Mit Goalie Joren van Pottelberghe und Yanick Stampfli sind beim Bieler Break in der dritten Finalpartie gegen Genève-Servette zwei Spieler Matchwinner, die man nicht auf der Rechnung hatte.
Dass van Pottelberghe ein Top-Torhüter ist und für die Differenz sorgen kann, ist hinlänglich bekannt. Nicht umsonst wurde er 2015 von den Detroit Red Wings als Nummer 110 gezogen. Dennoch war es eine Überraschung, dass er am Dienstag im Einsatz stand, ist er doch bei den Bielern aktuell die Nummer 2 hinter dem Finnen Harri Säteri, der einen grossen Anteil daran hat, dass die Seeländer zum ersten Mal überhaupt im Playoff-Final stehen.
Wenn alles normal gelaufen wäre, wäre van Pottelberghe der Stammgoalie des EHCB. Das ist es jedoch nicht. Vielmehr erlitt der 25-Jährige am 12. März 2022 im Heimspiel gegen Zug einen Kreuzbandriss und fiel bis im Januar aus. Er hatte zuvor schon Pech gehabt, verpasste er doch die Olympischen Spiele in Peking wegen einer Corona-Infektion.
Sensationelle Abwehrquote
Van Pottelberghe ist aber keiner, der hadert. «Ich hatte zehn Monate Zeit, mich auf alles einzustellen, wusste, was auf mich zukommt, wie ich am besten damit umgehen kann.» Zudem habe er von Anfang gute Leute um sich herumgehabt, das habe es einfacher gemacht. Der Sohn belgischer Einwanderer arbeitete schon vor der Verletzung viel im mentalen Bereich, nach dem Malheur tat er dies noch mehr. «Das half mir viel», sagte van Pottelberghe im Gespräch mit der Nachrichtenagentur Keystone-SDA.
Nun avancierte er in Genf in seinem dritten Einsatz in diesen Playoffs mit 47 Paraden zum Matchwinner. «Mit der Zeit habe ich gar nicht mehr überlegt, sondern einfach reagiert», umschrieb er sein Erfolgsrezept. Diesen Zustand, der schwierig zu erreichen ist, nennt man Flow. Brilliert hatte er schon im zweiten Halbfinalspiel gegen die ZSC Lions (4:0), als ihm gar ein Shutout gelang. Seine Abwehrquote in der entscheidenden Meisterschaftsphase beträgt 95,37 Prozent!
Das unterstreicht, dass ihm der fehlende Rhythmus nichts ausmacht. «Ich gehe in jedes Training mit der Einstellung, dass ich spiele», sagte van Pottelberghe. Ob er das auch am Donnerstag im vierten Finalspiel tut, ist zwar mehr als fraglich, gross Gedanken darüber macht er sich aber nicht. Was nun passiere, liege nicht in seiner Hand. «Es gilt, das Ego auf die Seite zu schieben.» So oder so könnte er in dieser Form ein Thema für die WM werden.
Premiere für Stampfli
Das entscheidende 2:1 erzielte in der 78. Minute Yannick Stampfli, der zum ersten Mal überhaupt in der höchsten Liga in den Playoffs erfolgreich war. «Es ist wie ein Traum», sagte der 23-jährige Viertlinien-Stürmer. «Ich sah, dass Mike (Künzle) forechecken geht und sich die Scheibe erkämpft, nach dem Pass dachte ich nichts anderes als schiessen und hoffte, dass der Puck ins Tor geht.»
Dass Stampfli in der Verlängerung überhaupt zum Einsatz kam, spricht für die Philosophie von Trainer Antti Törmänen. «Es ist umso schöner, das Vertrauen so zurückzahlen zu können», sagte Stampfli. «Wir hatten in der Verlängerung Mühe, vor allem zu Beginn. Joren hat jedoch eine unglaubliche Partie gezeigt und uns im Spiel gehalten. Ein grosses Dankeschön an ihn.»