Sechs Runden vor Schluss liegen zwischen dem Sechstplatzierten Luzern und dem Letzten Sion nur sechs Punkte. Wer hat die besten Chancen auf den Klassenerhalt? Für wen dürfte es eng werden? «blue Sport» macht den Check.
Vor wenigen Wochen blickte selbst der FC Basel noch mit einem ängstlichen Auge auf die Tabelle. Mittlerweile können die Bebbi aber aufatmen und sich auf das Rennen um den 2. Platz konzentrieren. Auch das punktgleiche Lugano (43 Zähler), Servette (41) und Lausanne (40) scheinen nichts mehr mit dem Abstieg zu tun zu haben. Ein Einbrechen auf der Zielgeraden darf sich aber trotzdem kein Team erlauben. Denn so gross ist der Vorsprung auf den Tabellenkeller auch wieder nicht.
Sechs Runden vor Schluss kann aber davon ausgegangen werden, dass der Absteiger und der Barrage-Teilnehmer unter den restlichen fünf Klubs ermittelt wird: Luzern, Zürich, St. Gallen, Vaduz und Sion. «blue Sport» analysiert die Form und das Restprogramm der Teams – und wagt eine Prognose.
36 Punkte
FC Luzern
Restprogramm: Zürich (h), Vaduz (a), Servette (h), Sion (a), YB (a), Lugano (h)
Der späte 1:0-Sieg gegen Lausanne war am Mittwoch ein echter Befreiungsschlag. Es war der erste Dreier für die Innerschweizer nach fünf sieglosen Spielen, die grossen Abstiegssorgen sind fürs Erste verpufft. Gegen die vier direkten Abstiegskonkurrenten hat der FCL bislang nur zwei Spiele verloren. Die Luzerner haben auch kaum Verletzte zu beklagen und sind im Cup noch mit dabei.
35 Punkte
FC Zürich
Restprogramm: Luzern (a), Lugano (h), Lausanne (a), St. Gallen (h), Basel (a), Vaduz (h)
Der FCZ wartet nun schon seit sechs Spielen auf einen Sieg. Die Parallelen zur Abstiegssaison 2015/16 dürften den Fans fast schon das Blut in den Adern gefrieren lassen. Bislang konnte Zürich nur drei Spiele gegen die direkten Konkurrenten im Tabellenkeller gewinnen. Abwehrchef Lasse Sobiech (seit Januar verletzt) wird schmerzlich vermisst und mit Marco Schönbächler fiel zuletzt ein weiterer Leistungsträger verletzt aus. Und Blerim Dzemaili war bislang auch noch nicht die grosse Verstärkung, die man sich erhofft hat. Der engagierte Auftritt gegen YB am Donnerstag gibt aber Hoffnung. Das Restprogramm könnte schlimmer sein.
34 Punkte
FC St. Gallen
Restprogramm: Vaduz (h), Basel (a), Sion (h), Zürich (a), Lausanne (h), Servette (a)
Der FCSG hat sogar schon seit acht Partien nicht mehr gewonnen. So schlenderte das Überraschungsteam der letzten Saison immer weiter in den Tabellenkeller. Zu allem Übel hat sich Captain Jordi Quintilla auch noch mit Corona infiziert und wird mindestens das so wichtige Heimspiel gegen Vaduz am Wochenende verpassen. Ohnehin steht ein Fragezeichen hinter Quintilla, der die Espen zum Saisonende ja verlassen wird. Ist er der richtige Führungsspieler für ein angeschlagenes Team im Abstiegskampf?
Was die St. Galler auch im Hinterkopf haben, ist der Cup. Da stehen die Ostschweizer im Halbfinal und hoffen auf den ersten Cupsieg seit 1969. Ob das Gift für die Konzentration auf den Liga-Alltag ist, wird sich weisen. Jedenfalls dürften die nächsten beiden Heimspiele gegen Vaduz und Sion wegweisend sein.
33 Punkte
FC Vaduz
Restprogramm: St. Gallen (a), Luzern (h), Lugano (a), YB(h), Servette (h), Zürich (a)
Vor der Winterpause hätte wohl niemand mehr auf den Klassenerhalt der Liechtensteiner getippt. Doch in der Rückrunde konnte sich das Team von Mario Frick fangen und gehört nun sogar zu den formstärksten Mannschaften der Liga. Aus den letzten fünf Spielen holte Vaduz zehn Punkte. Das grosse Plus des Aufsteigers: Man hat nichts zu verlieren und gilt weiter als grosser Underdog. Auch wenn es nun grobfahrlässig wäre, diese eingeschworene Truppe aus dem Ländle immer noch zu unterschätzen. Dass noch genügend Saft für einen starken Schlussspurt im Tank ist, hat Vaduz schon letztes Jahr bewiesen.
30 Punkte
FC Sion
Restprogramm: YB (a), Lausanne (h), St. Gallen (a), Luzern (h), Lugano (a), Basel (h)
Das 5:3-Spektakel in Genf war ein grosses Lebenszeichen der Walliser. Noch hat sich Sion nicht geschlagen gegeben. Und nun scheint auch Guillaume Hoarau endlich in Fahrt zu kommen. Beim 2:2 gegen den FCZ schoss er letzte Woche endlich sein erstes Sion-Tor. Gegen Servette brillierte der Stürmer mit einem weiteren Treffer und zwei Assists.
Das grosse Manko des Schlusslichts ist und bleibt aber die Defensive. Seit 15 Spielen hat Sion nicht mehr zu Null gespielt. Das Restprogramm könnte schwieriger kaum sein: Die Walliser müssen noch gegen die drei besten Teams (Stand jetzt) antreten und haben nur ein Heimspiel gegen einen direkten Abstiegskonkurrenten – und das gegen den FC Luzern, gegen den man in den drei bisherigen Spielen nur einen Punkt holen konnte. Das wird eine Herkulesaufgabe für Marco Walker und Co.
Prognose
Angesichts der Tabellenlage und des schwierigen Restprogramms braucht Sion schon ein kleines Wunder und vor allem viel Schützenhilfe, um den direkten Abstieg noch abzuwenden. Da wird auch ein Guillaume Hoarau in YB-Form alleine nicht reichen. Sion hat klar die schlechtesten Karten.
Im Barrage-Kampf wird entscheidend sein, wie sich St. Gallen in den nächsten beiden Heimspielen gegen Vaduz und Sion präsentiert. Zwei Siege sind Pflicht, ansonsten wird die Lage für die Espen ganz ungemütlich. Und auch der FCZ muss dringend wieder zum Siegen finden. Der engagierte Auftritt gegen YB hat aber gezeigt, dass die Zürcher eigentlich zu viel Qualität besitzen, um abzusteigen.
Entscheidend wird letztlich sein, ob Vaduz seine starke Form in den letzten Spielen bestätigen kann. Mit drei Spielen gegen andere Kellerkinder haben es die Liechtensteiner quasi in der eigenen Hand. Trotzdem bleibt Vaduz der grosse Underdog. Die besten Karten im Abstiegskampf hat der FC Luzern. Gehen die nächsten beiden Spiele gegen Zürich und Vaduz gewonnen, dürfte für die Innerschweizer gar nichts mehr anbrennen.