Die Rapperswil-Jona Lakers können Historisches schaffen und sich zum zweiten Mal in Folge für die Playoff-Halbfinals qualifizieren. Doch dafür brauchen sie in der «Belle» wohl einen funktionierenden Roman Cervenka.
Cervenka hat uns in dieser Saison oft staunen lassen, wenn er jeweils in die Trickkiste griff, mit Stock und Puck seine Kabinettstückchen veranstaltete, seine Gegenspieler vernaschte und ein weiteres Tor für die Lakers zelebrierte. Das 36-jährige Genie aus Prag kürte sich nebenbei mit seinen 64 Skorerpunkten (20 Tore, 44 Assists) im Herbst seiner Karriere noch zum Ligatopskorer der Qualifikation.
Viertelfinals: Der Stand in den Serien (Best-of 7)
- EV ZUG vs. HC Lugano 4:0 (2:1, 6:2, 6:3, 5:3)
- HC FRIBOURG-GOTTÉRON vs. Lausanne HC 4:1 (2:0, 4:5, 3:2, 4:1, 5:4)
- SC Rapperswil Jona-Lakers vs. HC Davos 3:3 (4:3, 4:1, 4:0, 0:2, 2:3, 3:7)
- ZSC LIONS vs. EHC Biel 4:3 (4:5, 3:4, 1:0, 1:0, 1:3, 3:1, 3:1)
Doch seit die Playoffs begonnen haben, gibt sich der Tscheche wesentlich zurückhaltender. Er hatte zwar seine lichten Momente in Viertelfinal-Spiel 2, welches Rappi in Davos mit 4:1 gewinnen konnte. Und er unter anderem in seiner unnachahmlichen Art einen Penalty souverän im Netz unterbrachte. Aber abgesehen davon und vor allem seit richtiger Widerstand kommt vonseiten des HC Davos, sie das 0:3 in der Serie in ein 3:3 umwandeln konnten, enttäuscht Cervenka.
Der verhängnisvolle Stockschlag
Richtig aufgefallen ist er eigentlich nur noch durch einen verhängnisvollen Stockschlag gegen Matej Stransky in der Offensivzone bei Spiel 5 am vergangenen Samstag in der 57. Minute. Da führten die Lakers mit 2:0, hatten den vierten Sieg vor Augen und standen mit eineinhalb Beinen bereits im Halbfinal. Doch als Cervenka dann auf die Strafbank musste, da verkürzten die Davoser auf 1:2, zogen das Momentum wieder auf ihre Seite, glichen kurz vor Schluss tatsächlich noch aus und bodigten die Lakers in der Verlängerung.
Ohne diese Strafe von Cervenka wären die Lakers nun zu 99 Prozent im Halbfinal, anstatt sich nun mit einer nervenaufreibenden «Belle» auseinandersetzen zu müssen. Andererseits: Ohne die überragenden Auftritte des Tschechen in der Qualifikation hätten es die Lakers vermutlich gar nicht auf direktem Weg in die Playoffs geschafft und wären womöglich bereits in den Ferien, anstatt nun eine solche «Belle» spielen zu dürfen.
Doch wie ist es zu erklären, dass Cervenka plötzlich abgetaucht ist? Kann er sich einfach weniger gut entfalten, wenn in den Playoffs der Platz enger und das Klima rauer wird? Ein Blick auf die Statistik widerlegt diese These. Cervenka hat oft während seiner langen Karriere zumeist auch in den Playoffs sehr gut performt, ist also keineswegs ein Schönwetterspieler.
Ist es eine Verletzung – oder die Form?
Vielleicht ist Cervenka aber auch gesundheitlich angeschlagen oder sogar verletzt, spielt aber trotzdem. Solche Sachen werden von den Klubs während der Playoffs wie ein Staatsgeheimnis im internen Kreis behalten, damit nichts zum Gegner dringt und angeschlagene Spieler nicht noch zusätzlich bearbeitet werden.
Aber vielleicht ist er nach der langen Saison als Schlüsselspieler der Lakers und Captain der Nationalmannschaft Tschechiens, der auch an den Olympischen Spielen im Einsatz stand, einfach nicht mehr so spritzig und nicht mehr so gut in Form wie noch vor ein, zwei Monaten. Denn schliesslich ist auch ein Hockey-Genie und Naturtalent wie Cervenka kein Roboter, sondern immer noch ein Mensch.
Wenn die Lakers aber dieser Viertelfinal-Serie nochmals eine Wende geben, die «Belle» gegen den HCD gewinnen und in die Halbfinals einziehen möchten, dann sind sie indes vermutlich schon davon angewiesen, dass ihr einziger Starspieler nochmals aufsteht. Und dass er sein bestes Spiel in dieser Serie zeigt und zu einem Faktor werden kann, der die Davoser zu stressen vermag. Es werden viele Augen auf Roman Cervenka gerichtet sein.
Mi 06.04. 19:40 - 22:50 ∙ SRF zwei ∙ 190 Min
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