Interview Murat Yakin: «Man kann es nicht immer mit allen Spielern gut haben»

tbz

19.10.2018

Im Interview mit Teleclub spricht Sion-Trainer Murat Yakin über das Menschliche im Sport, seine Geduld und erklärt, dass Spieler, die mit ihm diskutieren wollen, beim Falschen gelandet sind.

Der FC Sion steht nach zehn Spielen mit zehn Punkten auf Platz sieben der Super League. Für Trainer Murat Yakin ist das jedoch kein Grund zur Sorge: «Ich fühle mich hervorragend. Die Jungs sind sehr motiviert und haben Qualität. Wir werden versuchen, das Beste zu machen, so dass wir irgendwann die Resultate einspielen. Es ist klar, dass in dieser kurzen Zeit noch nicht alles optimal ist.»

Die Frage, ob sein mangelndes Französisch ein Problem sei im Umgang mit den Spielern, verneint Yakin. Die Sprache auf dem Feld sei sehr einfach und international. «Die Spieler heutzutage funktionieren sehr einfach, sie wollen beschäftigt und trainiert werden. Die Fussballsprache ist international, zudem sprechen die Jungs sehr gut Englisch, und wir haben tolle Übersetzer. Am Schluss ist die Sprache auf dem Spielfeld eigentlich nicht mehr so wichtig. Am wichtigsten ist der Ball.»

Löw, Favre und Gross als Inspiration

Wie er mit den Spielern am besten umgeht, das weiss Yakin nicht nur aus seiner eigenen Vergangenheit als Spieler und Trainer, sondern er gibt zu, dass er auch ein wenig bei seinen Kollegen abgeschaut habe. «Am Anfang der Trainerkarriere erhält man natürlich Eindrücke von anderen Trainern. Wie sie mit Spielern umgehen, wie sie trainieren. Ich habe Besuche bei Lucien Favre gemacht, als er in Gladbach war, und ich habe mit Jogi Löw und Christian Gross zusammengearbeitet. Man beobachtet diese Trainer und nimmt sich dann ein, zwei Sachen von dem Trainer heraus und ein, zwei Sachen von einem anderen.»

Besonders gern arbeitet Yakin mit jungen Spielern zusammen. Sie kämen total motiviert ins Training, und man könne ihnen etwas beibringen, allerdings brauche man dafür auch viel Geduld. Diese Geduld habe er, sagt Yakin: «Der Aufbau von jungen Spielern ist in der Schweiz immer ein grosses Thema, und ich finde es schön, mit jungen Spielern zusammenzuarbeiten. Da muss man auch Geduld haben. Die Resultate stimmen nicht gleich beim ersten Training oder bereits am Wochenende, da muss man zuerst fünf, sechs, sieben Spiele erleben, um die Entwicklung eines jungen Spielers zu sehen. Aber es macht Freude, mit ihnen zu arbeiten.»

Yakin betont allerdings auch, dass man nicht immer nur arbeiten und trainieren könne. Im Sport sei auch das Menschliche sehr wichtig, deshalb dürfen seine Spieler und sein Staff nach dem Training auch gerne einmal Golf spielen oder Wandern gehen. «Man muss sich neben dem Fussball auch ein bisschen Zeit nehmen und sich austauschen, denn das Menschliche muss auch stimmen im Sport.»

«Am Schluss müssen sie ihre Leistung bringen»

Ebenso wichtig ist Yakin der gegenseitige Respekt, trotzdem betont der 44-Jährige, dass man es nicht mit allen Spielern gut haben könne, schliesslich müssten am Schluss die Resultate stimmen. «Der Respekt gegenüber den Spielern ist immer da, aber am Schluss müssen sie ihre Leistung bringen. Man kann es bei 20, 25 Spielern nicht mit allen gut haben, und sie müssen akzeptieren, dass am Schluss nur elf Spieler spielen können. Die anderen haben die Möglichkeit, mir auf dem Trainingsplatz zu zeigen, dass sie spielen möchten, und diejenigen, die mich nur über Diskussionen und Kommunikation beeindrucken möchten, die sind bei mir auf der falschen Seite.»

Sion-Boss Christian Constantin ist ebenfalls bekannt dafür, dass bei ihm die Resultate stimmen müssen. Ob Yakin die erwähnte, benötigte Zeit gwährt wird, ist ungewiss, aber durchaus möglich. Es ist jedoch unwahrscheinlich, dass Constantin mit dem aktuell sechsten Platz zufrieden ist.

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