Nach der 1:2-Niederlage in Luzern hat der FC Basel schon acht Punkte Rückstand auf das Spitzenduo St. Gallen und YB. Den Meistertitel müssen sich die Basler wohl oder übel abschminken. Oder doch nicht?
Als Teleclub-Experte Rolf Fringer und Blick-Fussballchef Andreas Böni am Sonntagabend im Fussball-Talk Heimspiel die erste Super-League-Runde nach dem Re-Start Revue passieren lassen, zeigt sich schnell: Die Experten glauben nicht mehr an einen Dreikampf um den Titel, sondern an einen Zweikampf zwischen YB und St. Gallen. Zu schwach war der Auftritt des FCB in Luzern, zu laut sind auch die Nebengeräusche am Rheinknie.
«Ich bin der Letzte, der aufgibt. Aber momentan spielen wir um Platz 3 und wir wissen alle, dass dies nicht unser Anspruch ist», sagt sogar Fabian Frei nach dem Luzern-Spiel gegenüber «SRF» und lässt damit erahnen, dass die Bebbi mittlerweile wohl selber nicht mehr wirklich an die Wende glauben.
Doch es gibt tatsächlich ein paar Argumente, die noch für den FCB sprechen. Hier sind fünf Gründe für eine grosse Basler Aufholjagd:
Es sind noch viele Punkte zu vergeben
Acht Punkte sind gewiss eine grosse Hypothek, doch in dieser Saison sind noch immer viele Punkte zu vergeben. Zwölf Runden sind noch zu spielen, bedeutet: Jedes Team kann noch bis zu 36 Zähler einheimsen. In den nächsten fünf Runden spielt Basel zweimal gegen Xamax, zweimal gegen Sion und einmal gegen Lugano – fünf Siege gegen die drei Abstiegskandidaten sind eigentlich Pflicht. Erfüllt der FCB diese Pflicht, kann er womöglich, noch bevor die Saison auf die Zielgerade einbiegt, aufs Spitzdenduo Boden gut machen.
Die Direktduelle gegen die Top-Teams
In den letzten sieben Runden spielen die Bebbi je noch einmal gegen YB und St. Gallen. Natürlich braucht das Team von Marcel Koller auch in diesen Direktduellen zwingend zwei Siege, um im Meisterrennen zu bleiben. Am letzten Spieltag spielen dann YB und St. Gallen noch gegeneinander. Endet diese potenzielle Finalissima ohne Sieger, wird der FCB womöglich zum lachenden Dritten. Übrigens hat Basel noch immer das beste Torverhältnis aller Super-League-Teams (+23).
Auch YB und FCSG waren nicht souverän
Basel hat gegen Luzern verdientermassen verloren, hätte mit ein bisschen Glück am Schluss aber immerhin noch einen Punkt mit nach Hause nehmen können. Dieses Glück hatte YB gegen den FCZ (3:2). Die Berner konnten erst in der Schlussphase den Rückstand noch drehen und hatten beim vermeintlichen Treffer zum 3:1 der Zürcher (wegen hauchdünner Abseitsposition aberkannt) mächtig Dusel. St. Gallen hatte sein Spiel gegen Sion (2:1) zwar über weite Strecken im Griff, musste am Ende aber auch noch einmal zittern.
Di 23.06. 20:10 - 00:00 ∙ blue Sport Live ∙ Live Fussball: FC Thun - BSC Young Boys
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Die Rückkehrer werden dem FCB helfen
Was man ebenfalls nicht vergessen darf: Dem FCB fehlten in Luzern wichtige Stammkräfte. Captain Valentin Stocker und Raoul Petretta waren gesperrt, Ricky van Wolfswinkel fehlte angeschlagen – sie werden Marcel Koller bald wieder zur Verfügung stehen. Ab dem 1. Juli ist zudem womöglich der aus Belgien zurückgekehrte Dimitri Oberlin wieder spielberechtigt. Und vielleicht geben auch Luca Zuffi (riss sich im Februar das Kreuzband) und Edon Zhegrova (Bänderriss) noch vor Saisonende ihr Comeback.
Der Blick in die Vergangenheit
Es liegt zwar schon zehn Jahre zurück, doch der FCB hat schon einmal bewiesen, dass man ihn so schnell nicht abschreiben darf. In der Saison 2009/10 hatte Basel zeitweise sogar 13 Punkte Rückstand auf die Young Boys, konnte sich dank einem starken Schlussspurt am Ende aber doch noch die Krone aufsetzen. Eine grosse Aufholjagd braucht es auch dieses Mal. Ausrutscher wie jener in Luzern darf sich der einstige Serienmeister dafür aber kaum mehr erlauben.