Der FC Basel hat sich nach einem sportlichen Tief gefangen und Platz 2 in der Super League gefestigt. Verärgert sind die Fans dennoch. Die vielen Nebenschauplätze sind im Teleclub Fussball-Talk Heimspiel das Thema.
Wechsel im Personal, Pläne für einen Stadion-Umbau, Einstieg ins eSports-Business und die Investition in den indischen Klub Chennai City. Bernhard Burgener schraubt seit seiner Übernahme als Präsident des FC Basel im Sommer 2017 ziemlich am Klub herum, den sein Vorgänger Bernhard Heusler zuvor jahrelang erfolgreich geführte hatte. Die meisten Fans haben daran überhaupt keine Freude, vor allem die Ultras in der Muttenzerkurve machen ihrem Ärger gegenüber der Klubführung immer wieder Luft. Sei dies mit Transparenten oder mit einem Boykott wie zuletzt beim Heimspiel gegen St. Gallen. Dass der Klub sportlich nach jahrelanger Dominanz seine führende Rolle im Schweizer Fussball an die Young Boys abgegeben hat, verkommt dabei beinahe zur Nebensache.
FCB-Legende Benjamin Huggel kritisiert die Basler Klubführung dafür, dass sie jetzt, wo die Saison in die entscheidende Phase geht, mit den Stadion-Plänen und dem Indien-Deal neue Baustellen eröffnet. «Das treibt Unruhe in den Sport und in den Verein», sagt Huggel. Sportreporter Christoph Kieslich von der «TagesWoche» ist ähnlicher Meinung: «Burgener macht das Umfeld des FC Basel mit seinen Ideen verrückt. Er kann die Fans mit seinem Vorhaben nicht wirklich für sich gewinnen.» Dennoch versteht Kieslich das Vorgehen des Präsidenten ein Stück weit auch. «Die fetten Jahre sind vorbei, Burgener muss als Mehrheitsaktionär schauen, wie er diesen teuren Apparat FC Basel finanzieren kann.»
Schlechte Kommunikation
Dass der FCB mit dem Wechsel in der Klubführung und der neuen Philosophie («verkleinern, verjüngen, verbaslern») ein Stück weit an Erfolg einbüssen wird, war abzusehen. Huggel stört sich aber daran, dass die Ziele nach dem Abgang von Bernhard Heusler und Georg Heitz weiter hoch gesteckt waren. «Man hätte die Leute darauf vorbereiten müssen, dass man jetzt nicht wieder jedes Mal Schweizer Meister wird», sagt er. Huggel glaubt, dass die Fans bei einem besseren Austausch eher bereit gewesen wären, den Verein in neue Bahnen zu lenken. «Eine andere Kommunikation hätte einiges erleichtert», meint auch Kieslich.
«Wann sehen wir den ersten Inder beim FCB?»
So stehen auf der einen Seite weiterhin die Traditionalisten, denen es lieber ist, mal im Mittelfeld der Tabelle rumzuturnen, statt den Klub zu kommerzialisieren. Und auf der anderen Seite die Chefetage, die den Erfolg des Vereins mit neuen Einnahmequellen erhalten möchte.
«Als Schweizer Klub musst du dir überlegen, wie du Geld einnehmen kannst. Da gibt es die Champions League, die als Schweizer Verein nun auch immer schwieriger zu erreichen ist. Und Verkäufe von jungen Spielern, die man ausgebildet oder irgendwo entdeckt hat. Wenn das nicht reicht, muss man sich überlegen, wie man sonst zu Geld kommt», sagt Huggel. «Entweder senkt man Kosten oder man sucht andere Einnahmequellen. Bernhard Burgener ist nun mal einer, der mit seinen anderen Projekten grösser denkt und versucht, in andere Sparten einzutreten. Ich persönlich bin da sehr offen, der SC Bern zum Beispiel finanziert sich auch mit Restaurationsbetrieben. Von vielen traditionalistischen Fans wird das aber nicht goutiert.»
Journalist Kieslich hinterfragt allerdings: «Wann kommt der Tag, an dem du mit eSports so viel Geld generiert hast, dass du dir einen neuen Stürmer kaufen kannst? Oder wie lange dauert es, bis in Indien eine Struktur entstanden ist, wo du dann einen talentierten Spieler nach Mitteleuropa bringen kannst und mit ihm Geld verdienst? Ich glaube, dass es unglaublich lange dauern wird, bis das alles Wirkung zeigt.»
Wo man Film-Mogul Bernhard Burgener vertrauen könne, meint Teleclub-Experte Rolf Fringer, dann wenn es um unternehmerische Zusammenhänge gehe. «Ich kann mir auch nicht vorstellen, dass in nächster Zeit ein indischer Superstar beim FCB spielt und jedes Wochenende schauen 50 Millionen Inder zu. Aber vielleicht hat das Ganze einen Zusammenhang mit eSports und man sieht da einen Markt», fasst Fringer zusammen. «Aber man hat das eben (in der Schweiz) noch nie so gesehen und deshalb ist es schwierig, die Entwicklung einzuschätzen.»