Philipp Kuraschew Er überraschte alle, wollte aber mehr

sfy, sda

12.10.2021 - 18:30

Philipp Kuraschew will sich auf der geglückten letzten Saison nicht ausruhen.
Philipp Kuraschew will sich auf der geglückten letzten Saison nicht ausruhen.
Bild: Keystone

Philipp Kuraschew hat in seiner ersten Saison in der NHL überzeugt. Nun will er den nächsten Schritt machen und konstanter werden.

Keystone-SDA, sfy, sda

Eigentlich sah das Drehbuch der Chicago Blackhawks für Kuraschew vor, dass er in der vergangenen Spielzeit weitere Erfahrungen in der AHL sammelt und noch nicht fix zum NHL-Team gehört. Doch es kam anders, der 21-Jährige überraschte die Verantwortlichen im Winter im Trainingslager und profitierte auch von Verletzungen seiner Teamkollegen.

Kuraschew hatte die Hausaufgaben, mit mehr Tempo zu spielen und defensiv verantwortungsbewusster zu werden, gut erledigt. Er schaute viel Videomaterial und nutzte die Zeit beim HC Lugano, um sich in diesen Bereichen zu verbessern – die NHL-Saison begann wegen der Coronavirus-Pandemie erst am 13. Januar. Deshalb war er bei der Rückkehr nach Nordamerika deutlich weiter, als General Manager Stan Bowman und Trainer Jeremy Colliton erwartet hatten.

Kuraschew bestritt 54 der 56 Qualifikationspartien und erzielte je acht Tore und Assists. Er stand durchschnittlich während etwas mehr als 13 Minuten auf dem Eis und kam auch regelmässig im Powerplay zum Einsatz. Obwohl ihm, für einen Rookie nicht unüblich, die Konstanz in den Leistungen fehlte, hielt Colliton an ihm fest und baute ihn auf, statt ihn zu degradieren. Das unterstreicht, wie überzeugt der Trainer von Kuraschew ist. Er schätzt am Schweizer unter anderem, dass er den Puck haben will und er über einen guten Hockey-IQ verfügt.



Vom Vater profitiert

In der Konstanz sieht Kuraschew mit Blick auf die nun beginnende Saison denn auch das grösste Steigerungspotenzial. «Es ist sehr schwierig, bei so vielen Partien immer in Topform zu sein. Das zeichnet jedoch die besten Spieler aus. Daran arbeite ich sicher hart», sagt er im Gespräch mit der Nachrichtenagentur Keystone-SDA. Insgesamt bezeichnet er seine Leistungen «für eine erste Saison als nicht schlecht. Ich wollte aber mehr.»

Kuraschew wurde das Eishockey sozusagen in die Wiege gelegt. Sein Vater Konstantin spielte von 1982 bis 1991 für Krylja Sowetow Moskau in der höchsten Liga der Sowjetunion. Nach deren Zerfall wechselte dieser nach Österreich, ehe er 1998 in der Schweiz als Assistent von Arno Del Curto beim HC Davos seine Trainerkarriere begann. Davos ist auch jener Ort, an dem Philipp Kuraschew zur Welt kam. «Mein Onkel war auch Spieler und ist nun Trainer. Von daher steht Eishockey in unserer Familie hoch im Kurs. Ich liebe den Sport einfach, er ist mein Leben. Ich machte von klein an nur das», erzählt der zweifache WM-Teilnehmer.

Selbstredend hat Philipp Kuraschew stark von seinem Vater profitiert. Mit ihm hat er auch heute noch fast täglich Kontakt. «Wenn ich etwas brauche, hilft er mir, sonst lässt er mich in Ruhe, reden wir über andere Sachen.» Bereits 2016 zog Kuraschew junior nach Nordamerika, um für das Juniorenteam Québec Remparts zu spielen. «Ich habe die drei Jahre dort sehr genossen, kann es allen nur empfehlen. Da mein Ziel stets die NHL war, fanden mein Agent und meine Familie, das sei der beste Weg für mich. Bis jetzt ist es aufgegangen», sagt Kuraschew, der 2018 von Chicago im Draft als Nummer 120 gezogen worden ist.

Gute Perspektiven

Das kann man so sagen. Die Perspektiven sind jedenfalls gut. Es sieht so aus, als würde der schweizerisch-russische Doppelbürger in der zweiten Linie zusammen mit Dominik Kubalik und Center Jonathan Toews in die Saison starten. Letzterer, notabene der Captain des Teams, verpasste die gesamte letzte Spielzeit wegen des so genannten chronischen Immunreaktionssyndroms. Nun ist er zurück: Im letzten Vorbereitungsspiel gelangen ihm zwei Tore.

Toews hat mit Chicago schon dreimal den Stanley Cup gewonnen – 2010 2013 und 2015. Bei diesen drei Triumphen ebenfalls dabei war Patrick Kane, der während des Lockouts in der Saison 2012/13 20 Partien für den EHC Biel absolvierte. Kane gehört immer noch zu den Besten seines Faches. Was zeichnet ihn aus? «Er will jeden Tag der Beste sein, im Training, im Spiel, gibt immer Vollgas», so Kuraschew. «Es ist cool, dies zu sehen.» Hoffentlich erreiche er eines Tages auch dieses Niveau. Man darf jedenfalls gespannt sein, was das Drehbuch in der kommenden Saison für Kuraschew vorsieht.