NHL-PlayoffsNeu gemischte Karten und ein Trostpreis für die Rangers nach der «Play-in-Runde»
Luca Betschart
11.8.2020
Mit dem Ausscheiden der Toronto Maple Leafs nimmt die «Play-in-Runde» am Sonntag ein überraschendes Ende, ab Dienstagabend steigen die Stanley-Cup-Achtelfinals. Ein erstes Fazit zu einem aussergewöhnlichen Saisonfinal.
Ende Juli ziehen 24 Mannschaften in die von der Öffentlichkeit abgeschotteten «Bubble» ein – die Western Conference in Edmonton, die Eastern Conference in Toronto. Knapp zwei Wochen später müssen sich acht Teams bereits wieder verabschieden – darunter auch die beiden Gastgeber und zahlreiche Schweizer Söldner. Bevor es am Dienstagabend mit den Achtelfinal-Paarungen losgeht, zieht «Bluewin» ein erstes Fazit.
Die Stanley-Cup-Achtelfinals
Eastern Conference: Philadelphia Flyers – Montreal Canadiens Tampa Bay Lightning – Columbus Blue Jackets Washington Capitals – New York Islanders Boston Bruins – Carolina Hurricanes
Western Conference: Vegas Golden Knights – Chicago Blackhawks Colorado Avalanche – Arizona Coyotes Dallas Stars – Calgary Flames St. Louis Blues – Vancouver Canucks
Für fast fünf Monate ruht der Spielbetrieb in der NHL aufgrund des Coronavirus ab Mitte März, bevor es am 1. August unter völlig anderen Vorzeichen wieder losgeht. Teams wie die Montreal Canadiens oder die Chicago Blackhawks, deren Playoff-Chancen vor dem Unterbruch minimal sind, erhalten dank der eingeführten «Play-in-Runde» eine unverhoffte zweite Chance – und nutzen sie. Chicago eliminiert das favorisierte Edmonton, die Canadiens überraschen gegen Pittsburgh. Und das vor der Coronazwangspause formstarke Minnesota muss sich dem seither wiedererstarkten Vancouver geschlagen geben. Kurzum: Die Karten auf den Stanley-Cup-Sieg sind komplett neu gemischt.
Die gute Organisation
Die Sicherheitsvorkehrungen für die beiden «Bubbles» sind enorm. Mehr als 220 Sicherheitsleute sollen dafür sorgen, dass niemand die Zone verlässt. Obwohl den Bewohnern mit Kinos, Tennisplätzen und Golfsimulatoren ein möglichst breites Freizeit-Angebot geliefert wird, sind die Tage für die Profis lang.
«Neben den Trainings und den Spielen gibt es nicht allzu viel zu tun», gesteht Nino Niederreiter im Interview mit SRF. Dafür lasse die Organisation nichts zu wünschen übrig. So habe jede Mannschaft ihren eigenen Stock im Hotel, Platzprobleme gibt es keine. «Dean Kukan ist im gleichen Hotel und ich habe ihn noch nicht gesehen», erzählt Niederreiter.
Ein bisschen «WM-Feeling»
Ein Vorteil des Lebens in der «Bubble» sind die kurzen Distanzen. Gespielt wird immer im gleichen Stadion, das sich nur unweit von den Spielerhotels befindet. Die sonst langen Anreisen zu Auswärtsspielen fallen damit weg – ein ungewohntes Privileg für die NHL-Stars. «Das ist sehr angenehm. Es fühlt sich ein wenig an wie an einer WM oder an Olympischen Spielen», sagt Niederreiter. Der grosse Unterschied: «Wenn du wirklich bis in den Final kommen solltest, dauert es knapp 3 Monate. Das wäre dann schon eine sehr lange Zeit.»
Ein Schweizer Trio verbleibt
Für die Mehrheit der Schweizer NHL-Stars verlief die «Play-in-Runde» enttäuschend. Roman Josi und Yannick Weber scheiterten mit Nashville an Arizona, Minnesotas Kevin Fiala blieb trotz überzeugender Auftritte an Vancouver hängen und Gaetan Haas erhielt bei Edmonton nur im letzten Spiel Einsatzzeit.
Vor den Stanley-Cup-Achtelfinals darf ein Trio noch vom grossen Wurf träumen: Nino Niederreiter fordert mit Carolina die Boston Bruins, Dean Kukan und die Columbus Blue Jackets treffen auf Tampa Bay und Washington mit Jonas Siegenthaler duelliert sich mit den New York Islanders.
Ein Trostpreis für die Rangers
Im Normalfall haben die schwächsten Teams der Liga im NHL-Draft die grössten Chancen auf einen frühen Pick. In diesem Jahr aber wurde der Nummer-1-Pick am Montagabend unter jenen Mannschaften vergeben, die in der «Play-in-Runde» hängen geblieben sind – quasi als Trostpreis. Den ergatterten sich dank Losglück die New York Rangers, welche gegen Carolina kein Spiel für sich entscheiden konnten.
Welches Talent als Nummer 1 gezogen werden soll, ist gemäss den Experten klar: Alexis Lafrenière. Der 18-jährige Kanadier brillierte in der Quebec Major Junior Hockey League regelrecht und erzielte in 52 Spielen 112 Skorerpunkte. Womöglich mehr als nur ein Trostpreis für die Rangers …
The order for the first 15 picks in the 2020 #NHLDraft is set!