Ganz im Stillen, in einem so gut wie leeren Wankdorf, könnten sich die Young Boys am Sonntag zum vierten Mal in Folge zum Schweizer Meister küren. Hierfür benötigen sie einen Sieg gegen Lugano.
Die Berner würden mit einem Sieg aus eigener Kraft ihren eigenen Super-League-Rekord einstellen: Wie 2019 würden sie sieben Runden vor Schluss als Meister feststehen. Sie wären abermals früher dran als jeder andere Meister in der 2003/04 begonnenen Super League. In gewisser Hinsicht bleibt der Rekord von 2019 sogar intakt. In der damaligen 29. Runde standen die Berner noch vor ihrem Einsatz vom Sonntag (1:0-Sieg beim FCZ) als Meister fest. Die Entscheidung war am Samstagabend gefallen, als der FC Basel daheim gegen GC 0:0 remisierte. YB nannte sich nun Sofameister: Meister werden, indem man den anderen zuschaut, wie sie nicht gewinnen.
Falls die Entscheidung am Sonntag noch nicht fällt – der erste «Verfolger» Servette spielt gleichzeitig in Basel – könnte eine Tabellensituation entstehen, die man im Matchplay des Golfsports «dormi» nennt: Der eine Kontrahent (YB) müsste alles verlieren, der Widersacher (Servette, Lugano oder Basel) müsste alles gewinnen. Nur so würde eine Wende möglich, die in allen obersten Ligen der Welt vermutlich einmalig wäre. Die Young Boys müssten also sieben Mal am Stück verlieren, nachdem sie in den ersten 28 Runden nur einmal verloren haben.
Wahrscheinlicher ist, dass am Sonntag in Bern eine stille Meisterfeier vonstatten gehen wird. Um das Wankdorf herum müsste es ruhig bleiben. Denn der Klub hat die Fans eindringlich aufgefordert, nicht zum Stadion zu kommen, sondern in kleinen Gruppen zu Hause zu feiern. Ja, bei YB wird man sich irgendwann über den zweiten Geistermeistertitel freuen können.
Die Super-League-Spiele vom Sonntag:
Basel – Servette (0:1, 1:0, 1:2). – Sonntag, 16.00 Uhr. – SR Schärer. – Absenzen: Widmer, Cabral (beide gesperrt), Xhaka, Jorge, Padula und Chiappetta (alle verletzt); Severin (gesperrt), Antunes und Henchoz (beide verletzt). – Fraglich: – ; Valls, Clichy, Cespedes, Mendy und Kiassumbua. – Statistik: Für beide geht es um den 2. Platz. Basel würde Servette mit einem Sieg überholen, die Genfer könnten ihrerseits den FCB um fünf Punkte distanzieren. In Basel zählt man auf Cheftrainer Patrick Rahmen, der letzten Samstag mit einem 4:3-Sieg in Luzern debütierte. Die Leistungen der letzten Wochen sprechen allerdings klar für die Genfer. Sie gewannen fünf der letzten sieben Spiele, die Basler dagegen nur zwei der letzten zehn.
Lausanne-Sport – Vaduz (3:0, 2:0, 3:0). – Sonntag, 16.00 Uhr. – SR Bieri. – Absenzen: Turkes, Geissmann, Elton Monteiro, Schmidt, Zekhnini, Thomas, Falk und Zohouri (alle verletzt); Wieser und Prokopic (beide verletzt). – Statistik: Kennt der Aufsteiger Vaduz überhaupt noch irgendwelche Grenzen? Mit drei Siegen in den letzten drei Spielen – zwei davon in Genf und Basel – haben die Liechtensteiner die Lücke zum 8. Platz geschlossen. Aber die Waadtländer gehören ihrerseits zu den besten Mannschaften der letzten Wochen. Aus den letzten neun Spielen nahmen sie 17 Punkte mit. Und sie sind die einzige Mannschaft, die gegen Vaduz noch keinen Punkt abgegeben und noch nicht einmal ein Gegentor kassiert hat.
Young Boys – Lugano (2:2, 2:0, 3:1). – Sonntag, 16.00 Uhr. – SR Schnyder. – Absenzen: Lustenberger (gesperrt), und Petignat (verletzt); Lavanchy, Covilo (beide gesperrt), Baumann, Bottani und Oss (alle verletzt). – Fraglich: – ; Guerrero. – Statistik: Der letzte Sieg des FC Lugano in Bern geht auf den April 2017 zurück. Seither holten die Tessiner aus sieben Spielen im Wankdorf nur zwei Punkte. Die Statistik spricht also dafür, dass die Young Boys am Sonntagnachmittag ihren vierten Meistertitel am Stück mit einem Sieg sicherstellen werden. Lugano war zuletzt mit vier Siegen in sechs Meisterschaftsspielen erfolgreich. Die Young Boys haben nach einer kleinen Baisse (vier Unentschieden in Serie) dreimal nacheinander gewonnen, und zwar dreimal zu null.
Rangliste: 1. Young Boys 28/63 (53:21). 2. Servette 28/41 (34:35). 3. Lugano 28/40 (33:29). 4. Basel 28/39 (44:43). 5. Lausanne-Sport 28/37 (38:37). 6. Zürich 29/35 (40:43). 7. St. Gallen 29/34 (35:39). 8. Luzern 29/33 (49:49). 9. Vaduz 28/32 (29:43). 10. Sion 29/27 (32:48).