Heimspiel Spezial Thun-Präsident Lüthi kritisiert Schifferle: «Es war ein unvollständiger Entscheid»

Tobias Benz

11.5.2020

In der Sendung «Heimspiel Spezial» auf Teleclub Zoom dreht sich am Sonntagabend alles um die mögliche Wiederaufnahme des Spielbetriebs der Super League. Im Studio kommt es zu heissen Diskussionen zwischen Liga-Präsident Heinrich Schifferle, Thun-Präsident Markus Lüthi und Teleclub-Experte Rolf Fringer.

Quo vadis, Fussball-Schweiz? Die Ansichten sind unterschiedlich. Heinrich Schifferle erhofft sich vor allen Dingen baldige Klarheit seitens des Bundes. Es sei noch nicht entschieden, wie es weitergehe, aber als Fussballer sei anzustreben, die Saison ordentlich abzuschliessen, wenn das denn möglich sei.

Hier widerspricht Thun-Präsident Markus Lüthi ein erstes Mal. Lüthi tendiert in Richtung Saison-Abbruch: «Ich möchte mich eigentlich nicht festlegen. Aber wenn ich es aus dem Bauch heraus sage, dann bin ich der Meinung, die Saison abzubrechen. Wenn wir jetzt einfach weiterspielen, dann nehmen wir eine falsche Vorbildrolle ein.»

In einem anderen Punkt stimmt Lüthi Schifferle aber zu. Man kenne zurzeit zu wenig Fakten, um einen definitiven Entscheid zu fällen. Rolf Fringer geht noch etwas weiter und verlangt, dass zuerst seitens der Klubs und des Verbands eine Entscheidung gefällt werden müsse. Er kritisiert dabei konkret die letzte Sitzung der SFL. «In Deutschland hat Seifert den Lead übernommen, hat alles mit den Vereinen abgecheckt und es ist ganz klar, dass sie spielen wollen. Bei uns kam man aus dieser Sitzung heraus und wusste gar nicht mehr, wer eigentlich was will. Zuerst müssen wir unbedingt Fussball spielen wollen. Als Komitee und als Verein.»

Damit ist Schifferle unter Druck. «Es war nicht alles so wie Rolf (Fringer) sagte. Ich habe diese Sitzung geleitet. Aber ich muss ihm Recht geben, dass wir keine Klarheit haben. Wir brauchen vor allem Klarheit von den Behörden, um Entscheidungen fällen zu können», verteidigt sich der SFL-Boss.


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Bundesrats-Entscheid sorgt für rote Köpfe

Hitziger wird dann der Entscheid des Bundesrats diskutiert, die Schweizer Klubs ab dem 12. Mai wieder trainieren zu lassen. Etwas, das ausser dem FC St. Gallen, den Zürcher Grasshoppers und Lausanne offenbar kein Verein in Angriff nehmen wird. Das Problem: Alle Klubs, die ab heute Montag wieder trainieren, erhalten vom Bund keine Kurzarbeitsentschädigung mehr.



«Ich verstehe die Haltung des Bundesrats nicht, dass man keine Kurzarbeit mehr erhält, wenn man anfängt zu trainieren. Es gibt ja auch sonst Artisten und Künstler, die trainieren, aber nicht auftreten können. Aber denen kann man nicht sagen, dass sie kein Geld mehr erhalten, wenn sie proben», erklärt Fringer seinen Standpunkt.

Lüthi regt sich hingegen vor allem darüber auf, dass die SFL offenbar gar nicht realisierte, dass ein Training so nicht umsetzbar ist. «Die Liga hat mit einem Schutzkonzept alles unternommen, damit Geisterspiele stattfinden können. Und so wie ich das wahrgenommen habe, sagte der Bundesrat dann: ‹Okay, ihr dürft ab 12. Mai trainieren.› Und darauf hätte man (die Vereine, Anm. d. Red.) aufspringen sollen. Und erst dann merkte man (die SFL, Anm. d. Red), dass dies finanziell gar nicht tragbar ist, weil Kurzarbeitsthemen und anderes gar nicht geklärt waren. Es war ein unvollständiger Entscheid», ärgert sich der Präsident des FC Thun. «Man muss das ganzheitlich auf die Schiene bringen und nicht fragmentiert, sonst können wir als Klub gar nicht entscheiden.»



Schifferle wehrt sich erneut und erklärt, dass seitens des Bundes die Vorstellungen und Massnahmen täglich oder sogar stündlich ändern können und sich die SFL laufend anpassen müsse. Er ärgert sich auch über die fehlende körperliche Präsenz bei solchen Sitzungen und stört sich daran, vieles per Video-Call machen zu müssen.

Klar ist nach diesem Talk: Die Meinungen der involvierten Gesprächspartner gehen in einigen Punkten weit auseinander. Ob unter diesen Voraussetzungen eine gemeinsame Haltung im Hinblick auf die allfällige Weiterführung der Saison im Juni geschaffen werden kann, bleibt zu hoffen.


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