Peter Zahner Peter Zahner: «Schade, dass die Spieler selbst nicht an den Verhandlungen teilnehmen»

Martina Baltisberger

27.11.2018

Peter Zahner ist seit elf Jahren im Amt als CEO der ZSC Lions.
Peter Zahner ist seit elf Jahren im Amt als CEO der ZSC Lions.
Bild: Keystone

Warum stehen die Vereine bei den Vertragsverhandlungen immer stärker unter Druck? Peter Zahner erklärt, weshalb er die Spieler gerne am Verhandlungstisch sehen würde – und nicht nur deren Agenten.

Der CEO der ZSC Lions würde seinen Spielern gerne etwas fürs Leben nach der Karriere mitgeben, doch das Interesse dafür ist gering.


Peter Zahner, warum können Sie bei Vertragsverhandlungen nicht einfach sagen: «Solche Summen zahlen wir nicht»?

Das könnte man grundsätzlich schon, aber jeder Klub steht auch unter Druck ein gutes und konkurrenzfähiges Kader zu haben.

Wie meinen Sie das?

Wenn Konkurrenz auf dem Spielermarkt vorhanden wäre, könnten wir einen Spieler schnell und einfach ersetzen. Der Druck steigt, wenn wir keine Alternativen haben. Der Markt ist zurzeit leer. Diese mangelnde Konkurrenzsituation wird von den Agenten ausgenutzt. Wir können uns beim Nachwuchs umsehen. Aber ein junges Talent hat kaum die gleiche Qualität wie ein gestandener Spieler. Entweder wir geben ihm die Zeit, die er braucht oder wir müssen schnell handeln und einen bisherigen Vertrag verlängern.



Wie stark kann der Spieler seine Bedürfnisse einbringen?

Die Spieler wollen gar nicht mit uns verhandeln. Wir würden natürlich lieber nur mit ihnen als mit ihren Agenten sprechen. Entweder haben sie Angst, sich selber zu verkaufen oder sie sind von den Spieleragenten so gesteuert, dass sie mit uns nicht über Lohnverhandlungen sprechen dürfen. Den Spieler interessiert vor allem die Position, die Hierarchie in der Mannschaft und ob er im Powerplay oder Boxplay Einsatzzeit erhalten kann.

Spielt die Lebensqualität am Ort, wo man spielt, eine Rolle? Mit Zürich hat man ja durchaus einen Plus-Punkt.

Das finde ich auch. Zu einem Arbeitsvertrag gehören ja noch weitere Faktoren als nur der Lohn. In Zürich hat man neben guten Freizeitmöglichkeiten auch den Flughafen gleich in der Nähe. Man zahlt weniger Steuern als beispielsweise im Kanton Bern. Deshalb wäre es so wichtig, den Spieler am Tisch zu haben. Damit man diese Punkte ebenfalls diskutieren kann. Dem Agenten geht es primär darum, einen möglichst guten Vertrag und einen hohen Lohn auszuhandeln. Spieler haben wohl eher Skrupel, überrissene Lohnsummen zu fordern.

Verständlich.

Der Spieler weiss zudem nicht, wie man argumentiert. Im Gegensatz zu den Agenten, die schon 20 Jahre lang im Business sind und sich gewohnt sind zu verhandeln. Ich empfehle jedem Spieler, mit dem Agenten an unseren Tisch zu sitzen und die Diskussionen mitzuverfolgen. Man lernt, wie man verhandelt. Und somit lernt man auch etwas fürs Leben. Irgendwann ist die Hockey-Karriere zu Ende. 

Gibt es denn gar keine Spieler mehr, die an solchen Verhandlungen teilnehmen?

Praktisch keine. Das finde ich schade. Sie würden sehr viel lernen. Ich sage nicht, dass sie ohne ihre Agenten kommen sollen. 

Sind die ZSC Lions weniger von der Lohn-Problematik betroffen, weil sie auf Ihren eigenen Nachwuchs zurückgreifen können?

Nicht unbedingt, denn es geht ja um die Spieler, bei denen der Vertrag ausläuft. Falls es zu keiner Einigung kommt, müssen wir den Spieler mit einem Transfer ersetzen oder einen Jungen nachziehen. Wir können aber mutig sein und Nein sagen. Auch weil wir den Nachwuchs in der Hinterhand haben.

Muss man deswegen noch mehr in den Nachwuchs investieren?

Wir investieren bereits vier Millionen Franken. Natürlich könnten wir noch mehr, aber das löst das Problem nicht. Wir können nicht 200'000 Franken mehr investieren und im nächsten Sommer gleich einen Qualitätsspieler mehr im Team erwarten. Wenn man Lohnmassnahmen ergreift, sollte dies einen möglichst schnellen Impact haben. Die Jugendförderung ist eher eine Langzeit-Investition.

Mit Reto Schäppi und Raphael Prassl konnte man mit zwei Eigengewächsen verlängern, Roger Karrer hingegen wechselt nach Genf. Hat Karrer etwas mit der Lohn-Spirale zu tun?

Es gibt Umstände, da ist es nicht schlecht, wenn man den Klub einmal wechselt. Karrer hat seinen Status – im Gegensatz zu anderen Spielern – bei uns noch nicht gefunden. Für ihn ist es deshalb gut, sich irgendwo anders weiterzuentwickeln. Ein Spieler, der weg geht, kann ja auch wieder zurückkommen. 


Peter Zahner ist seit 2007 als CEO bei den ZSC Lions tätig. Er holte in dieser Zeit vier Meistertitel, einen Cupsieg und gewann 2009 die Champions-Hockey-League und den Victoria Cup. Zuvor war er drei Jahre lang als Verbandsdirektor tätig.


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