Sepp Blatter über WM-Austragungsort«Die Wahl von Katar war ein Irrtum»
sda
8.11.2022 - 05:00
Jürgen Klopp: Hört auf von Spielern WM-Kritik zu fordern
STORY: HINWEIS: Dieser Beitrag wird ohne Sprechertext gesendet. O-TON Jürgen Klopp, Trainer FC Liverpool «Ich werde mir trotzdem Spiele ansehen. Aber ja, es ist anders. Ich habe einen Dokumentarfilm über die Vergabe gesehen. Als bekannt gegeben wurde, dass Russland und Katar die nächsten beiden Weltmeisterschaften ausrichten werden. Wir alle wissen heute, wie es dazu gekommen ist. Und es wird trotzdem zugelassen, ohne rechtliche Schritte. Heute kennt jeder die Hintergründe.» «Die Leute damals, die damit zu tun hatten, hätten es wissen müssen. Dass man zu irgendeinem Zeitpunkt über Menschenrechte wird sprechen müssen, weil die Menschen dort unter Umständen arbeiten müssen, die, um es nett zu sagen, schwierig sind. Wenn man schon die Fussballweltmeisterschaft dort im Sommer wegen der Temperaturen nicht ausrichten kann. Selbst jetzt ist es noch ziemlich heiss. Es gab kein einziges Stadion in Katar, alle Stadien mussten von jemandem gebaut werden. Es gibt keinen Aladin aus der Wunderlampe der sie zaubert.» «Ich betrachte das Ganze aus fussballerischer Sicht, und ich mag es nicht, dass Spieler in eine Situation geraten, in der sie eine Botschaft senden sollen. Ihr seid alle Journalisten, ihr hättet die Botschaft senden müssen. Wie viel von euch haben keine kritischen Artikel darüber geschrieben? Darüber, dass es Katar ist, über die zu erwartenden Bedingungen, die hätten klar sein müssen. Da sind wir schuldig.» «Aber jetzt den Spielern zu sagen, ihr müsst diese Armbinde tragen oder wenn ihr es nicht tut, dann seid ihr auf ihrer Seite und wenn ihr es tut, dann seid ihr auf unserer. Nein, es geht um Fussballer. Es ist ein Turnier, das wir organisieren mussten, und die Spieler gehen dorthin, spielen und geben ihr Bestes für ihr Land. Sie haben nichts mit den Umständen zu tun.» «Wir alle, Sie mehr als ich, haben es vor 12 Jahren zugelassen.»
08.11.2022
Der ehemalige FIFA-Chef Sepp Blatter nennt die Vergabe der Fussball-Weltmeisterschaft an Katar einen Fehler. Die Wahl war «schlecht», sagt der einst mächtigste Mann des Weltfussballs in einem Interview.
Keystone-SDA, sda
08.11.2022, 05:00
08.11.2022, 14:10
dor/SDA
Ex-FIFA-Präsident Sepp Blatter kritisiert die Vergabe der Fussballweltmeisterschaft an Katar. «Die Wahl von Katar war ein Irrtum», sagte Blatter in einem am Dienstag veröffentlichten Interview mit den Zeitungen von Tamedia. «Es ist ein zu kleines Land – der Fussball und die WM sind dafür zu gross», sagte Blatter weiter. Es es sei eine schlechte Wahl gewesen. «Und dafür trug ich als damaliger Präsident die Verantwortung», sagte der einstige Fussballfunktionär, der sich bei der Vergabe der WM 2010 für die USA ausgesprochen hatte, nicht für das Emirat.
Ursprünglich habe das Exekutivkomitee die WM 2018 an Russland und jene 2022 an die USA vergeben wollen. «Es wäre eine Geste des Friedens gewesen, wenn die beiden politischen Kontrahenten nacheinander die WM ausgetragen hätten», sagte Blatter. Wichtige Stimmen seien dann aber zu Katar gewandert.
Verantwortlich dafür macht Blatter – der damals mächtigste Mann des Weltfussballverbands – den damaligen UEFA-Präsidenten Michel Platini, der sich kurz vor der Wahl und auf Drängen des damaligen französischen Präsidenten Nicolas Sarkozy auf die Seite Katars geschlagen habe. Damit sei Amerika als Austragungsort nicht mehr infrage gekommen.
Er sei froh, dass kurz vor Start der WM bis auf wenige Ausnahmen keine Fussballer die Spiele boykottierten, sagte Blatter weiter.
Sein Betrug-Freispruch vor dem Bundesstrafgericht vom Juli ist für den Ex-FIFA-Präsidenten eindeutig: «Das war kein Freispruch zweiter Klasse.»
Blatter und Platini war von der Bundesanwaltschaft Betrug und Urkundenfälschung zur Last gelegt worden. Der Schweizer Blatter war zudem wegen Veruntreuung und ungetreuer Geschäftsbesorgung angeklagt, der Franzose Platini wegen Beihilfe dazu.
Im Oktober legte die Bundesanwaltschaft allerdings definitiv Berufung gegen den Freispruch im Prozess gegen die beiden ein. Sie beantragte bei der Berufungskammer die vollständige Aufhebung des erstinstanzlichen Urteils.
Dass lediglich die Bundesanwaltschaft und nicht auch die FIFA Rekurs gegen das Urteil vom Bundesstrafgericht von Anfang Juli einlegte, sieht Blatter nicht als Friedenszeichen. «Im Gegenteil! Infantino meidet mich», sagte Blatter über den heutigen FIFA-Präsidenten Gianni Infantino. Der Weiterzug des Urteils sei zudem unverständlich, alles sei transparent verlaufen. «Das Gericht hat entschieden, dass die Summe von zwei Millionen eine zulässige Entschädigung war für Dienste, die Michel Platini für die FIFA geleistet hatte.»
Dass es überhaupt zu Ermittlungen gekommen war, liegt nach Blatters Auffassung am Groll in Übersee. «Die Amerikaner, mit denen die Bundesanwaltschaft kooperierte, waren wütend, weil das WM-Turnier nicht an sie, sondern nach Katar gegangen war.» Das sei zwar nicht erhärtet, räumte der Ex-FIFA-Chef ein. «Die Geschichte wird zeigen, wie es war.»