Reaktionen GC verzichtet auf Staatshilfe – wie werden die anderen Klubs handeln?

sda/bam

14.5.2020

GC scheint finanziell alles im Griff zu haben. Am Montag hat Goran Djuricin mit seinem Team das Training wieder aufgenommen.
GC scheint finanziell alles im Griff zu haben. Am Montag hat Goran Djuricin mit seinem Team das Training wieder aufgenommen.
Keystone

Die Swiss Football League zeigt sich sehr erfreut über die staatliche Hilfe. Die durch die Corona-Pandemie verursachte Situation sei nun weniger explosiv für die Klubs der Super und Challenge League.

«Es ist eine wichtige Botschaft von der Politik an den Sport», betont Claudius Schäfer, der CEO der Swiss Football League. Durch die möglichen Darlehen habe die derzeitige Situation «weniger Sprengkraft». Voraussetzung für ein Darlehen sei aber die Wiederaufnahme des derzeit ruhenden Spielbetriebs. Darüber dürfte die Swiss Football League an einer ausserordentlichen Generalversammlung am 29. Mai entscheiden.

In den letzten Tagen war mit Hochdruck daran gearbeitet worden, die Eckpunkte für eine finanzielle Unterstützung des Bundes für die Profi-Klubs zu definieren. «Es war wie immer in Verhandlungen. Man hat auf beiden Seiten Vorstellungen und trifft sich irgendwo in der Mitte», sagt Schäfer. Es ging auch darum, politische Forderungen zu erfüllen. Eine davon ist, dass die Klubs, die Darlehen beziehen, die Lohnsumme innerhalb von drei Jahren gesamthaft um 20 Prozent reduzieren.



Am Montag war die Absichtserklärung von der Swiss Football League unterzeichnet worden, die als Grundlage für den Entscheid des Bundesrats diente, den Profi-Klubs im Fussball und Eishockey Darlehen bis zu insgesamt 350 Millionen Franken zu ermöglichen. Über die Details der Übereinkunft waren die Klubs der Super und Challenge League bislang nicht informiert. Die SFL wurde von der ausführlichen Information des Bundesrats am Mittwoch etwas überrascht. «Nun werden wir die Klubs sehr schnell und detailliert in Kenntnis setzen.»

Claudius Schäfer ist erfreut über die finanzielle Hilfe des Bundes.
Claudius Schäfer ist erfreut über die finanzielle Hilfe des Bundes.
Keystone

Die Klubs reagieren unterschiedlich

Die Vereine der Super League begrüssen es, dass der Staat mit Darlehen dem Schweizer Fussball helfen möchte. «Der Bundesrat hat mit dem Stabilisierungspaket die Bedeutung des Schweizer Sports im Allgemeinen und des Spitzenfussballs im Besonderen unterstrichen und dokumentiert, dass wir nur gemeinsam aus dieser Krise kommen können», sagt beispielsweise YB-CEO Wanja Greuel zu «Blick». 

Ob sich die Super-League-Klubs jedoch für oder gegen ein Darlehen des Bundes entscheiden, ist noch ungewiss. «Für den FCSG gehören allfällige Überbrückungshilfen je nach Szenario zu den Instrumenten, die wir einsetzen könnten. Wir prüfen die Möglichkeiten und Modalitäten aber gründlich, bevor wir sie allenfalls nutzen», lässt St. Gallens CEO Matthias Hüppi mitteilen. 

Jeff Collet, der Besitzer von Neuchâtel Xamax, nimmt die Neuigkeit erfreut zur Kenntnis, mahnt aber gleichzeitig: «Es ist eine gute Sache. Jede Hilfe ist willkommen. Wir dürfen aber nicht vergessen, dass es ein Darlehen ist, das zurückbezahlt werden muss. Damit das möglich ist, müssen die Einnahmen erhöht werden.»

Auch für Sion-Präsident Christian Constantin ist es ein erfreulicher Schritt vorwärts für den Fussball. «Auch wenn es natürlich nun kompliziert wird, denn mit der Kurzarbeit haben wir derzeit ein Mittel, mit welchem der Staat uns mit A-fonds-perdu-Beiträgen hilft», sagt Constantin, der noch nicht weiss, wie er den Kredit zurückzahlen soll. Trotzdem sieht er positive Aspekte an den Bedingungen, die an die finanziellen Beiträge geknüpft sind. «Gut ist auch, dass die Lohnsumme um 20 Prozent runter muss. Denn wir haben nun die Verpflichtung, den Betrieb so schlank wie möglich zu halten, weil wir derzeit schlicht keine Einnahmen haben.»

Hilfe für die kleineren Klubs

In den letzten Wochen meldeten sich immer mehr Klubs zu Wort, dass sie unter den fehlenden Einnahmen leiden. Betroffen sind vor allem die kleineren Vereine. Für jene könnte dieses Finanzpaket essenziell sein. «Die Darlehen des Bundesrats sind Sauerstoff für die Vereine», sagt Lugano-Präsident Angelo Renzetti. Falls die Saison unter Ausschluss der Öffentlichkeit beendet würde, dürfte Lugano einen Antrag auf ein Darlehen stellen. «Aber dieser Entscheid ist noch nicht gefallen.»

Collet geht davon aus, dass Xamax nur durchkommt, wenn es keine Geisterspiele gibt. «Wenn wir die Saison mit Geisterspielen zu Ende spielen, benötigt Xamax Hilfe.» 

GC trainiert bereits wieder und verzichtet auf staatliche Gelder

Der Grasshopper Club Zürich ist sich derweil jetzt schon sicher, vorerst keine Fördergelder des Staates zu beanspruchen. «Was die gesprochenen Gelder für den Profisport betrifft, sind es Darlehen, die zurückbezahlt werden müssen und somit keine A-fonds-perdu-Gelder. Stand heute macht GC keinen Gebrauch von den Darlehen», so die Mitteilung des Klubs. 

Der Vermutung von «Bluewin», wonach der ambitionierte Challenge-League-Verein die Bedingungen des Bundes bezüglich Lohn-Senkungen nicht auf sich nehmen möchte, um künftig teurere Spieler verpflichten zu können, widerspricht Adrian Fetscherin, Leiter Kommunikation, vehement: «Unser Verzicht hat absolut nichts mit den ohnehin schon tiefen Lohnkosten zu tun. Zurzeit wollen wir einzig keine Darlehen aufnehmen, da es de facto Schulden sind und solche Darlehen können jeden Klub in den nächsten Jahren einholen und in massive Schwierigkeiten bringen.»



GC hatte vor dem bundesrätlichen Entscheid als einer von lediglich zwei Profi-Fussballvereinen in der Schweiz den Trainingsbetrieb am Montag wieder aufgenommen. Der Klub aus Niederhasli hat mit Champion Union HK Holdings Limited erst kürzlich einen starken Investor an seine Seite gezogen.

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