ZSC-Meisterschütze Meisterschütze Samuelsson: «Komischerweise war der Gotthard geschlossen»

Luca Betschart

7.4.2020

Zürichs Meisterhelden 2001: Torhüter Ari Sulander (links) und Morgan Samuelsson.
Zürichs Meisterhelden 2001: Torhüter Ari Sulander (links) und Morgan Samuelsson.
Bild: Keystone

Heute vor 19 Jahren schiesst Morgan Samuelsson die ZSC Lions gegen Lugano in der Verlängerung des siebten Spiels zum Meistertitel. Im Interview mit «Bluewin» erklärt er, warum ihm sowohl die Anreise als auch die Heimfahrt in besonderer Erinnerung bleibt.

Nachdem er für einige Jahre in Deutschland und kurz in Österreich anheuert, führt Morgan Samuelssons Weg 1999 in die Schweiz. Mit überzeugenden Leistungen empfiehlt er sich in der Nationalliga B beim HC Thurgau für höhere Aufgaben. «Ich war mehr als genug gut für die Nationalliga A, aber es war zu dieser Zeit schwieriger, in die Schweiz zu kommen. Es gab nur drei Ausländerplätze pro Team», blickt der Schwede im Gespräch mit «Bluewin» zurück.

Im Dezember 2000 wird Samuelsson vom HC Davos zum zweiten Mal in Folge als Verstärkungsspieler für den Spengler Cup engagiert – zum zweiten Mal führt er die Bündner zum Triumph. Vor allem die Zusammenarbeit mit HCD-Trainer Arno del Curto funktioniert auf Anhieb. «Zwei Verrückte passen gut zusammen. Er hielt mich damals für verrückt und ich ihn auch. Das hat gut gepasst», sagt Samuelsson heute.

Samuelsson nutzt seine Chance

Zum Ende der Saison 2000/01 bietet sich Samuelsson dann die grosse Chance in der obersten Schweizer Liga. Für die letzten Spiele der Qualifikation und die Playoffs wechselt er zu den ZSC Lions, hat aber einen schweren Stand – obwohl ihm mit einem Hattrick im ersten Spiel der perfekte Einstand gelingt. Zwar spielt er im Playoff-Viertelfinal gegen Rappi (4:0) jedes Spiel, ab dem Halbfinal wird er von Trainer Larry Hurras aber nicht mehr eingesetzt.

Erst als die Zürcher in der Finalserie gegen Lugano mit 1:3 in Rücklage sind, darf Samuelsson wieder ran – und leitet prompt die Wende ein. «Viele Leute vergessen, dass ich im Spiel 5 in Lugano nach 17 Sekunden den Führungstreffer durch Michel Zeiter vorbereitet habe. Dann war der Glaube an die Wende wieder spürbar.»

Nicht vergessen werden die Fans dagegen, was anschliessend kommt. Samuelsson skort auch im sechsten Duell, erzwingt mit seinen Teamkollegen das Entscheidungsspiel in der Resega und hat da am 7. April 2001 seinen grossen Auftritt. Nachdem der «Z» lange einem Rückstand hinterherrennt, bereitet er den Ausgleich durch Michel Zeiter mustergültig vor. «Ein wunderschöner Assist, den ich in meinem Leben nicht vergessen werde», so der 52-Jährige. Es kommt noch besser.

«Ich wusste: Jetzt ist fertig»

Nach zehn Minuten in der Verlängerung entscheidet Samuelsson mit einem Kunstschuss die Meisterschaft. «Kurz davor mache ich im Back-Checking einen grossen Fehler. Dann rettet Matthias Seger die Situation, ich bekomme die Scheibe und als ich über die rote Linie fahre, wird mir warm im ganzen Körper. Ich weiss: Jetzt ist fertig. Ich war 100-prozentig davon überzeugt, dass ich treffe, bevor ich geschossen habe.» Ausgerechnet Samuelsson, der erst kurz vor den Playoffs zur Mannschaft stösst und oft überzählig ist, avanciert zum Meister-Helden.

Während beim Public Viewing im Hallenstadion in Zürich alle Dämme brechen, eskaliert die Situation in der Resega bei der Pokalübergabe. Aufgebrachte Lugano-Fans schiessen mit Feuerwerkskörper und stürmen das Eisfeld. Die Spieler müssen in die Katakomben flüchten.

Allen Hindernissen zum Trotz

«Es war einfach schade, dass wir die Pokalübergabe nicht auf dem Eis zu Ende bringen konnten», sagt Samuelsson. «Vor allem die zahlreichen Steine, die nach dem Spiel bei der Abfahrt auf unseren Bus flogen – das war schon krass. Erst kurz vor Ambri kehrte wieder Ruhe ein.» Nach einem Zwischenstopp im Dorf von Luganos Kantonsrivalen, um Biernachschub zu besorgen, kann der Teambus auf dem Rückweg nach Zürich immerhin durch den Gotthard fahren.

Ein Luxus, der den Löwen auf der Hinreise verwehrt bleibt. «Komischerweise war der Gotthard geschlossen, wir mussten über den Pass», verrät Samuelsson. «Natürlich gab es Stau, wir brauchten enorm viel Zeit. Ich kann mich erinnern, der Bus fuhr so langsam, dass wir oft ausgestiegen und den Gotthard runtergelaufen sind.» An diesem Tag sind Samuelsson und Co. aber von keinem Hindernis zu stoppen.

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