Der FCB hat den Nachfolger für Bernhard Burgener als Vereinspräsident gefunden: Reto Baumgartner übernimmt das Amt. Was wird sich jetzt ändern bei den Bebbi? Baumgartner klärt im «Heimspiel» auf.
Mit 93 Prozent wurde Reto Baumgartner am letzten Montag an der Mitgliederversammlung zum neuen Präsidenten des FC Basel gewählt. Ein deutliches Resultat, das allerdings nicht sehr überraschend kam. Klubbesitzer Bernhard Burgener kündigte bereits seit einiger Zeit an, das Amt des Präsidenten abgeben zu wollen. «Das Konstrukt war ziemlich speziell. Burgener ist Besitzer der AG mit 75 Prozent und musste gleichzeitig noch die 25 Prozent, die dem Verein gehören, vertreten», erklärt Baumgartner.
Er spüre, dass die Erwartungshaltung gross sei, verrät der neue Präsident, merkt aber auch an, dass die Machtverhältnisse sich beim FCB kaum verändern werden. «Grundsätzlich bleibt ja alles beim Alten. Die Machtstrukturen und Besitzverhältnisse bleiben gleich und auch, wer im sportlichen Bereich das Sagen hat», so Baumgartner.
Nichtsdestotrotz wolle er dabei helfen, dem Verein wieder den Glanz zu verleihen, welcher dem FCB in den letzten Jahren etwas abhandengekommen ist. «Ich hoffe, dass wir jetzt etwas Ruhe in den Verein bringen können und ein Sprachrohr haben, das weniger in der Öffentlichkeit ist, sondern mit den entsprechenden Exponenten die Gespräche sucht», so der 53-Jährige, der zwischen 1990 und 1994 selber für Basel spielte.
«Will wieder stolz sein auf den FCB»
Man wolle das Vertrauen der Fans zurückgewinnen, die vor nicht allzu langer Zeit noch quasi die gesamte Vereinsführung zum Rücktritt aufgefordert hatten. Deshalb sei man weiterhin bestrebt, den Dialog mit den Fans zu suchen. Man wolle Wertschätzung und Achtsamkeit zeigen. «Wir sollten alle am gleichen Strang ziehen», sagt Baumgartner.
Viele sehen den neuen Präsidenten aber auch als eine Art Gegenspieler von Burgener und CEO Roland Heri. So wurde auch bestimmt, dass Baumgartner seine Stimme an der Verwaltungsratssitzung weder Burgener noch Heri geben kann. Baumgartner betont allerdings: «Es geht um den FCB und nicht um einzelne Personen, nicht um Fans und nicht um Sponsoren, sondern um alle.»
«blue»-Experte Rolf Fringer glaubt, dass die Anerkennung des neuen Präsidenten auch viel mit dem sportlichen Erfolg zu tun haben wird. Deshalb rät er Baumgartner, gewisse Sachen proaktiv anzugehen. «Sei das die Lohnfrage während der Coronazeit oder der Austausch mit den Fans. Man muss das antizipieren und nicht erst reagieren, wenn es knallt.» Die grosse Lawine sei nun im Tal, sagt Fringer: «Jetzt hat man eine gute Mannschaft und kann ans Aufräumen gehen.»
Aufräumen könne er nicht, sagt Baumgartner. Das sei Sache der operativen Leitung. Aber er könne Inputs geben. «Jetzt nicht als Präsident, sondern als Fan: Ich will wieder stolz sein auf meinen FCB. Einerseits als Unternehmen und andererseits auch sportlich.»
Der Skandal mit Schiri Klötzli
Reto Baumgartner stand schon vor 31 Jahren im Fokus – damals noch als Spieler des FC Wettingen. Am 7. Oktober 1989 spielten die Aargauer in Sion, bis kurz vor Schluss führten die Walliser mit 1:0, dann die unglaubliche Szene: Nach einem missglückten Freistoss eines Sion-Spielers schiesst ein Wettinger den Ball über den Goalie ins Netz und markiert das vermeintliche 1:1. Doch noch während der Ball in der Luft ist, pfeift Schiedsrichter Bruno Klötzli das Spiel ab und klaut den Gästen den Punkt.
Für die Wettinger gibt es kein Halten mehr, die ganze Mannschaft stürmt auf Klötzli los. Baumgartner ist danach einer von vier Angeklagten, die den Unparteiischen tätlich angegriffen haben sollen. Er habe Klötzli mit dem Knie in den Rücken gestossen, heisst es im Schiedsrichterbericht, und wurde deshalb lange gesperrt.
Der neue FCB-Präsident erinnert sich: «Das war natürlich nicht gut, aber ich denke, ich habe meine Schuldigkeit getan. Es gab dann auch noch eine Aussprache mit Klötzli und wir haben Frieden geschlossen.» Etwas Positives habe der grosse Skandal aber trotzdem gehabt. Baumgartner: «Wegen dieser Sache wechselte ich dann zum FC Basel.»