Lausanne-Sport und die Grasshoppers, zwei Grosse des Schweizer Fussballs, kämpften um den Aufstieg in die Super League. Die Waadtländer gehen als Sieger hervor, doch die Zukunft der Zürcher ist trotzdem hoffnungsvoll. Ein Kommentar.
Mit einem Vorsprung von 15 Punkten ging Lausanne nach der Winterpause gegenüber den Konkurrenten GC und Vaduz ins Rennen. Am Donnerstag machten die Waadtländer den Aufstieg perfekt. Dahinter haben die Liechtensteiner den Barrage-Platz fast auf sicher, GC bräuchte ein kleines Wunder, um Vaduz noch abzufangen.
Nach dem Abstieg von Xamax ist Lausanne der ideale Ersatz für die Super League. «Beim letzten Aufstieg 2016 bestand unsere Mannschaft aus Jungen und Leuten aus der Region, dieses Mal war es anders», hielt Goalie Thomas Castella fest. Tatsächlich hatte der frühere Sportdirektor Pablo Iglesias, der überraschend im Juni durch den Ivorer Souleymane Cissé ersetzt wurde, eine schlagkräftige Truppe zusammengestellt.
Mit den Zuzügen von Abwehrchef Elton Monteiro sowie den Offensivkräften Aldin Turkes (mit 21 Treffern designierter Torschützenkönig), Routinier Christian Scheuwly und dem wirbligen Leihspieler Dan Ndoye hatte Trainer Giorgio Contini praktisch jede Position doppelt besetzt. Auch gegen den FC Basel konnte man im Cup-Viertelfinal (2:3 n. V.) keinen Niveau-Unterschied erkennen.
Kurzum: Der Weg zurück in die oberste Schweizer Spielklasse war nach zweijähriger Absenz angesichts des Budgets von rund 12 Millionen Franken Pflicht. Der britische Chemiekonzern Ineos hat als milliardenschwerer Besitzer des Klubs grosse Pläne in der höchsten Liga. Lausanne-Boss Jim Ratcliffe redet im Interview mit «Teleclub» von einem «nachhaltigen Projekt», welches man mit dem Klub anstrebe.
Lausanne wird also höchstwahrscheinlich nicht so schnell wieder in den Niederungen verschwinden. Zumal die Waadtländer im Herbst in einem richtigen Fussballstadion spielen dürfen. Das 85 Millionen teure Schmuckstück Stade de La Tuilière wird die altehrwürdige Pontaise ersetzen.
Verhinderter Aufstieg hilft GC, sich nochmals zu finden
Auch die Grasshoppers träumen mit den neuen, chinesischen Besitzern von einer goldigen Zukunft. Doch die Zürcher müssen eine zweite Saison in der Challenge League absolvieren. Wahrscheinlich ist es sinnvoll, dass man nochmals einen Anlauf nehmen muss. Zur Erinnerung: Vor einem Jahr war GC am Boden, die Fans ausser Rand und Band.
In Niederhasli wechselte man im Zuge des Besitzerwechsels im April kräftig das Personal durch: Bernard Schuiteman ersetzte Fredy Bickel als Sportchef, Jimmy Berisha ist «Managing Director», Samuel Haas besetzt die Funktion des Generalsekretärs und Adrian Fetscherin ist der neue starke Mann in der Kommunikation. Nur Andras Gurovits (Vizepräsident) blieb dem Verein erhalten. Die neue Klubführung sparte dabei nicht mit Kritik an ihre Vorgänger, was nicht unbedingt für einen guten Stil spricht.
Auf der Trainerposition vollzog man ebenfalls einen Wechsel: Goran Djuricin entliess man nach gerade mal zwei Spielen. Assistenzcoach Zoltan Kadar übernahm und beeindruckte mit seiner jungen Truppe. Der 54-jährige Rumäne mit ungarischen Wurzeln schenkte vielen Jungen das Vertrauen, welche es ihm mit engagierten Leistungen zurückzahlten. Bis auf fünf Zähler kam man an Leader Lausanne heran, ehe GC das Direktduell wegen eines Gegentors in der Schlussminute verlor.
Auch in den letzten Spielen vergaben die Zürcher wichtige Punkte, weil die Leistungen zu inkonstant waren. Hochs und Tiefs, Tore und Gegentore wechselten sich mehrmals in der gleichen Partie ab. Es ist beziehungsweise war schlicht ein Zeichen der Unerfahrenheit, dem nun Tribut gezollt wurde. Nichtsdestotrotz sollte der Schweizer Rekordmeister an Kadar festhalten, der ein Hauptfaktor für die Aufbruchsstimmung war.
Durch das Verpassen des Saisonziels bekommt auch die neue Klubführung die Möglichkeit, selbst Kaderkorrekturen vorzunehmen (Shkelqim Demhasaj und Oscar Correia sind schon fix). Der Aufstieg wäre eigentlich der Verdienst der alten Vereinsleitung gewesen (welche ja schlechte Arbeit abgeliefert haben soll).
Nun dürfen die neuen GC-Machthaber analog zu Lausanne ein Konzept ausarbeiten, um die fehlende Reife zu kompensieren. Klar ist einerseits, dass die Jungen dazugelernt haben werden – viel hatte auch heuer nicht gefehlt –, und andererseits der Rekordmeister ins Oberhaus gehört. Es ist zu hoffen, dass man wie Lausanne ebenfalls eine neue Heimat kriegt. Der Letzigrund war für GC-Fans immer ein Graus. In Kürze wird ein viertes Mal über ein Fussballstadion in Zürich abgestimmt. Ein positiver Ausgang wäre sicher ein gelungenes Startsignal, damit auch GC endlich wieder nach Höherem streben kann.