«Stocktechnisch unglaublich»Niederreiter: «Corvi ist ein genialer Spieler»
sda
20.2.2018 - 04:03
Enzo Corvi ist an den Winterspielen erstmals überhaupt an einem Grossanlass dabei. Für Jugendfreund Nino Niederreiter war schon früh klar, dass Corvi alles für eine grosse Karriere mitbringt.
Das Aufgebot von Corvi für die Winterspiele hatte nicht zwingend erwartet werden können, auch wenn er beim HC Davos eine starke Saison spielt. Der 25-jährige Center hatte bis vor den Olympischen Spielen erst acht Länderspiele bestritten. Nun ist er in Gangneung nicht einfach nur ein Mitläufer, sondern erhält von Nationaltrainer Patrick Fischer viel Verantwortung. Einzig Simon Moser hat von den Schweizer Stürmern in der Vorrunde mehr Eiszeit erhalten als Corvi. In der wichtigen Partie gegen Tschechien (1:4) kam der HCD-Stürmer während mehr als 21 Minuten zum Einsatz, mehr als jeder andere im Schweizer Team. Beim 8:0 gegen Korea trug er sich in die Torschützenliste ein.
Corvi hat einen bemerkenswerten Weg zurückgelegt. Bei den Nachwuchs-Nationalmannschaften wurde er einzig in der U16 berücksichtigt. In der Saison 2011/12 spielte er noch für den EHC Chur in der 1. Liga sowie bei den Elite-B-Junioren. Bei letzterer Equipe stand Yannick Del Curto, der Sohn des HCD-Kulttrainers Arno Del Curto, zwischen den Pfosten. Dieser empfahl Corvi seinem Vater, der ihn zu einer Probeeinheit einlud und schon nach wenigen Minuten begeistert war, obwohl Corvi zu diesem Zeitpunkt im physischen Bereich grosse Defizite aufwies. Somit stand einem Wechsel zu den Davosern nichts im Weg. In der laufenden Meisterschaft ist er mit 18 Toren und 15 Assists in 42 Partien betreffend Punkteschnitt pro Spiel der beste Skorer bei den Bündnern. Corvi macht keinen Hehl daraus, dass er ohne Arnos Sohn kaum da wäre, wo er nun ist.
Auch Corvi hat Schweizer Krankheit
Für den gleichaltrigen Niederreiter, einst ein Teamkollege und enger Freund von Corvi, war schon früh klar, dass er alles mitbringt, um es nach oben zu schaffen. «Er ist ein genialer Spieler und stocktechnisch unglaublich gut», sagte der mit den Minnesota Wild in New York weilende Niederreiter am Telefon gegenüber der Nachrichtenagentur sda. «Und er sieht die freien Räume auf dem Eis extrem gut.» Er sei jedoch einer, der eher den Pass spiele, als zu schiessen. Dies bedauert Niederreiter, da Corvi «einen so guten Schuss hat». Für den NHL-Star ist es ohnehin eine Schweizer Krankheit, nur selten selber den Abschluss zu suchen. «Es ist schwierig, das wegzukriegen.» Das gelte auch für ihn.
Niederreiter erlebt keine einfache Saison, da er gleich zweimal verletzt war, zuerst am Sprunggelenk, danach brach er sich das Wadenbein. Dadurch fehlt es ihm an Kontinuität. «Ich war es mir nicht gewohnt, verletzt zu sein», sagte er. Niederreiter befindet sich mit Minnesota mitten im Kampf um die Playoff-Qualifikation. «Es ist brutal eng, aber das macht auch Spass.»
Niederreiter ein riesiger ein Olympia-Fan
Allerdings wäre Niederreiter gerne in Gangneung. «Ich bin ein riesiger Olympia-Fan, wobei ich die Sommerspiele noch lieber habe.» Das Geschehen in Südkorea verfolgt er so gut es mit der Zeitverschiebung geht. Im Eishockey sah er von den Schweizer Teams einzig die Frauen. Sehr viel schaute er Curling und auch mit den Skifahrern fieberte er mit.
Niederreiter hofft, an den Winterspielen 2022 in Tokio wieder dabei zu sein, am liebsten mit Corvi. Die beiden wuchsen zusammen auf, verbrachten sehr viel Zeit miteinander. Auch die Eltern der beiden kennen sich gut. «Es sind schöne Erinnerungen. Er ist ein herzensguter Mensch, der keiner Fliege etwas zu Leid tun kann», so Niederreiter über Corvi. Nachdem sich die Wege der zwei getrennt hatten, ging der Kontakt verloren.
Dabei hätten beide als Junioren gleichzeitig nach Davos wechseln können, waren doch beide im Probetraining. Doch während Niederreiter früh alles auf die Karte Eishockey setzte und die Lehre zum Heizungsmonteur noch drei Wochen hinschmiss, entschied sich Corvi für den anderen Weg und schloss die Lehre, die gleiche die Niederreiter angefangen hatte, ab. Mittlerweile ist aber auch Corvi oben angekommen, hat er sich mit der Olympia-Teilnahme einen Kindheitstraum erfüllt. Das zeigt, dass es keinen richtigen und keinen falschen Weg gibt.