Servette gehört mit GC und Basel zu den historischen Big Three im Schweizer Fussball. Die Grenats sind zurück in der Super League.
Das lange Warten von Servette
Was die Grasshoppers dieser Tage erstmals seit 70 Jahren ereilen wird, ereilte den Servette FC vor sechs Jahren, im Frühling 2013: der Abstieg in die Zweitklassigkeit. Es war der erste sportliche Abstieg in der Klubgeschichte der Genfer. Und es war «ein Trauma», wie damalige Spieler im Gespräch mit Keystone-SDA sagen.
In den letzten 15 Jahren spielten die Servettiens nur zwei Saisons – 2011 bis 2013 – in der Super League. Unter Präsident Majid Pyshiar hatten sie nach dem Konkurs von 2005 den Weg zurück gefunden. 24 Monate später ging es zurück in die Challenge League. Der jetzige Aufstieg scheint auf einem solideren Fundament gebaut zu sein.
Servette FC – der Name verpflichtet
Vor sechs Jahren wurde der sofortige Wiederaufstieg angestrebt. Abstiegstrainer Sébastien Fournier durfte bleiben, und verschiedene aus der Super League erfahrene Spieler wie Didier Crettenand, Anthony Sauthier und David Marazzi sollten es richten. «Wenn man zu Servette kommt, dann nicht, um in der Challenge League zu spielen», sagt der heutige Captain Anthony Sauthier im Rückblick. Die kurzzeitigen Pläne scheiterten. Alles musste rasch gehen, wie sich Sauthier erinnert. Und die Resultate seien ausgeblieben. Fournier musste Jean-Michel Aeby Platz machen, aber alles sei chronisch instabil gewesen.
Es war die Zeit unter dem Präsidenten Hugh Quennec. Der Frankokanadier spielte sich mit gewinnendem Lächeln als Retter auf. Er kam vom Eishockey und verstand wenig von Fussball. Unter ihm stieg Pascal Zuberbühler auf, der auf dem Papier nur Goalietrainer war. Aber «Zubi» hatte schon nach wenigen Wochen in allen sportlichen Belangen das Sagen. Quennec hatte für alle Ideen des Thurgauers Gehör. Es ging weiter bergab.
«Es gab seltsame Entscheide» erinnert sich Tibert Pont, der 14 Jahre lang, bis 2017, für Servette spielte. «Wir hatten eine sehr gute Vorrunde absolviert, aber es gab immer wieder taktische Änderungen. Und in der Mannschaft spürten wir auch den Kleinkrieg in der Klubführung. Das wirkte sich aus.» Die erste Saison in der Challenge League wurde zum Leidensweg, die zweite sollte noch schlimmer werden.
Leere Kassen
Quennec übergab die sportliche Führung zwei Walisern: Kevin Cooper wurde Trainer, Julian Jenkins Manager. Aber die Grundlagen fehlten jetzt. Die Lizenz zu bekommen wurde zum Spiessrutenlauf. Der Präsident versprach Dinge und konnte auf diese Weise die Equipe und die Fans bei Laune halten. Die Begeisterung und die guten Resultate stellten sich wieder ein. Es gab in jener Zeit auch ausgezeichnete Spieler wie Kevin Bua, Johan Vonlanthen oder Ousmane Doumbia. Denis Zakaria und Dereck Kutesa konnten sich entwickeln.
Der Aufstieg schien nahe zu sein, blieb aber ein Traum, und die Wirtschaftlichkeit hielt mit dem Sport nicht mit. «Lohnzahlungen kamen verspätet oder überhaupt nicht. Wir wussten nicht, was ablief», erinnert sich Sauthier. «Aber wahrscheinlich hat dort die Geschichte für Servette neu begonnen.»
Rettung kurz vor dem Kollaps
Es fehlten fast fünf Millionen Franken, Servette würde ausgerechnet zu seinem 125-Jahre-Jubiläum die Lizenz niemals bekommen. Während sich Hugh Quennec an seinem Amt festklammerte, steuerte Servette einem neuerlichen Konkurs entgegen. Quennec sprach immer wieder von einer Lösung, die unmittelbar bevorstehe. Es war buchstäblich fünf vor zwölf, als er demissionierte und das Amt Didier Fischer übergab.
Didier Fischer? Noch im Frühling 2015 hatte der Genfer Unternehmer nichts mit dem Fussball zu tun. Aber bald schon wurde klar, dass Servettes Finanzierung jetzt auf grundsoliden Füssen stand. Fischer gilt in der Genfer Wirtschaft als seriös. Wenn Fischer bei Servette jetzt in der vordersten Reihe steht, so auch deshalb, weil er von der Stiftung Hans-Wilsdorf beauftragt ist. Der Stiftung gehört die Marke Rolex, und sie hat eine eigene Stiftung gegründet: die Fondation 1890, die heute auch Genève-Servette führt.
Anthony Sauthier, der damals noch dem FC Sion gehörte, sagt heute: «Nach weniger als einem Jahr spürten wir, dass das ganze Projekt seriös war.» Das Geld war jetzt nicht mehr das Problem, dennoch musste der Klub die Saison 2015/16 in der Promotion League bestreiten. Unter Trainer Anthony Braizat, Coopers Nachfolger, glückt der sofortige Aufstieg.
Keine rechthaberische Führung
Die Klubführung macht danach Fehler, war aber auch bereit, diese einzuräumen. Sie verpflichtete im Winter 2017/18 Meho Kodro als Trainer, der nichts vom Schweizer Fussball wusste. Kodro wollte aufsteigen, scheiterte aber an Neuchâtel Xamax. Die Korrektur kam im Sommer 2018 mit dem Engagement von Alain Geiger, dem man eine umso bessere Kenntnis des einheimischen Fussballs zugestehen durfte. Für das Scouting wurde Gérard Bonneau verpflichtet, der vorher mit gleichen Aufgaben für Lyon tätig gewesen war. Es wurden weitere Fachkräfte angestellt, die heute längst einen gut strukturierten Betrieb ermöglichen.
Das Terrain ist geebnet. Sauthier sagt: «Alain Geiger lässt uns viele Freiheiten. Jeder übernimmt Verantwortung, aber wir dürfen es auch einmal lustig haben.»