Kommentar Unerfüllte Liebe tut weh – das hat nun auch Canepa eingesehen

Von Syl Battistuzzi

5.10.2020

Gehen getrennte Wege: Ludovic Magnin und FCZ-Präsident Ancillo Canepa.
Gehen getrennte Wege: Ludovic Magnin und FCZ-Präsident Ancillo Canepa.
Bild: Keystone

FCZ-Präsident Ancillo Canepa zieht die Reissleine und entlässt seinen Protegé Ludovic Magnin. Es ist ein unumgänglicher Schritt bei den Zürchern. Ein Kommentar.

Im Februar 2018 entliess der FCZ Uli Forte. Die Trennung damals kam überraschend. Die Stadtzürcher standen auf dem dritten Tabellenrang und im Cuphalbfinal. Trotzdem senkte das Präsidentenehepaar Canepa den Daumen.

Den Nachfolger hatten sie praktischerweise schon in den eigenen Reihen. Ludovic Magnin trainierte schon mehrere Jugendteams, am Schluss die U21. Im lebensfrohen Romand, früher selbst auch als Spieler beim FCZ aktiv, sahen sie den idealen Mann, um den Klub in die Zukunft zu führen.

Seine Mannschaft soll unberechenbar sein, gab Magnin bei seinem Amtsantritt als Losung aus. Zu Beginn schien die Zusammenarbeit tatsächlich zu fruchten. Er führte den Klub gleich gegen Meister Young Boys zum Cupsieg. Und in der folgenden Europa-League-Kampagne schlug der FCZ unter anderen Bayer Leverkusen und qualifizierte sich für die K.-o.-Phase.

Das Team schien in guten Phasen die Energie des Trainers, welcher an der Seitenlinie 90 Minuten stets kommentierend auf- und abmarschierte, auf das Spielfeld übertragen zu können. In schlechten Phasen wirkte sie seltsam stumpf und unbeteiligt, manchmal ergab sie sich einfach ihrem Schicksal. Der FCZ war ein Spiegelbild seines Trainers. In einem Augenblick enthusiastisch und charmant, im anderen Moment wütend und aufbrausend. Auf dem Rasen ist dieser Mix nicht unbedingt von Vorteil – vor allem, wenn man kühlen Kopf bewahren müsste.

Die eine Niederlage zu viel

Ebenfalls nicht wirklich hilfreich war, dass im Kader stets viele Mutationen vorgenommen wurden. So gaben sich viele Spieler die Klinke in die Hand, doch Identifikationsfiguren fehlten dabei. Seit dem Abgang von Klublegende Alain Nef herrschte ein Vakuum an Leadern auf und neben dem Platz. Die sorgfältige Strategie mit gezielten Transfers, welche durch Sportchef Thomas Bickel – der immer mehr in den Hintergrund gedrängt wurde – in der Challenge-League-Saison initiiert wurde, verwässerte im Laufe der Zeit immer mehr.

So war die Mannschaft unter Magnin vor allem eines: Eine Wundertüte. Die Konstanz ging ihr völlig ab. Natürlich war dies auch den teilweise jungen Spielern geschuldet, doch als Entschuldigung darf dies nicht herhalten. Auch andere Teams setzten auf unerfahrene Kräfte – und hatten trotzdem Erfolg. 

Nichtsdestotrotz redeten Ancillo Canepa und Ludovic Magnin den Verein immer stark und wähnten sich auf Augenhöhe mit den Grössen des Landes, auch wenn man häufig in den Niederungen der Tabelle hing. Die letzten beiden Saisons landete man auf Platz 7. 

Aktuell ist man Tabellenletzter. Im Cup sind die Zürcher kläglich am FC Chiasso, dem Schlusslicht der letzten Challenge-League-Saison, gescheitert. Trotzdem gab Canepa in den letzten Monaten hartnäckig Durchhalteparolen durch. Doch nun ist der Geduldsfaden nach saisonübergreifend zwölf sieglosen Pflichtspielen gerissen. 2020 durften die Fans nur dreimal einen Sieg bejubeln. 

Nach der inferioren Leistung bei der 0:4-Pleite gegen Lausanne musste auch der FCZ-Präsident einsehen, dass er das Projekt mit seinem Zögling Magnin abbrechen muss. Es dürfte aufgrund der starken engen Bande zum ehemaligen Schweizer Internationalen kein einfacher Schritt für ihn gewesen sein. Die Sieglosigkeit hat ihm schlicht keinen Ausweg gelassen. Ein simples Gesetz im Fussball-Business.

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