Die ZSC Lions liegen unter dem Strich. Das sollte nicht der Anspruch eines Meisters sein. Gedanken sollte man sich nicht nur über den Trainer machen.
Es fühlt sich bei den ZSC Lions wie ein Déjà-vu an: Auch vor einem Jahr wurden die Zürcher ihren Erwartungen nicht gerecht – nicht einmal der 4. Platz war ihnen genug. Deswegen musste das schwedische Trainer-Duo Wallson/Johansson nach Weihnachten gehen. Mit Hans Kossmann konnte man trotz zwischenzeitlichem Tief und einer deutlichen Leistungssteigerung in den Playoffs die Meisterschaft noch gewinnen.
Von diesem vierten Platz kann man heute nur träumen: Die Partien gegen Fribourg und die SCL Tigers konnte man in dieser Woche zwar gewinnen, doch am Samstag schiessen die Genfer die Lions trotzdem unter den Strich. Die Fans pfeifen ihre Mannschaft einmal mehr aus. Zurecht? Nachdem das erste Drittel als unterirdisch bezeichnet werden kann, sieht man in den folgenden 60 Minuten zumindest, dass die Zürcher gewillt sind, diese Partie zu drehen. Unzählige Chancen werden aber nicht genutzt. Keine Spur von Kaltblütigkeit. Trainer Serge Aubin nimmt erst 22 Sekunden vor Schluss das Time-Out. Eindeutig zu spät.
Die ZSC Lions gehen nun mit einem Punkt Rückstand auf Servette in die Nationalmannschaftspause, sie haben aber drei Partien weniger ausgetragen. Wird nun Serge Aubin, der im Sommer von den Vienna Capitals kam, hinterfragt?
Es ist nicht das erste Mal, dass Aubin so (oder eben auch zu) spät ein Time-Out genommen hat. Bei den Fans ist er unter anderem deswegen schon lange in Ungnade gefallen. Sie fragen sich nicht, ob der Trainer entlassen wird, sondern wann. Und seit Arno Del Curto den HC Davos verlassen hat, wollen viele den Kult-Trainer an der Bande der ZSC Lions sehen. Es wäre ein Zurückkehren, denn Del Curto war bereits von 1991 bis 1994 Coach des Zürcher SC.
Über den Trainer, der oft einen ratlosen Eindruck an der Bande macht, kann man sich sicher Gedanken machen. Aber die vermeintlichen Leistungsträger der ZSC Lions bereiten zurzeit die grösseren Sorgen. Fabrice Herzog, Chris Baltisberger, Pius Suter und Fredrik Petterson haben ihre Leistung bisher nicht abrufen können. Herzog wartet immer noch auf sein erstes Meisterschaftstor. Petterson hat erst fünf Mal in der National League getroffen. Von den Neuzugängen Simon Bodenmann, Maxim Noreau und Denis Hollenstein hat man sich ebenfalls mehr erhofft. Noreau und Hollenstein wechseln sich mit dem Topscorer-Helm in den letzten Spielen ab, gehören aber zu den schlechtesten Topscorern der Liga. Es gibt keine richtigen Leader im Team.
Für die Spieler kommt die Nati-Pause zum richtigen Zeitpunkt. Jeder Einzelne kann seine eigene Performance und Einstellung reflektieren oder in der Nati zumindest ein wenig Abwechslung bekommen. Für Sportchef Sven Leuenberger ist es eine Zeit, in der er sich über Spieler und Trainer Gedanken machen muss. Es sollte eine kritische Reflexion seiner getätigten Transfers sein.