Fabian Schär wird der Schweiz gegen Dänemark mit einer Kopfverletzung fehlen. Trotz seiner wichtigen Rolle in der Nationalmannschaft ist das eindeutig der richtige Entscheid.
Nach Fabian Schärs heftigem Zusammenprall im Spiel gegen Georgien gab der Schweizerische Fussballverband nach der Partie Entwarnung und bekräftigte, dass «keine Anomalie und kein neurophysiologisches Defizit» festgestellt worden sei. Trotzdem wird der Matchwinner von Tiflis am Dienstag gegen Dänemark nicht auf dem Platz stehen, wie der SFV in einem Communiqué bekannt gab. Das wirft Fragen auf, schliesslich spielte Schär doch nach dem Zusammenprall im Georgien-Spiel die Partie zu Ende.
Beide Entscheidungen fällte der Schweizer Teamarzt Damian Meli. Er war es auch, der Schär nach seinem «Tête-à-Tête» auf dem Platz behandelte und seine Verfassung anhand des «Sport Concussion Assessment Tool» beurteilte. Weil der Verteidiger alle ihm gestellten Fragen richtig beantwortete, gab Meli die Freigabe zum Weiterspielen.
Plötzliche Kehrtwende
Vom SFV wird der Arzt nun aber wie folgt zitiert: «Die Rückkehr in den Sport nach einem derartigen Zusammenprall benötigt eine gewisse Zeit. Üblicherweise braucht ein Spieler ein paar Tage, um schrittweise an einen Einsatz herangeführt zu werden. Diese Zeit fehlt zwischen den zwei Spielen gegen Georgien und Dänemark.» Schär wird also gegen Eriksen & Co. definitiv nicht auf dem Platz stehen.
Da hilft es auch nichts, dass Schär am Dienstag unbedingt spielen und «wie immer alles für die Schweiz geben» möchte. Mit Kopfverletzungen ist nicht zu spassen, das sagt auch Gery Büsser, Leiter des Swiss Olympic Medical Center und Teamarzt der ZSC Lions, gegenüber dem «Tagesanzeiger».
«Alles andere als dieser Entscheid wäre komisch», so Büsser, der sich dafür einsetzt, dass sich der Schweizer Fussball mehr sensibilisiert, wenn es um Kopfverletzungen geht. Im Fall Schär seien «wirklich alle Anzeichen gegeben», die auf eine Hirnerschütterung hinwiesen und deshalb höchste Vorsicht angesagt. Büsser versteht auch nicht, weshalb Schär in Tiflis überhaupt auf den Platz zurückkehrte. Die durchgeführte Beurteilung anhand von Fragen an den Spieler sei nicht ausreichend.
Zu wenig Zeit für eine richtige Diagnose
Das Problem im Fussball ist, dass meistens die Zeit fehlt, Spieler mit Kopfverletzungen ausreichend zu beurteilen. Fast immer gilt die Devise: Wer reden und laufen kann, kann auch weiterspielen. «Das darf nicht mehr so sein», meint Büsser, der die Problematik aus dem Eishockey gut kennt. Und dass es noch schlimmer wird, wenn Spieler trotz Kopfverletzung weitermachen, zeigen etliche Beispiele aus dem Hockey-Sport. So auch das von Paul Kariya, der wie Schär nach seiner Rückkehr sogar noch zum Matchwinner avancierte.
Von diesem Abend weiss der Kanadier – der seine Karriere aufgrund mehrerer Kopfverletzungen frühzeitig beenden musste – heute nichts mehr. Das erinnert stark an die Worte von Schär, der nach der Partie in Georgien meinte: «Ich kann mich an gar nichts erinnern, ich war einige Sekunden K.o. Mein Schädel brummt noch. Zudem habe ich Nackenschmerzen und eine Beule an der Stirn.»
Es ist also definitiv die richtige Entscheidung des SFV, am Dienstag in Basel auf den 27-Jährigen zu verzichten. Es wäre ebenfalls richtig gewesen, den Ostschweizer am Samstag nicht mehr zurück auf den Platz zu schicken. Denn selbst wenn die Schweiz die Partie dadurch nicht gewonnen hätte, solch ein Risiko ist das nicht wert.