Denis Hollenstein und Reto Suri sind grosse Figuren unseres Eishockeys – zusammen wurden sie 2013 WM-Silberhelden. Nur Meister waren sie noch nie. Für einen ändert sich das, der andere muss in den sauren Apfel beissen.
Sie waren beide 2013 in Stockholm dabei, als die Schweiz sensationell WM-Silber gewinnen konnte und geniessen daher seither Heldenstatus. Doch auf Vereinsebene warten beide noch auf die Krönung. Weder ZSC-Stürmer Denis Hollenstein (32) noch Zug-Stürmer Reto Suri (33) konnten jemals den Meisterpokal in die Höhe stemmen.
Hollenstein spielt aktuell erst den zweiten Playoff-Final seiner Karriere. Bei der Premiere 2011 unterlag er als Jung-Stürmer mit Kloten in der Final-Serie gegen Davos. Verletzungsbedingt stand er damals allerdings nur beschränkt zur Verfügung.
Playoff-Final, Stand in der Serie (Best-of-Seven)
- Zug – ZSC Lions 1:3 (2:3, 1:2, 1:2, 4:1)
Suri bestreitet derweil bereits seinen vierten Final. 2010 mit Servette, 2017 und 2019 mit Zug verlor er jeweils gegen den SC Bern. Der Routinier spielt aktuell bereits seine achte Saison für den EVZ – doch ausgerechnet als die Zentralschweizer vor Jahresfrist Meister geworden sind, stand Suri bei der Konkurrenz (Lugano) unter Vertrag und verpasste den persönlichen Titel ein weiteres Mal.
Ausgerechnet als Suri in der Fremde war, wurde der EVZ Meister
Es wäre daher für Suri enorm bitter, wenn der EVZ ausgerechnet nach seiner Rückkehr nun wieder vom Meistertitel Abstand nehmen würde. Er besitzt in Zug zwar noch einen Vertrag bis 2024, doch allmählich läuft dem Ex-Nationalspieler die Zeit davon. Selbiges gilt für Hollenstein, dessen Arbeitspapier in Zürich noch bis 2023 Gültigkeit hat.
Mit dem Meistertitel könnte dieser auch die Lücke zu seinem Vater Felix Hollenstein schliessen. Dieser führte den EHC Kloten in den 90er-Jahren zu nicht weniger als vier Meistertiteln und wurde zur Ikone. Im Gegensatz zu seinem Sohn Denis hat «Fige» jedoch kein WM-Silber in seinem Trophäen-Schrank.
Hollenstein und Suri kennen sich gut. Nicht nur das WM-Silber von 2013 verbindet sie, sondern auch die gemeinsame Juniorenzeit in Kloten, wo sie bis zur U20 gemeinsam spielten und Elite-Meister wurden, ehe sich 2007 ihre Wege trennten. Dass man als Gegenspieler trotzdem mit mehr als nur gesunder Härte gegeneinander vorzugehen weiss, zeigte sich im Februar dieses Jahres. Hollenstein liess sich gegen Suri einen Stockendstich zuschulden kommen und wurde für zwei Spiele gesperrt.
Hollenstein spielt gerade die besten Playoffs seiner Karriere
Ihren Einfluss auf die aktuellen Playoffs hatten sie beide, wobei jener von Hollenstein schon höher zu werten ist. Als die ZSC Lions in Viertelfinal-Spiel 6 in Biel vor dem Playoff-Aus standen, drehte Hollenstein mit einem Doppelpack in der Schlussphase die Partie. Ohne ihn wären die Zürcher schon längst in den Ferien.
Und die Linie mit ihm, Denis Malgin und Sven Andrighetto sorgt auch in den Halbfinals und im Final für die Musik bei den Lions. Mit 10 Skorerpunkten (4 Tore, 6 Assists) spielt Hollenstein gerade die mit Abstand produktivsten Playoffs seiner Karriere und ist ein Hauptgrund dafür, dass die Zürcher am Mittwochabend in Zug den zehnten Titel ihrer Vereinsgeschichte klarmachen können.
Derart erfolgreich ist Suri bezüglich seiner Skorerpunkte nicht (mehr). Auf gerade mal einen Assist kommt er in den diesjährigen Playoffs. Und die Eiszeit ist im Vergleich zu früher auch massiv weniger geworden.
Aber mit seiner Störarbeit vor dem ZSC-Tor war Suri seinerseits ein Hauptgrund dafür, dass Yannick Zehnder am Montag im Hallenstadion unbedrängt zum 1:1 einschiessen konnte und das Momentum in diesem vierten Finalspiel dadurch auf die Zuger Seite wechselte. Holt der EVZ am Ende tatsächlich noch seinen dritten Titel, könnte dies eine Schlüsselszene gewesen sein.
Denis Hollenstein oder Reto Suri. Verdient hätten es beide, aber nur einer wird demnächst erstmals den Meisterpokal in den Händen halten können. Und der andere muss ein weiteres Mal, wenn der Titel vergeben wird, in den sauren Apfel beissen.