Nationalmannschaftsdirektor Lars Weibel nimmt im Interview mit der Nachrichtenagentur Keystone-SDA Stellung zur WM-Vorbereitung der Schweiz.
Zwar gingen die letzten beiden Partien gegen Schweden (2:3 n.V.) und Tschechien (0:3) verloren, dennoch scheint die Richtung zu stimmen. Einen der sechs Siege holte das Team von Trainer Patrick Fischer am vergangenen Donnerstag gegen Olympiasieger Finnland (3:2).
Lars Weibel, wie fällt Ihre Bilanz der WM-Vorbereitung aus?
Positiv. Bis jetzt sind wir auf dem richtigen Weg. Wir versuchen diszipliniert und strikt, unsere Philosophie umzusetzen, haben eine gute Chemie im Staff. Alle Details, die wir nach Peking verbessern wollten, setzen wir um. Das gibt einen guten «Groove» um das Team herum. Die Spieler spüren den Konkurrenzkampf, wissen seit dem ersten Tag, was sie erwarten können und was wir von ihnen erwarten. Die Adaption des Playbooks benötigte zwar etwas Zeit, fängt nun aber an zu greifen. Jene jungen Spieler, die den Cut nun nicht schaffen, haben sehr viel gelernt für die Zukunft. Diesbezüglich wird uns die Euro Hockey Tour enorm viel bringen. Wir werden auch in Zukunft viele gute Spieler haben.
Die Spieler hoben immer wieder hervor, wie intensiv die Vorbereitung war. Ist das darauf zurückzuführen, dass Ihr zum Schluss gekommen seid, noch mehr physische Härte zu benötigen?
Das schrieben wir uns auf die Fahne. Wir merkten, dass wir klarer kommunizieren müssen, was es braucht, um jenes Eishockey umzusetzen, das wir wollen. Da ist die Athletik ein wichtiger Punkt. Deshalb nutzten wir die Vorbereitung dazu, die Spieler noch fitter zu machen und «Battle-Elemente» einzubauen, nach dem Motto, nichts dem Zufall zu überlassen. Im letzten Drittel gegen Tschechien (0:3) war zu sehen, dass nicht mehr so viel Energie im Tank war. Das nahmen wir jedoch in Kauf. An der WM werden wir zu 100 Prozent davon profitieren. Nun werden die Trainings immer noch intensiv sein, aber kürzer.
Auf dem Papier hat die Schweiz dank mindestens sechs NHL-Verstärkungen eine der stärksten Mannschaften, mit der sie je antrat. Sehen Sie das auch so?
Die Schweiz hatte zuletzt immer ein starkes Team. Dass wir nun vielleicht noch etwas besser aufgestellt sind als in den letzten Jahren, ist einerseits der guten Konstellation zu verdanken. Andererseits ist die Konkurrenz grösser. Auch die Spieler in unserer Liga verfügen über ein unglaublich gutes Niveau. Wir haben definitiv eine vielversprechende Mannschaft, umso mehr, als diverse Spieler aus der NHL in Nordamerika nicht Mitläufer sind, sondern dort eine wichtige Rolle einnehmen und zu den Besten gehören. Das spricht für deren Mentalität. Eine gute Leistung hat mit Einstellung, Disziplin und Charakter zu tun. Nur so kann über eine längere Zeit auf hohem Niveau gespielt werden.
Betrachtet man die aktuelle Weltrangliste, seid Ihr in der Gruppe A die Nummer 2, da Russland durch Frankreich ersetzt wurde. Wie sehen Sie die Ausgangslage?
Ich tue mich schwer mit Prognosen. Für mich zählt das nächste Spiel, und das wollen wir gewinnen. Ich bin schon lange dabei, war schon in guten Mannschaften und es ist schlecht herausgekommen und umgekehrt. Für mich zählt die Leistung, nicht die Einschätzung. Wir machen einfach alles dafür, um ein gutes Turnier zu spielen. Im Viertelfinal treffen wir auf eine Mannschaft, die auch gewinnen kann. Dann werden Details entscheiden. Das sahen wir an den Beijer Hockey Games in jeder Partie.
Zum Schluss: Was macht Sie optimistisch, dass die Details zu Ihren Gunsten ausfallen werden?
Es wird viel über die Spieler geredet, aber wir haben nebst Talent und Potenzial einen Coaching-Staff mit einer grossen Erfahrung, mit Leuten, die wissen, was es braucht. Das wird gefordert und konsequent umgesetzt. Wir wollen eine Medaille gewinnen und dem stellen wir uns.