neuen Herausforderung. Diese Berater sind gefordert, etwas zu bringen, was auch unseren Vorstellungen entspricht.»
Auch beim FC Basel hat man ordentlich aufgerüstet. Gleich 17 Spieler sind in diesem Sommer neu zum FC Basel gestossen, dazu kommen drei Spieler, die von einer Leihe zurückkehrten. Natürlich gab es beim FCB auch zahlreiche Abgänge, dennoch stehen gemäss transfermarkt.ch satte 33 Spieler im Profikader.
Speziell die Offensive ist mit Liam Millar, Joelson Fernandes, Anton Kade, Dan Ndoye, Sayfallah Ltaief, Andi Zeqiri, Zeki Amdouni, Kaly Sène, Jean-Kévin Augustin, Bradley Fink, Adam Szalai und Tician Tushi mehr als nur überbesetzt. «Unsere Planung ist auf die Conference League ausgelegt», sagte FCB-Kaderplaner Philipp Kaufmann vor dem Hinspiel gegenüber blue News.
YB und Basel werden ihre Kader bestimmt noch verkleinern. Verpassen sie jedoch das europäische Geschäft, wird der Kaderschnitt noch drastischer ausfallen (müssen), als ursprünglich geplant.
Der Druck auf die Trainer steigt
Sowohl beim FC Basel als auch bei den Young Boys war die Qualifikation für die Conference League eines der Saisonziele. Sollte dies misslingen, wäre das schon ein herber Rückschlag für die neuen Trainer Alex Frei und Raphael Wicky.
Speziell beim FC Basel dürfte es für Alex Frei schnell unangenehm werden. Schliesslich ist der Start in die Super League mit vier Spielen ohne Sieg schon ordentlich misslungen. Wird nun auch noch die Conference League verpasst, steht Alex Frei bereits Ende August mit dem Rücken zur Wand, zumal der FC Basel ein äusserst breites und auf dem Papier auch sehr starkes Kader hat.
Ruhiger wäre der Alltag trotz des Verpassens der Conference League für Raphael Wicky. Sportchef Christoph Spycher erklärte im Blick, dass man sehr zufrieden sei, wie Steve von Bergen und Raphael Wicky die YB-Werte hochhalten und die Richtung vorgeben, in die man gehen wolle: «Manchmal erreicht man Ziele, manchmal nicht. Resultate sind aber nicht das einzige Kriterium zur Beurteilung der Arbeit.»
Selbst bei einem Scheitern gegen Anderlecht könnte man sich bei YB immerhin mit dem guten Saisonstart trösten. Da liegen die Berner nämlich souverän an der Tabellenspitze.