Im FC Luzern blieb es sehr lange ruhig. Der Lohn dafür ist der 3:1-Sieg im Cupfinal gegen St. Gallen und der erste Titel seit 29 Jahren. Damit endete die Ruhe – zumindest für einen Abend.
Meist hält Luzerns Trainer Fabio Celestini die offensichtlichsten Merkmale seiner anderen, wilden Seite unter der übergrossen FCL-Trainingsjacke versteckt. So tat er es auch am Pfingstmontag beim Cupsieg seines FCL gegen den FC St. Gallen. Erst nach Spielschuss entledigte sich der 45-jährige Lausanner seiner Jacke und offenbarte damit die Tätowierungen, die seinen Körper schmücken – und so gar nicht zum ruhigen Trainer Celestini passen mögen.
Celestini leistete sich seit seinem Antritt als Trainer in Luzern Anfang letztes Jahr – abgesehen vom klaren Votum gegen Kunstrasen von letzter Woche – kaum Extravaganzen. Er arbeitete mit seiner Mannschaft in Stille und ungeachtet der Umstände. Als der FCL zum Meisterschaftsbeginn sieben Spiele in Serie nicht gewann, blieb Celestini ruhig.
Die Mannschaft brauche eben Zeit, um das System zu verinnerlichen, liess er verlauten, als sich viele schon über mögliche Nachfolger informierten. Und als der FCL gegen Ende der Saison in der Meisterschaft eine weitere Schwächephase einzog, sprach der Trainer seinen Spielern weiterhin das Vertrauen aus.
Geduld als Erfolgsgeheimnis
Mit dieser stoischen Ruhe stand Celestini stellvertretend für den FCL der Saison 2020/21. Er sagt: «Intern ist nie eine Unruhe aufgekommen.» Auch als über ihm der Präsident ausgetauscht wurde und Stefan Wolf von Philipp Studhalter übernahm, änderte dies an der Marschrichtung des operativen Staffs wenig. Er werde sich mit der sportlichen Führung um Trainer Celestini und Sportchef Remo Meyer austauschen, «vielleicht auch einmal streiten», sagte Präsident Wolf nach seinem Amtsantritt im Februar. Aber etwas vorschreiben werde er den beiden nicht. Im Cup brachte diese Geduld nun die Krönung.
Erst mit dem Abpfiff des Cupfinals am Montag-Nachmittag war es mit der Ruhe im FCL zumindest vorübergehend vorbei. «Ich war noch nie an der Fasnacht. Ich glaube, heute ist der ideale Tag für Fasnacht», sagte Celestini nach Spielschluss. «Wenn man gesehen hat, was in Zug nach dem Meistertitel los war, werden die Leute in Luzern wohl nicht einfach zu Hause bleiben», prophezeite FCL-Urgestein und Ersatzgoalie David Zibung, der gemeinsam mit Captain Christian Schwegler mit dem Triumph im Cup die Karriere beendet hat.
Mit Jordy Wehrmann und Louis Schaub stehen zwei weitere Pfeiler des Teams zudem vor der Rückkehr zu ihren Stammklubs. Und Trainer Celestini dürfte mit dem Triumph in Bern und seiner Versöhnung mit dem Kunstrasen – nach dem Titelgewinn küsste der FCL-Coach die Unterlage im Wankdorf – seinen Marktwert weiter gesteigert haben. Falls die Young Boys nach dem Weggang von Gerardo Seoane anklopfen, Celestini liesse nach eigener Aussage mit sich reden. Die Ruhe in Luzern ist nach dem Cupsieg vorerst abgelegt. Wie schnell sie zurückkehrt, hängt zweifellos auch von Celestini ab.