Die National League wird ihren Spielbetrieb vorläufig bis zum 1. Dezember aufrechterhalten. Danach soll eine neue Lagebeurteilung vorgenommen werden.
Der Bundesrat will mit den am Mittwoch getroffenen Massnahmen – unter anderem wurde die Zuschauerzahl an Grossveranstaltungen auf 50 beschränkt – einen zweiten Lockdown unbedingt verhindern. «Für uns ist es allerdings ein Lockdown», stellt Marc Lüthi, der CEO des SC Bern klar. «Wir sind jeder Möglichkeit beraubt worden, Geld zu verdienen.» Es sei, wie wenn ein Bäcker Brot backe, es aber nicht verkaufen dürfe.
Bis zum ersten Dezember bestreiten die Berner nach aktuellem Stand fünf Heimspiele, bis Ende Jahr wären es deren acht. Jede Partie in der heimischen Arena kostet den Verein rund 500'000 Franken. «Das verlieren wir zusätzlich zu dem, was wir budgetiert haben», erklärt Lüthi. Schliesslich brachte schon die alte Regelung, dass zwei Drittel der Sitzplätze belegt werden dürfen, happige Verluste mit sich. Lüthi betont aber:
«Ich rede nun rein aus wirtschaftlicher Optik, die Massnahmen sind wahrscheinlich berechtigt.»
Patrick Lengwiler, der CEO des EV Zug, äussert sich dahingehend, dass Restriktionen ohne Unterstützung nicht akzeptabel seien. Das sieht auch Lüthi so. Zwar dürften die Vereine im Dezember vom Bund zinslose Darlehen erhalten, das ist jedoch nicht mehr als eine Liquiditätshilfe. «Darlehen mit Rangrücktritt sind besser als nichts, aber es braucht eine Entschädigung. Wir machen ja nicht einen Verlust pro Spiel, den wir irgendwann wieder hereinholen können», sagt Lüthi.
«Eigentlich ein Fass ohne Boden»
In die gleiche Richtung äussert sich Markus Bütler, der CEO der Rapperswil-Jona Lakers: «Zum Überleben sind die Darlehen sicher wichtig. Diese zurückzuzahlen, erachte ich aber als ziemlich schwierig, wenn einem die Wirtschaftlichkeit entzogen wird. Es ist eigentlich ein Fass ohne Boden.»
Deshalb forderten die Präsidenten der zwölf Vereine der National League am Dienstag in einem offenen Brief an den Bundesrat A-fonds-perdu-Beiträge. Für Lüthi und Bütler wäre zudem angebracht, dass die Klubs, obwohl sie spielen, Kurzarbeitsentschädigungen erhalten, da diese genau dazu da sind, das Überleben von Unternehmen zu sichern.
Für befristete Verträge sind solche jedoch nicht mehr möglich – vom 1. März bis 31. August war dies der Fall. Allerdings profitierten die Eishockey-Vereine nur bis zur Aufnahme des Sommertrainings davon. Ein entscheidender Punkt ist für Bütler, dass alle Arbeitnehmer im Eishockey «ihre (Lohn-)Beiträge in all den letzten Jahren ebenfalls geleistet hätten. Das darf nicht vergessen werden.» Insofern findet er die Ungleichbehandlung unfair.
«Wir müssen nun dem Bund zuerst die Chance geben, zu entscheiden, ob er den Sport noch will oder nicht.»
Trotz der entzogenen Wirtschaftlichkeit waren der SCB und die Lakers im Gegensatz zum EV Zug für die Fortsetzung der Saison zumindest bis am 1. Dezember. Warum? «Erstens würden wir sonst auch noch die allerletzten Einnahmen verlieren – die TV-relevanten Werbungen. Und zweitens wären dann auch die Fernsehgelder infrage gestellt», sagt Lüthi. Er will zunächst abwarten, «wie uns geholfen wird. Wenn wir dann wissen, was Fakt ist, können wir darauf bezogen das weitere Vorgehen beschliessen. Wir müssen nun dem Bund zuerst die Chance geben, zu entscheiden, ob er den Sport noch will oder nicht.»
Saisonabbruch? Lüthi: «Das wissen wir momentan noch nicht»
Für Bütler hat das Ganze auch einen emotionalen Aspekt, in einer Zeit, in denen den Leuten viel weggenommen wird. Insofern erachtet er es als wichtig, ihnen zumindest im Fernsehen einen Unterhaltungswert zu bieten. «Momentan gewinnen wir nichts, wenn wir nicht spielen, bleiben doch die Personalkosten gleich.»
Der EVZ dagegen hätte lieber zugewartet, bis sich die Lage wieder etwas beruhigt hat, weil alle Involvierten «möglichst viele Spiele vor möglichst vielen Zuschauern verdient haben» (Lengwiler). Falls Entschädigungen ausbleiben, ist dann der erneute Saisonabbruch unvermeidbar? Lüthi: «Das wissen wir momentan noch nicht. Nun bleiben wir mal positiv.»