Schwarzer Abend für das einheimische Eishockey in der Champions League. Die drei Schweizer Teams verpassen das Halbfinal. Eine Ursachenforschung.
Mitte Oktober war die Welt für das Schweizer Hockey noch in Ordnung. Von den fünf Schweizer Vertretern in der Champions Hockey League blieb nur der HC Ambri-Piotta in der Gruppenphase hängen. Im Achtelfinal war dann für Schweizermeister Bern Zapfenstreich. Die Mutzen verloren das Duell gegen den schwedischen Spitzenklub Luleå mit dem Gesamtskore von 2:7 klar.
So ruhten die Schweizer Hoffnungen in den Viertelfinals auf Lausanne, Zug und Biel. Während die Waadtländer und die Innerschweizer komplett chancenlos blieben, scheiterte Biel gegen Frölunda trotz vorzüglicher Ausgangslage (3:2-Sieg im Hinspiel) und Heimvorteil grandios.
Die Seeländer sahen bis 170 Sekunden vor Schluss wie der sichere Halbfinalist aus, ehe dem Team von Trainer Antti Tormänen die Partie aus dem Ruder lief (Video oben).
Die grosse Lücke
Biels Auftritt – der mit Abstand beste am Dienstagabend der Schweizer Teams – war vielleicht sinnbildlich für die Leistung der Schweizer Teams insgesamt dieses Jahr: Man ist nah dran, aber am Ende fehlt etwas. Vor allem im Vergleich mit den Schweden, die drei von vier Halbfinalisten stellen. Teleclub-Experte Morgan Samuelsson über die Stärkeverhältnisse in den europäischen Ligen: «Die Schweiz ist sicher nicht die beste Liga ausserhalb der KHL. Die Schweden sind uns weit voraus. Auch die finnische und tschechische Liga ist der National League ebenbürtig.»
Gründe für die Vorreiterrolle der Schweden sieht er in der Ausbildung der Spieler: «In Schweden sind die 18-Jährigen taktisch perfekt ausgebildet und physisch stark, was vor allem den jungen Schweizer abgeht. Hierzulande kann man nur tempomässig mit den Schweden mitgehen.»
Überraschend ist der Klasseunterschied am Ende des Tages dann nicht, wie Samuelsson erläutert: «Sie haben 170 Spieler in der NHL, das sind neun Hockeyteams, während die Schweiz gerade mal auf 12 Spieler kommt.» Und konstantiert: «Dieser Unterschied ist gewaltig.»
Lösungsansätze
Diese Lücke kann seiner Meinung nach also einerseits nur mit einer noch besseren Ausbildung geschlossen werden, andererseits mit mehr Spielen gegen Top-Teams. «So lernt man, was noch fehlt», meint Samuelsson. Teleclub-Kommentator Stefan Flückiger wünscht sich, dass man in der Schweiz das Eishockey auch kulturell mehr verankert. «In Schweden trainieren die Junioren zwei Mal am Tag und können daneben in die Schule gehen. In der Schweiz gibt es nur wenige solche Angebote.» Und er ergänzt: «Die gut doppelte Anzahl lizenzierter Spieler ermöglicht natürlich auch eine breitere Basis.»
Die Champions Hockey League ist für die Schweiz also auch bedeutsam, weil man hier auf andere Hockeykulturen trifft. Generell ist der Stellenwert des Wettbewerbs in den letzten Jahren gewachsen und die Vereine scheinen die Teilnahme nicht mehr wie früher nur als zusätzliche Belastung wahrzunehmen. Nur schmerzen dann vermeidbare Niederlagen wie jene des EVZ natürlich doppelt.
Immerhin können die Schweizer Klubs nächste Saison beweisen, dass sie tatsächlich zu den besten Teams Europas gehören. In der Länderrangliste rangiert die Schweiz immer noch auf dem guten zweiten Platz, womit auch nächste Saison fünf Schweizer Klubs spielberechtigt sind. Es gibt also Chancen für Wiedergutmachung.