Als die Grasshoppers am 30. April 2011 einen wichtigen Sieg im Abstiegskampf feiern, ist die Erleichterung gross. Beim zum Zuschauen verdammten Ricardo Cabanas brennt die Sicherung trotzdem durch.
Vor neun Jahren stecken die ruhmreichen Grasshoppers mitten im Abstiegskampf. Nach einer Niederlage im Krisengipfel gegen den FC St. Gallen übernimmt die Mannschaft von Ciriaco Sforza am 29. Spieltag die Rote Laterne in der Super League – bei noch sieben ausstehenden Partien. Die Nerven liegen blank.
Doch GC zeigt eine starke Reaktion. Auf den knappen Auswärtssieg bei Thun lässt der Schweizer Rekordmeister im Letzigrund einen 2:1-Erfolg gegen Luzern folgen. Es ist ein Befreiungsschlag. Dank dem Sieg über die Innerschweizer klettert GC in der Tabelle wieder auf Platz 7, die heikle Situation scheint fürs erste entschärft. Und trotzdem ist Leistungsträger Ricardo Cabanas, der in dieser Phase wegen einer Verletzung zum Zuschauen verdammt ist, nach dem Schlusspfiff alles andere als zufrieden.
Grund dafür ist der Basler Schiedsrichter Adrien Jaccottet. Nach 72 Minuten stellt er Davide Calla nach einer Schwalbe mit Gelb-Rot vom Platz, zudem kassiert GC in der hektischen Schlussviertelstunde weitere vier Verwarnungen. Zu viel für den auf der Tribüne mitleidenden Ur-Hopper Cabanas. Nach dem erlösenden Abpfiff begibt er sich schnurstracks zu den Katakomben, wo er die Unparteiischen abpasst und ihnen gehörig die Meinung geigt.
«Das ist GC, Rekordmeister! Was meinst du eigentlich, wer du bist. Rekordmeister. R-E-K-O-R-D-M-E-I-S-T-E-R!», brüllt er 51-fache Schweizer Internationale in Richtung Jaccottet, den er bis vor dessen Kabinentür begleitet – und pausenlos beschimpft. «Dir ist gar nicht bewusst, um was es hier geht. Das ist Super League. Vom Rekordmeister. Eine Institution. Ein bisschen Konzentration, he.» Erst als der Schiedsrichter in seiner Kabine verschwindet, beendet Cabanas seine Fluchtirade mit den Worten: «Wir geben alles für den Klub und du, he. Ein bisschen Respekt!»
Dank fünf Siegen in den letzten sieben Meisterschaftsspielen kann GC in diesem Herbst den Abstieg verhindern. Sieben Jahre später ist es aber soweit. Nach 70 Jahren in der höchsten Schweizer Liga verabschiedet sich der Rekordmeister in die Challenge League.