Fribourgs Hockey-Wunder Eigentlich völlig überaltert, aber trotzdem nicht zu stoppen 

Marcel Allemann

15.10.2021

Ein derzeit gewohntes Bild: die Fribourg-Spieler am Jubeln.
Ein derzeit gewohntes Bild: die Fribourg-Spieler am Jubeln.
Bild: Keystone

Die Gruppenphase in der Champions Hockey League haben sie mit dem Punktemaximum abgeschlossen, in der National League konnten sie siebenmal in Folge gewinnen und sind nach Verlustpunkten Leader. Die Leistungen des HC Fribourg-Gottéron verblüffen. Das sind die Gründe.

Marcel Allemann

Ein eingespieltes Team

Die Freiburger gingen mit einem praktisch unveränderten Kader in die neue Saison. Raphael Diaz als Königstransfer und Mauro Dufner sind gekommen, Marc Abplanalp und David Aebischer gegangen, dazu kam noch der Rücktritt von Viktor Stalberg. Das ist alles – so wenig Bewegung war in keinem anderen Team der National League. Gottéron verfügt über eine bereits eingespielte Mannschaft, was in der ersten Phase dieser neuen Saison ein riesiger Vorteil ist, der auch ausgespielt wird.

Der Transfer von Raphael Diaz

Die ganz grossen, matchentscheidenden Akzente auf dem Eis konnte der Königstransfer zwar erst selten setzen, aber glücklich über die Verpflichtung des langjährigen Zugers ist man in Freiburg trotzdem. Denn Raphael Diaz brachte meisterliche Tugenden und seine grosse Professionalität mit in die Kabine, was die Mannschaft entscheidend weiterbringt. Der Nati-Captain schiebt Extra-Schichten, nimmt sich den Jungen an, ist Leader, Vorbild und Ausbildner zugleich. Wäre Diaz in seiner Heimatstadt Zug geblieben, hätte der aktuell fernab seiner Bestform aufspielende EVZ vermutlich einige Probleme weniger.

Der Tausendsassa Christian Dubé

Als Sportchef Christian Dubé im Oktober 2019 Mark French als Trainer entliess und selbst als Headcoach an der Bande die Verantwortung übernahm, war dies zunächst als Notlösung angedacht. Doch aus Dubés Doppelmandat als Trainer und Sportchef ist für Gottéron längst ein perfekter Dauerzustand geworden, inzwischen mit Vertrag bis 2023. Trainer Dubé hat der Mannschaft ein überzeugendes System verpasst, das auf sehr viel Disziplin beruht und bei dem die Special Teams (Überzahl, Unterzahl) überzeugen. Sportchef Dubé hat gemäss der Aussage und der Vorgabe von Präsident Hubert Waeber eine halbe Million Franken gespart und trotzdem Raphael Diaz verpflichtet. Ein Leistungsausweis, der sich sehen lassen kann.

Die Routine als Erfolgsfaktor

Die Mannschaft von Fribourg ist verhältnismässig alt, streng genommen sogar völlig überaltert. Goalie Reto Berra (34), die Verteidiger Philippe Furrer (36), Ryan Gunderson (36), Raphael Diaz (35), Jérémy Kamerzin (33), Benjamin Chavaillaz (32) und die Stürmer Julien Sprunger (35), David Desharnais (35), Andrei Bykov (33), Chris DiDomenico (32), Daniel Brodin (31), Mauro Jörg (31), Kilian Mottet (30), Matthias Rossi (30) und Yannick Herren (30) sind alle über 30. Insgesamt sind das nicht weniger als 15 Spieler – oder fast drei Blöcke. Doch diese Routine erweist sich für die Freiburger oft als Erfolgsfaktor, wenn es darum geht, enge Spiele zu ihren Gunsten zu entscheiden, und Abgeklärtheit gefragt ist.

Das Skoring aus der zweiten Garde

Die Routiniers liefern bei Fribourg. Mottet (6 Tore), Sprunger (5 Tore), DiDomenico (4 Tore), Desharnais (4 Tore) und Brodin (3 Tore) tragen das Team in der National League in der Offensive. Aber nicht nur sie. Gottéron erhält derzeit auch viele Skorerpunkte aus der zweiten Garde. Von einem Mauro Jörg (2 Tore, 8 Assist), der gerade seinen zweiten Frühling erlebt. Von einem Nathan Marchon (5 Tore, 4 Assists), der durchstartet. Oder von einem Samuel Walser (4 Tore, 3 Assists), der auf einem hohen Niveau performt. Deshalb ist Fribourg in der aktuellen Verfassung für die Gegner kaum berechenbar und so schwer zu stoppen.

Der achte Sieg in Folge?

Die Herausforderungen werden den Freiburgern indes nicht ausgehen. Heute Abend in der National League sind sie zwar gegen das kriselnde Servette haushoher Favorit, aber Romand-Derbys haben ihre eigenen Gesetze. Es gilt, eine beeindruckende Serie auszubauen. Die letzten sieben Spiele konnte Gottéron allesamt gewinnen. Eine solch grandiose Ausbeute realisierten die Drachen letztmals in der Saison 1992/93 – zu Zeiten von Andrei Bykovs Vater Slava und dessen kongenialem Partner Andrei Chomutov.

Und in der Champions Hockey League wartet in den Achtelfinals mit Red Bull München jene Mannschaft, die Schweizer Meister EV Zug in der Gruppenphase alt aussehen liess. Dies hat die Auslosung am Freitagmittag ergeben.

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