Vier grosse Finals hat er verloren. Jetzt hat es Raphael Diaz endlich geschafft. Mit seinem EVZ. Dass dieser ab sofort nicht mehr sein EVZ ist, macht es noch emotionaler.
Er hat in der NHL gespielt, mit der Schweiz zwei WM-Silbermedaillen gewonnen, aber er musste 35 Jahre alt werden, um seine Karriere zu krönen und Meister zu werden. Raphael Diaz, der Nati-Captain, dieser ehrgeizige Musterprofi, dieses aussergewöhnliche Talent, das all die Jahre immer so viel Enthusiasmus für seinen Sport an den Tag legte und alles daran setzte, immer noch besser zu werden.
Eine grossartige Karriere hatte er hingelegt. Ohne Zweifel. Aber war trotzdem am Ende immer nur der ewige Zweite. Vier grosse Finals hat Diaz verloren. Mit der Nati an der WM 2013 und der WM 2018 jeweils gegen Schweden. Mit dem EVZ im Playoff 2017 und 2019 jeweils gegen Bern. Es waren bittere Niederlagen, die an ihm nagten. Doch nun hat er es doch noch geschafft. Und es wird in diesem Land keinen Berufskollegen geben, der ihm das nicht gönnen mag.
«Es ist wie in einem Film»
Kaum ist am Freitagabend die Schlusssirene ertönt, der 3:0-Endstand in der Finalserie gegen Servette und der erste Zuger Meistertitel nach 23 Jahren sichergestellt, wird der gestandene Hockeyprofi von seinen Gefühlen übermannt. Diaz hat Tränen in die Augen. Er erlebt Emotionen, für die es eigentlich keine Worte gibt. Später versucht er sein Innenleben jedoch trotzdem in solche zu verpacken: «Es ist die pure Freude, es ist unglaublich, es ist wunderschön. Aber man realisiert es noch gar nicht, es ist wie in einem Film.»
Ein Film, der einerseits kitschig, aber auch dramatisch ist. Denn zeitgleich zum ersten Meistertitel heisst es für ihn Abschied nehmen. An jenem Tag, an dem er den Meisterpokal für seinen EVZ in die Höhe stemmen konnte, das grosse Ziel endlich erreicht war, stand er auch letztmals für seinen EVZ auf dem Eis. Diaz wechselt ausgerechnet in der Stunde des ultimativen Triumphes zum HC Fribourg-Gottéron.
Ein Verein verliert sein Gesicht und seinen Botschafter
Es ist ein Transfer, der schwer nachvollziehbar ist. Der Sohn eines Spaniers und einer Schweizerin ist im Herti-Quartier gleich neben der Eishalle aufgewachsen, hat mit 17 in der ersten Mannschaft debütiert und abgesehen von seinem fünfjährigen NHL-Abstecher immer nur für Zug gespielt. Auch wenn es anderswo durchaus mehr zu verdienen gegeben hätte.
Er ist nicht nur das Gesicht, sondern auch der perfekte Botschafter des EVZ und lächelt einem in Zug von manch einer Plakatsäule an. Es gibt in Zug auch eine Golf-Charity, in der jährlich für einen guten Zweck Geld gesammelt wird und eine Hockey-Trophy für den Nachwuchs, die beide unter seinem Namen laufen.
Denn es war Diaz ein Anliegen, dass in Zug auch Kinder Eishockey spielen können, die finanziell nicht so gut gestellt sind. Weil auch er selbst in bescheidenen Verhältnissen aufgewachsen ist und seine Eltern berufliche Sonderefforts leisten mussten, um ihrem Sohn dieses nicht ganz billige Hobby zu ermöglichen.
Die Sturheit des EVZ hat Diaz gekränkt
Und trotzdem machen der EVZ und Diaz nun Schluss. Ausgerechnet jetzt. Und das ohne wirkliche Not, sondern weil sie sich nicht über die Dauer des neuen Vertrages einig geworden sind. Diaz wollte eigentlich bleiben, wie er mehrmals bekräftigte. Und mit einem Vierjahresvertrag zu geringerem Lohn den Herbst seiner Karriere angehen, Zug mit ihm dagegen nur für drei Saisons verlängern.
Diaz sagt, dass er auch einen Dreijahresvertrag akzeptiert hätte, wenn er die Option für ein viertes Jahr für den Fall des Gewinn des Meistertitels, mit dem es nun ja auch geklappt hat, erhalten hätte, doch auch darauf habe sich der Verein nicht eingelassen. Das muss ihn schwer gekränkt haben. Und so unterschrieb der Verteidiger für vier Jahre in Fribourg, was im vergangenen Dezember publik und im Januar offiziell wurde.
Deshalb geschieht im kommenden Herbst dann tatsächlich das Unvorstellbare. Raphael Diaz, den sie alle in Zug nur «Raffi» nennen, wird in der National League erstmals in einem anderen Dress als jenem seines EVZ auflaufen. An diesen Anblick werden sich alle Schweizer Hockeyfans erst einmal gewöhnen müssen und jene, die Zug nahe stehen wohl nie gewöhnen können.