Kommentar Diese Auswechslung macht Celestini zum Helden des Spieltags

Jan Arnet

8.4.2019

Lugano-Goalie Noam Baumann verliert nach einem Zusammenprall für kurze Zeit das Bewusstsein, will danach aber weiterspielen. Sein Trainer Fabio Celestini wechselt den Keeper dennoch aus – und verdient dafür Respekt.

Lugano hält am Sonntag in Basel wacker mit, steht in der Defensive kompakt und lässt kaum Torchancen zu. Und wenn mal etwas auf's Tor kommt, dann ist Noam Baumann zur Stelle – bis zur 26. Minute. Dann ereignet sich ein heftiger Zusammenprall zwischen dem Lugano-Goalie und FCB-Spieler Eder Balanta. Der Kolumbianer trifft Baumann mit dem Ellbogen am Kopf, der 22-Jährige sackt zu Boden und geht sofort K.o..

Eine Schrecksekunde. Hat Baumann etwa die Zunge verschluckt? Die Teambetreuer der Tessiner stürmen auf den Platz und leisten Erste Hilfe. Wenige Augenblicke später die Entwarnung: Der junge Keeper steht wieder auf den Beinen, wirkt aber immer noch benommen. Baumann signalisiert, dass er weiterspielen möchte, doch Lugano-Trainer Fabio Celestini entscheidet sich für eine Auswechslung. Obwohl noch keine halbe Stunde gespielt ist und Celestini weiss, dass es gegen den FCB Kraft bis zur letzten Sekunde braucht, um etwas Zählbares mitnehmen zu können.

Dass die Auswechslung der einzig richtige Entscheid ist, bestätigt FCB-Teamarzt Dr. Felix Marti in der Pause im Teleclub-Interview: «Ich war soeben bei ihm, er weiss nicht, was passiert ist. Er hat eine Hirnerschütterung. Und deshalb musste er aus gesundheitlichen Gründen sofort vom Platz. Alles andere wäre gefährlich.»

FCB-Teamarzt Dr. Felix Marti: «Richtig, dass Baumann ausgewechselt wurde»

FCB-Teamarzt Dr. Felix Marti: «Richtig, dass Baumann ausgewechselt wurde»

07.04.2019

Wie gefährlich es werden kann, wenn ein Spieler trotz Hirnerschütterung weiterspielt, zeigt das Beispiel von Napoli-Goalie David Ospina, der sich vor drei Wochen in einem Spiel nach einer ähnlichen Situation wie bei Baumann nicht auswechseln lassen wollte und eine halbe Stunde nach dem Zusammenprall auf dem Platz zusammenbrach. 

Ospina musste sofort ins Spital gebracht werden, wo zum Glück keine gravierende Verletzungen festgestellt wurden. Auf dem Platz gestanden ist der Keeper seither aber nicht mehr. 

Auch Fabian Schär spielte vor zwei Wochen beim EM-Qualispiel der Schweizer Nati in Georgien (2:0) weiter, nachdem er für einige Augenblicke nicht bei Bewusstsein war. Schär spielte durch und sagte nach der Partie, dass er sich nicht an den Zusammenprall erinnern könne. Für das folgende Spiel gegen Dänemark (3:3) musste Schär dann aber Forfait geben.

«Die Rückkehr in den Sport nach einem derartigen Zusammenprall benötigt eine gewisse Zeit. Üblicherweise braucht ein Spieler ein paar Tage, um schrittweise an einen Einsatz herangeführt zu werden», liess der Schweizer Fussballverband verlauten. 



Grosses Kompliment deshalb an die Betreuer des FC Lugano und vor allem an Coach Fabio Celestini, dass er sich für die frühe Auswechslung von Baumann entschied, obwohl der Goalie weitermachen wollte. «Der Spieler kann die Situation gar nicht beurteilen, er weiss ja gar nicht, wo er ist», sagt Dr. Marti. «In 99,9 Prozent geht es gut, aber es könnte auch dramatisch werden. Es könnte eine Hirnblutung geben, deshalb muss man aufpassen.» Marti sagt, er habe gesehen, dass der Teamarzt zum Trainer sagte, dass der Goalie ausgewechselt werden soll. «Sie haben harmoniert und für die Gesundheit des Spielers gesorgt. So muss es sein.»

Die Auswechslung macht Fabio Celestini zum Helden des Spieltags. Denn wenn es um die Gesundheit eines Spielers geht, muss das Resultat auf dem Platz zur Nebensache werden. Für den aufopferungsvollen Kampf werden die Tessiner in Basel aber dennoch belohnt: Lugano holt ein 1:1 und macht einen weiteren Schritt Richtung Klassenerhalt.

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