Fussball-Talk Heimspiel «Der FC Zürich erinnert mich an das GC von letzter Saison»

jar

5.8.2019

Im Teleclub-Fussball-Talk «Heimspiel» ist der Fehlstart des FC Zürich in die neue Saison das Thema. Mit nur einem Punkt aus drei Spielen sind die Zürcher Letzter. Findet der FCZ unter Ludovic Magnin zurück in die Spur?


Die Gäste im Studio:
– Fredy Bickel, ehemaliger FCZ-Sportchef (2005 bis 2012)
– Florian Stahel, ehemaliger FCZ-Profi (2004 bis 2011)
– Rolf Fringer, Teleclub-Experte und ehemaliger FCZ-Trainer (2012)
– Thomas Renggli, Zürcher Sportjournalist und Buchautor


Nur ein Punkt aus den ersten drei Spielen, ein Torverhältnis von 1:7 und Tabellenplatz 10 – so hat sich der FC Zürich den Start in die neue Saison natürlich nicht vorgestellt. Am Samstag gibt es in Sion eine empfindliche 1:3-Niederlage. Empfindlich, weil die Zürcher beim Stand von 1:1 einen Penalty verschiessen und dann in Überzahl noch zwei Gegentore kassieren.

Dabei sollte doch alles besser werden in dieser Saison. «Präsident Ancillo Canepa und Sportchef Thomas Bickel hatten vor der Saison in einem Interview ihre neuen Spieler als grosse Heilsbringer angepriesen», erinnert sich Journalist Thomas Renggli. «Mimoun Mahi wurde mit Chikhaoui verglichen, Denis Popovic wurde als Sechser mit Anlagen eines Zehners bezeichnet. Wenn man sieht, was da bis jetzt gekommen ist, wurden da falsche Erwartungen geschürt und diese Spieler unter unnötigen Druck gesetzt.»

Während Teleclub-Experte Rolf Finger glaubt, dass der FCZ und seine neue Spieler einfach noch etwas Zeit brauchen, um auf Touren zu kommen, sieht Renggli die Lange dramatischer. «Der FC Zürich erinnert mich an das GC von letzter Saison», sagt der Zürcher Sportjournalist. «Damit meine ich auch die Reaktion von Trainer Ludovic Magnin. Wie Thorsten Fink in der letzten Saison redet Magnin ein 0:4 gegen Lugano schön und lobt seine Spieler für eine unmögliche Niederlage in Sion. Das sind Zutaten, die gefährlich sind.» Als nächstes stehen für den FCZ die Heimspiele gegen Xamax und St. Gallen auf dem Programm. Renggli: «Die muss man gewinnen, sonst steckt man schon ziemlich tief im Schlamassel.»

Fehlt dem FCZ ein Leader?

Dem Zürcher Stadtklub fehle ein Chef auf dem Platz, meint Renggli. Dieser Ansicht ist auch Florian Stahel, der lange Jahre ein Leistungsträger beim FCZ war. «Mit Alain Nef haben sie einen sehr routinierten Spieler verloren. Und auch Pa Modou ist weg, der gerade für die afrikanisch-stämmigen Spieler zuständig war.» Mit Popovic ist nun einer gekommen, der in eine Leader-Rolle hineinwachsen soll. «Aber er ist auch erst ein paar Wochen in der Schweiz und für ihn ist es schwierig», sagt Stahel. 

«Aus meiner Sicht hat man zu viele Neue ins Team gebracht. Die Mannschaft hat im Moment keine Struktur», meint Renggli und sagt, man habe beim FCZ die Basis verloren. «Uli Forte hat man damals entlassen, weil er zu wenig auf die Eigengewächse gesetzt hat. Gegen Sion standen mit Schönbächler, Brecher und Domgjoni auch nur drei aus der eigenen Jugend in der Startelf. Ansonsten nur eingekaufte Spieler. Deshalb wieder der Vergleich mit GC: Es fehlen je länger desto mehr die Identifikationsfiguren. Und so wird es auch immer schwerer, einen Chef zu finden.»

Wiel viel Kredit hat Magnin noch?

Kommen nicht bald die ersten Siege, dürfte es für Trainer Magnin ungemütlich werden. «Wir alle kennen Canepa, ein Mann voller Leidenschaft und Emotionen. Er macht sich immer viele Gedanken und hält auch oft lange an etwas fest, während die Leute denken, dass er schon lange hätte handeln sollen. Und dann macht er doch irgendetwas Überraschendes. Deshalb ist das ziemlich schwierig vorauszusehen, wie es mit Magnin weitergehen wird», sagt Fredy Bickel. Der ehemalige FCZ-Sportchef glaub aber nicht, dass der Entscheid über Magnins Zukunft in den nächsten beiden Spielen getroffen wird.

Stahel, der als Aktiver noch mit Magnin zusammengespielt hat, sagt: «Er ist sich seiner Situation bewusst, er war schon in der Rückrunde der letzten Saison in einer ähnlichen Situation. Er weiss, wie der Fussball funktioniert und dass er in den nächsten Spielen seine Punkte holen muss.» Auch Stahel glaubt, dass Magnin noch Kredit hat. «Aber die nächsten beiden Spiele werden wegweisend sein, in welche Richtung es gehen wird. Speziell im Heimspiel gegen Xamax wird ein Dreier einfach gefordert.»


Heimspiel – Der Fussball-Talk in voller Länge

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