Heimspiel «Völlig übertrieben»: Fringer kritisiert die strengen Auflagen für die Bundeskredite

Luca Betschart

18.5.2020

Fringer: «Das sieht nach Bevormundung aus»

Fringer: «Das sieht nach Bevormundung aus»

Im Teleclub Fussball-Talk Heimspiel erklärt Rolf Fringer, wieso die Auflagen für ein Darlehen für Schweizer Fussball-Klubs für ihn übertrieben sind.

17.05.2020

Der Bundesrat sicherte dem Schweizer Profifussball vergangene Woche 200 Millionen zu, die Reaktionen der Klubs sind aber verhalten. Im Teleclub Fussball-Talk Heimspiel wird diskutiert, weshalb das so ist.

Am 13. Mai 2020 verkündet der Bundesrat, dem Schweizer Profi-Fussball in der Corona-Krise mit Darlehen im Gesamtumfang von maximal 200 Millionen Franken unter die Arme greifen zu wollen. Es ist grundsätzlich ein positives Zeichen, dennoch fallen die Reaktionen der Klubs zunächst verhalten aus. Von der Staatshilfe Gebrauch macht bisher offiziell niemand, die Gründe dafür sind vielschichtig.   

«Ich denke, dass die Vereine im Moment noch nicht genau wissen, wann und wie es weitergeht», sagt Jeff Saibene, Studiogast im Teleclub Fussball-Talk Heimspiel. «Die Klubs sind im Ungewissen, deshalb haben sie auch noch keine Entscheidung getroffen, ob man das Geld schon will.» Erst am 29. Mai soll die Swiss Football League im Zuge einer ausserordentlichen Generalversammlung entscheiden, wie es in den obersten beiden Spielklassen weitergehen soll. 



Dass die Vereine bisher noch keine definitive Entscheidung treffen wollen oder können, glaubt auch Teleclub Fussball-Experte Rolf Fringer: «Der Verein weiss heute nicht, was in zwei Wochen bestimmt wird. Man muss diese zwei Wochen abwarten, bis man klarer in die Zukunft sieht.»

«Fragwürdige Auflagen»

Die Auflagen im Überblick

- Im Schnitt dürfen die Löhne aller Teams, die einen Bundeskredit aufnehmen, nicht mehr steigen.

- Zudem müssen die Löhne der Teams, die Geld beanspruchen, in den nächsten drei Jahren durchschnittlich um 20 Prozent reduziert werden.

Zu den Rückzahlungskonditionen

- 30 Prozent der Medien- und Marketingeinnahmen müssen aufgewendet werden.

- Von den Transfer-Nettoeinnahmen fliessen 25 Prozent direkt an den Bund.

- Zwischen den Klubs, die ein Darlehen aufnehmen, gilt eine Solidarhaftung. Das heisst, dass alle Klubs gemeinsam haften, falls eine Zahlung eines anderen Vereins ausfällt.

Doch nicht nur die Ungewissheit sorge für die zögerlichen Reaktionen, glaubt der 63-Jährige. «Die Darlehen sind gesprochen mit vier Auflagen. Jene Auflage etwa, wonach man in den nächsten drei Jahren das Lohnniveau um 20 Prozent senken müsse, ist schon mal sehr fragwürdig», so Fringer. Denn es gäbe Vereine mit einem kleinen Lohnbudget, wie der FC Thun. «Wenn die, die sich immer knapp über Wasser halten konnten, jetzt noch 20 Prozent runter müssen, dann sind sie nicht mehr konkurrenzfähig», sagt Fringer. 

GC-Kommunikationsleiter Adrian Fetscherin erklärte letzte Woche gegenüber «Bluewin» zudem: «Unser Verzicht hat absolut nichts mit den ohnehin schon tiefen Lohnkosten zu tun. Zurzeit wollen wir einzig keine Darlehen aufnehmen, da es de facto Schulden sind und solche Darlehen können jeden Klub in den nächsten Jahren einholen und in massive Schwierigkeiten bringen.»



Ähnlich sieht das auch Saibene. «Man muss ja das Geld irgendwann zurückzahlen. Wenn man Geld zurückzahlen muss, muss man irgendwie Gewinn machen. Welcher Verein in der Super League macht Gewinn?», hinterfragt er. «Vielleicht jene, die Champions League spielen und jene, die zwei oder drei Spieler verkaufen können. Aber bei allen anderen kann ich mir das nicht vorstellen.»

«Das sieht nach Bevormundung aus»

Mit solchen Auflagen vermittle man ein falsches Bild. «Das gibt nach aussen auch das Gefühl, dass alle Fussballer Millionen verdienen würden.» Zumindest in der Schweiz sei dem aber nicht so. «Es gibt so viele Spieler, die einen normalen Lohn haben. Wenn ich an Thun oder St. Gallen denke, wo ich gearbeitet habe, da hat man ganz normale Löhne. Wenn man da noch 20 Prozent weniger verdienen soll, ist das ein Witz», sagt Saibene. 

Rolf Fringer stört sich darüber hinaus daran, dass der Bundesrat gleich vier verschiedene Auflagen ausspricht. Das wirke so, als würde man den Vereinen nicht trauen. «Vier verschiedene Auflagen für ein Darlehen, das ist für mich völlig übertrieben. Das sieht nach Bevormundung aus», sagt er. Wenn er jemandem 100 Franken ausleihe, bestimme er schliesslich auch nicht, was mit diesem Geld passiere. Und Experten-Kollege Marcel Reif merkt an: «Das hat so was von: Und wenn ihr nicht brav seid, dann nehmen wir euch das Bällchen wieder weg. Das ist nicht der Zugang.»

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Heimspiel Spezial – der Teleclub Fussball-Talk vom 17. Mai 2020

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Mit den Studiogästen Jeff Saibene, Rolf Fringer und Marcel Reif diskutiert Sven Furrer über die finanzielle Unterstützung des Bundesrats für den Schweizer Fussball sowie über den Bundesliga-Restart.

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