Am Samstag und Sonntag setzt das Schweizer Nationalteam die WM-Vorbereitung mit zwei Partien in Weinfelden gegen Lettland fort. Im Vorfeld zu reden gibt die Ausbootung von Captain Raphael Diaz und Simon Moser.
Nationaltrainer Patrick Fischer hat von Nationalmannschaftsdirektor Lars Weibel den klaren Auftrag erhalten, das Team im Hinblick auf die WM 2026, die wohl in der Schweiz stattfindet, umzubauen. Dies setzt Fischer bereits vor der am 13. Mai beginnenden WM in Finnland um, in dem er den 36-jährigen Diaz und den 33-jährigen Moser nicht mehr berücksichtigt hat. Die beiden vereinen sieben Olympia- sowie 15 WM-Teilnahmen und gehörten sowohl 2013 als auch 2018 zum Team, als die Schweizer jeweils WM-Silber gewannen. Diaz war zudem seit der Saison 2017/18 der Captain der Mannschaft.
Insbesondere Letzterer hatte mit einem Aufgebot gerechnet, allerdings drückte auch Moser sein Unverständnis aus. Patrick Fischer betonte, dass es extrem schwierig sei, den richtigen Zeitpunkt für einen solchen Schritt zu finden. Er ist sich selbstredend bewusst, was die zwei für das Nationalteam geleistet haben. Jedoch ist für Fischer die logische Konsequenz eines Umbruchs, den Kern der Mannschaft zu erneuern.
Fehlende Zeit
Dass dieser Schritt bereits vor der WM und nicht erst nächste Saison vorgenommen wird, hat auch mit der enttäuschenden Olympia-Kampagne in Peking zu tun – die Schweizer verloren vier von fünf Spielen und schieden im Viertelfinal gegen Finnland (1:5) aus. «Die Mannschaft war nicht so wach wie auch schon», sagte Fischer. Er vermisste von seinen Spielern teilweise, «die Extra-Meile zu gehen», stellte allerdings klar, dass nicht ein Einzelner die Schuld trage.
Lars Weibel ergänzte im Gespräch mit der Nachrichtenagentur Keystone-SDA: «Unsere Verantwortung ist, das Eishockey hierzulande weiterzuentwickeln. Wir haben gar nicht die Zeit abzuwarten. Das sind wir unseren Fans und den jungen Spielern schuldig.» Diskutiert wurde dieser Schritt schon nach der letztjährigen WM in Riga, die mit dem bitteren Ausscheiden im Viertelfinal gegen Deutschland (2:3 n.P. nach 2:0-Führung) geendet hatte.
«Es ist nie zu spät», sagt Weibel. «Würden wir unsere Erkenntnisse nicht umsetzen, würden wir uns etwas vormachen. Wir haben eine klare Idee, von der wir überzeugt sind. Von daher gab es kein Abschätzen, wann der richtige Zeitpunkt ist. Gibt es eine Garantie? Nein, sicher nicht.» Von daher versteht Weibel, dass nach dem Verzicht auf Diaz und Moser Fragen aufkommen.
Eine Interpretationsfrage
In der dritten Vorbereitungswoche zum Kader gehört dagegen der bald 39-jährige Andres Ambühl, der vor seiner 17. WM steht, womit er vor Mathias Seger alleiniger Rekordhalter wäre. Ist das nicht ein Widerspruch? «Ja und nein», so Weibel, «es ist eine Interpretationsfrage. Wenn man sein Energieniveau, sein Level in den Zweikämpfen, seine Präsenz vor dem gegnerischen Tor betrachtet, erfüllt Andres diese Qualitäten nicht nur, sondern ist diesbezüglich ein Vorbild. Insofern ist er zwar in die Jahre gekommen, aber dennoch zurecht dabei.»
So oder so werden die Schweizer in Finnland mit einer auf dem Papier stärkeren Mannschaft auftreten. Garant dafür sind die NHL-Spieler, die im Gegensatz zu Peking zur Verfügung stehen. Weibel rechnet damit, dass die meisten jener, welche mit ihren Teams die Playoffs verpasst haben, unter anderen Timo Meier und Nico Hischier, mithelfen können, die angestrebten Halbfinals zu erreichen. Auch Roman Josi, Kevin Fiala und Nino Niederreiter könnten noch ein Thema werden, falls sie mit ihren Teams in der ersten Runde ausscheiden.
Bei letzteren beiden läuft allerdings der Vertrag aus, weshalb eine WM-Teilnahme für den Schweizer Verband eine betriebswirtschaftliche Herausforderung wäre. «Spieler in den Lohnkategorien von Kevin und Nino sind für uns richtig teuer, wir machen aber natürlich alles, um die bestmögliche Mannschaft aufzustellen», sagt Weibel. Zuerst einmal stehen nun aber die Partien gegen Lettland auf dem Programm.