Grossen Anteil an der tollen Saison des FC Lugano hat Mattia Croci-Torti, der das Team nach sechs Spieltagen übernahm. Der Trainer war zu Gast im Fussball-Talk «Heimspiel» und sprach dort mit Moderator Stefan Eggli, Fredy Bickel und Dani Gygax über sein Erfolgsgeheimnis.
Heimspiel – Der Fussball-Talk
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Kaum einer hätte gedacht, dass der kleine FC Lugano in dieser Saison ganz oben mitmischen kann. Zumal der Klub früh den Trainer auswechselte.
Mit Mattia 'Cruz' Croci-Torti kam ein Eigengewächs zum Handkuss. Zunächst als Interimslösung, dann erhielt der 39-Jährige, der zuvor Co-Trainer war, bald einen Vertrag bis 2023.
Denn Croci-Torti weiss zu überzeugen. Von seinen bisherigen zwölf Spielen als Cheftrainer konnte er acht gewinnen – inklusive Sieg im Cup-Achtelfinal gegen YB. «Wir haben in den letzten zwei Monaten ein neues Lugano gezeigt», sagt Croci-Torti im «Heimspiel». «Im Gegensatz zu früher verteidigen wir nicht nur gut und spielen einfach auf Konter», hält er fest.
Mitmischen an der Tabellenspitze kein Zufall
An der Seitenlinie tigert Croci-Torti wie ein Verrückter auf und runter. «Er hat Spass und Freude», so Fredy Bickel. Auch Daniel Gygax hat den Tessiner Shootingstar als «offenen und ehrlichen» Typen kennengelernt, für den die Spieler sicher gerne durchs Feuer gehen würden. Für die FCZ-Legende ist es aufgrund der Art des neuen Heilsbringer «fast normal, dass Lugano oben mitspielt». Der frühere Internationale traut ihnen deshalb «alles» zu, sprich auch einen Titel.
Obwohl Croci-Torti noch nicht lange Chefcoach ist, betont der Familienvater (drei Töchter), wie prall sein Rucksack bereits gefüllt ist. «Ich habe von allen Trainern, sei es Celestini, Tami oder Braga, viel mitgenommen und profitiert.» Da habe er auch Dinge gesehen, die er sicher nicht nachmachen werde, schmunzelt er. Er habe schon früh Trainer werden wollen, da auch sein Vater schon coachte.
Unter ihm blühen viele Spieler auf, wie auch Bickel feststellte. «Ich habe beispielsweise Fabio Daprelà, Mijat Maric oder Mattia Bottani noch nie über so lange Zeit so konstant und stark gesehen.» Für Croci-Torti ist die mentale Komponente bei der Arbeit mit den Spielern dabei fast das Wichtigste. «Das sind spezielle Typen. Wenn man denen Vertrauen schenkt, geben sie dir die ganze Welt», meint er. Auch bei Numa Lavanchy oder Olivier Custodio könne man so einen Leistungsaufschwung erwirken.
Bottanis Potenzial reicht auch für die Nati
Für sein «grosses Talent» habe etwa Bottani keine «grosse Karriere» gemacht bisher. «Hätte er in seiner Karriere andere Entscheidungen getroffen, wäre Bottani auch in der Nati», glaubt Croci-Torti. Dabei könne der Offensivspieler mit seiner Kreativität «immer den Unterschied machen», ist er sich sicher. In die gleiche Kategorie gehören für ihn YBs Miralem Sulejmani oder der ehemalige Luzerner Louis Schaub. «Solche Spieler sieht man hierzulande selten», resümiert Croci-Torti. Deshalb lasse er Bottani auf dem Platz alle Freiheiten.
Doch Fredy Bickel sieht auch dunkle Wolken am Horizont aufziehen. «Ganz schwierige Entscheidungen stehen an», meint Bickel. «Mit dem Investor (US-Amerikaner Joe Mansueto) werden viele Spieler kommen, die im Tessin platziert werden. Daneben sollte man noch die lokalen Talente einbauen. Zudem ist das Team schon ein wenig älter und muss verjüngt werden.»
Der Umbruch müsse nicht per sofort eingeleitet werden, entgegnet Croci-Torti. «Wir wissen, dass wir eine alte Mannschaft sind.» Doch es müsse eine sanfte Herangehensweise sein, um immer «das richtige Gleichgewicht» im Team zu haben. «An Routiniers wie Daprelà, Maric oder Ziegler müssen sich die Jungen orientieren», so seine Haltung zu allfälligen Neuzugängen.