Geniestreich oder blind vor «Liebe»?

«Ewige» Treue bei Hüppi, Sutter und Zeidler: Kann das gutgehen?

Pro

Toby Benz

Hat leider kein aktuelleres Foto.
Aber er ist es tatsächlich.

Ein richtiger Entscheid. Der FC St. Gallen setzt mit Zeidler und Sutter auf ein bewährtes Duo, das dem Verein nicht nur guten Fussball, sondern auch die richtige Seele garantiert.

Einem Fussballtrainer einen Fünfjahresvertrag auszustellen, das ist hierzulande äusserst unüblich. Trotzdem liegt FCSG-Präsident Matthias Hüppi erneut goldrichtig – vor allem, weil er das Essenzielle erkennt und gleichzeitig auch mit Alain Sutter verlängert.

Die Harmonie zwischen Sportchef und Trainer der St. Galler sucht schweizweit ihresgleichen. In ihren zwei gemeinsamen Jahren hat die Führungsriege mit dem FCSG etwas geschafft, das in der Ostschweiz niemand für möglich gehalten hat.

Grün-Weiss grüsst nicht nur von der Tabellenspitze und begeistert mit attraktivem Offensiv-Fussball, Grün-Weiss steht noch für etwas anderes.

Zum ersten Mal seit den Tagen von Jörg Stiel und Marc Zellweger zeigen die Spieler auf dem Platz dieselbe brennende Leidenschaft wie sie die Fans auf den Rängen versprühen und verkörpern das, was den Anhängern mit Abstand am wichtigsten ist: Einsatz.

In Zukunft wird die Mannschaft zwangsläufig den einen oder anderen Leistungsträger abgeben müssen, was sich früher oder später auch in der tabellarischen Situation spiegeln wird. Aber wen hätte man da lieber am Steuer, als jene beiden Akteure, die unter schwierigsten finanziellen Umständen genügend Kreativität und Know-how an den Tag legten, um aus einem Abstiegskandidaten in zwei Jahren einen Titelaspiranten zu formen?

Selbst wenn der FC St. Gallen in ein paar Jahren fussballerisch nicht mehr ganz so erfolgreich dastehen würde, eines wäre trotzdem sicher: Unter Zeidler und Sutter wird die Mannschaft immer bereit sein, ihr Herz und ihre Seele auf dem Platz zu lassen. Und das ist das Wichtigste.

Kontra

Patrick Lämmle

Findet sein Foto aus dem Impressum nicht gut, weshalb es hier abgeschnitten dargestellt wird.

Die Nachricht, dass St. Gallen die Verträge mit Sportchef Alain Sutter und Cheftrainer Peter Zeidler vorzeitig bis 2025 verlängert, erwärmt mein Fussballherz, da ich ein grosser Fan von Klubtreue bin. Ob sich das Ganze auch als Erfolgsmodell erweisen wird, da machen sich allerdings Zweifel breit.

Keine Frage, der FCSG spielt in dieser Saison einen gleichermassen erfrischenden wie erfolgreichen Fussball. Präsident Matthias Hüppi, Sportchef Alain Sutter und Coach Peter Zeidler haben grossen Anteil am Erfolg und der Verwandlung zum Vorzeigeklub. Und das gegenseitige Vertrauen scheint kaum Grenzen zu kennen. Doch das kann sich im Fussball-Business schneller ändern als irgendwo sonst.

Wobei man die Vertragsverlängerungen isoliert betrachten sollte. Den Sportchef langfristig zu binden, scheint ein kluger Schachzug zu sein. Bisher hat Sutter hervorragende Arbeit geleistet und bei Transfers ein glückliches Händchen an den Tag gelegt. Einen besseren Sportchef müsste man erst mal noch finden. Und Konstanz in einer gut funktionierenden Führungsetage, das wünschen sich wohl alle Vereine.

Dass der Vertrag mit Zeidler ohne Zeitnot (sein Kontrakt wäre erst 2022 ausgelaufen) frühzeitig bis Ende der Saison 2024/25 verlängert wurde, wirkt dagegen abenteuerlich. Stellen Sie sich vor, der FCSG verliert den einen oder anderen Leistungsträger und fällt in der kommenden Saison ins Mittelmass zurück und bleibt dort stecken? Darf man sich dann immer noch auf die Schultern klopfen in St. Gallen?

Möglicherweise geht es bei Zeidlers Vertragsverlängerung ohnehin nur darum, dass man eines Tages für den Deutschen eine hohe Ablöse kassiert. Dieser Plan dürfte aber nur dann aufgehen, wenn der 57-Jährige mit seinen FCSG-Youngstern weiter auf der Erfolgswelle reitet. Eines können sich die St. Galler mit Sicherheit nicht leisten: Den Trainer zu entlassen. Das birgt Risiken, sollten die Resultate über eine längere Zeit nicht den Erwartungen der Vereinsführung gerecht werden.

PS: Ich wünsche dem FCSG, dass der Plan aufgeht.