ReaktionenCanepa: «Wir sind in der Lage, weiterhin einen sicheren Spielbetrieb zu organisieren»
pat
28.10.2020
Der Bundesrat verschärft die Massnahmen im Kampf gegen die Bewältigung der Covid-19-Pandemie und schränkt Grossveranstaltungen wieder massiv ein. Wie reagiert die Super League? GC, der FCZ und der FCSG haben sich gegenüber «blue Sport» geäussert.
Der Bundesrat beschränkt aufgrund der epidemiologischen Situation mit sofortiger Wirkung öffentliche Veranstaltungen wieder auf 50 Personen. Was bedeutet das für die Profivereine?
SFL will Spielbetrieb weiterführen, aber …
Die Swiss Football League schreibt in einer ersten Stellungnahme: «Der SFL ist bewusst, dass der Senkung der Zahl der Neuinfektionen und der Entlastung des Gesundheitssystems höchste Priorität eingeräumt werden muss. Der Entscheid hat enorme negative Auswirkungen auf die finanzielle Situation der SFL-Klubs. Dennoch setzt die Liga alles daran, den Spielbetrieb weiterzuführen.»
Ferner würden mit dem erneuten Verbot des Besuchs von Fussballspielen den Klubs die wichtigsten Einnahmequellen wegbrechen. Die Rede ist von «Einkünften am Spieltag aus Ticketing, Catering und VIP-Kunden».
Die Klubs hätten in den letzten Wochen viel Energie «in die Ausarbeitung der hochprofessionellen und von allen Seiten gerühmten Schutzkonzepte» investiert und so hohe Kosten in Kauf genommen. Die finanzielle Lage der Vereine spitze sich aufgrund der Zuschauerbeschränkung weiter zu, Spiele ohne Zuschauer seien eine «existenzielle Bedrohung», schreibt die SFL.
Das Verständnis für die getroffenen Massnahmen ist nicht restlos gegeben, wie folgende Aussage verdeutlicht: «Nach nur wenigen Fussballspielen mit der höheren Zuschauerkapazität, bei denen keine einzige nachweisbare Covid-19-Ansteckung stattfand, sind die Klubs bereits wieder mit massiven Einschränkungen konfrontiert.»
Canepa: «Kurzarbeit für Berufssportler muss geprüft werden»
FCZ-Präsident Ancillo Canepa sagt gegenüber «blue Sport»: «Der Entscheid des Bundesrates, im Profifussball nur noch Geisterspiele zuzulassen, war zu erwarten. Dass der Bewältigung der Corona-Krise grösste Priorität eingeräumt wird, akzeptieren wir selbstverständlich.»
Allerdings betont Canepa auch, dass ein weiterer grosser finanzieller Schaden entstehen werde: «Damit die Liquidität sichergestellt werden kann, ist es unabdingbar, dass die vom Bund in Aussicht gestellten Notkredite, welche notabene zurück bezahlt werden müssen, rasch und unbürokratisch gewährt werden. Auch die Frage nach der Gewährung von Kurzarbeit für Berufssportler muss geprüft werden.»
«Der Sport eine gleichwertige Unterstützung erhalten wie kulturelle Institutionen»
Und weiter: «Dass der Fussball gesellschaftspolitisch und auch wertschöpfungsmässig eine grosse Bedeutung hat, wird mittlerweile von vielen anerkannt. Deshalb sollte der Sport eine gleichwertige Unterstützung erhalten wie kulturelle Institutionen.»
Beim FCZ habe man in den letzten Wochen viel Energie und Ressourcen in die Ausarbeitung eines professionellen Schutzkonzeptes investiert: «Wir sind deshalb in der Lage, auch weiterhin einen möglichst sicheren Spielbetrieb zu organisieren», so Canepa kämpferisch.
Fetscherin: «Das Schutzkonzept von GC hat bisher ohne Ausnahme funktioniert»
«Dass der Grasshopper Club Zürich alles andere als glücklich mit den neuen Vorgaben ist, braucht nicht speziell erwähnt zu werden. Er trifft GC wirtschaftlich wie auch gesellschaftlich schwer», antwortet Medienchef Adrian Fetscherin auf Anfrage von «blue Sport». «Natürlich hätten wir uns gewünscht, dass es die Landesregierung bei den bisherigen Bestimmungen belässt.» Den Entscheid gelte es nun aber zu respektieren und umzusetzen.
Welche Lösungsansätze hätte der Verein vorgeschlagen? «Das Schutzkonzept von GC hat bisher ohne Ausnahme funktioniert. Wir konnten im Letzigrund-Stadion auf den Tribünen, wie auch an den Verpflegungsständen und im VIP-Bereich den erforderlichen Abstand garantieren und wussten durch unser Registrierungsverfahren genau, wer sich wo aufgehalten hat.» Um den Matchbesuchern noch mehr Schutz zu bieten, wäre «ein noch besseres Distanzhalten unter den Zuschauern vor dem Stadion-Eintritt sowie beim Verlassen des Stadions zu organisieren, möglich gewesen», so GC.
«Der Grasshopper Club Zürich kann das Budget halten»
Im Gegensatz zu anderen Vereinen, scheint GC nicht in der Existenz bedroht: «Wir haben bereits im Frühling ein Budget ausgearbeitet, welches das schlimme Szenario vorsieht, dass die laufende Saison ohne Zuschauer gespielt werden könnte. GC kann dieses Budget halten.»
Eine Aussetzung der Meisterschaft dürfe indessen aus vielerlei Hinsicht kein Szenario sein. «Am Meisterschaftsbetrieb sind auch sehr viele Geschäftszweige, Arbeitsplätze und vor allem auch eine riesige, gesamtschweizerische Nachwuchsbewegung angehängt. Zusätzlich bereitet gerade der Sport, auch wenn er nun für eine gewisse Zeit nur noch am Fernsehen mitzuverfolgen ist, vielen Menschen Freude und bringt ihnen Abwechslung in den Alltag.»
FCSG-Präsident Hüppi zur aktuellen Lage
Auch für St. Gallen hätten die Massnahmen des Bundesrats «einschneidende Folgen». Auf Anfrage von «blue Sport» sagt FCSG-Präsident Matthias Hüppi: «Wir haben die erste Welle überstanden und werden alles dafür tun, dass der FC St.Gallen 1879 auch diese Prüfung meistert. An unserer Überzeugung, dass Solidarität keine Einbahnstrasse ist, ändert sich nichts. Dank unseres einzigartigen Zusammenhalts im Klub, aber auch mit den Aktionären, Fans, Sponsoren und Gönnern gehen wir weiter auf dem eingeschlagenen Weg. Immer im Bewusstsein, dass die Entwicklung der Pandemie die ganze Gesellschaft trifft und in der Hoffnung, dass die angeordneten Massnahmen ihre Wirkung nicht verfehlen.»