Erstmals seit sechs Jahren hat eine Herbstrunde der Super League eine Spannung unter den ersten drei Teams entfacht. Der Fan hat es bislang nicht gedankt.
Der Durchschnitt in den Schweizer Stadien der obersten Liga ist im Vergleich zu 2018/19 um 620 Zuschauer pro Spiel zurückgegangen.
Die Young Boys, Basel und St. Gallen sind nach der Hälfte der Meisterschaft lediglich um drei Punkte getrennt. Eine ähnliche Konstellation der Spannung gab es zuletzt im Herbst 2013, als Basel (33 Punkte) vor Luzern (32) und YB (31) führte. Der Unterschied zur letzten Saison könnte nicht markanter sein. Vor einem Jahr hatte der nachmalige souveräne Meister YB die Konkurrenz einschliesslich Basel nach 18 Runden um 19 und mehr Punkte abgeschüttelt.
Früchte noch nicht geerntet
Der aktuelle Zuschauerrückgang könnte allerdings trügen, denn in den letzten Wochen haben St. Gallen und Zürich eine Saat ausgelegt. Beide waren einigermassen bedächtig in die Saison gestartet, bevor sie beide plötzlich mehr Punkte hereinholten als die Young Boys und Basel. Die Zürcher gewannen zuletzt sechs von sieben Spielen, während die Ostschweizer ab Mitte September 28 von 33 möglichen Punkten holten. Hält die Begeisterung rund um beide Klubs im Frühling an, werden beide ihren Zuschauerdurchschnitt erheblich hinaufsetzen können. Eine Aktion zum Vereinsjubiläum bei St. Gallen – Zürich ermöglichte ein ausverkauftes Stadion. Aber auch ohne die Aktion wären vermutlich gegen 19'000 gekommen, um die erstaunliche junge Mannschaft am Werk zu sehen.
Der FCZ, benachteiligt durch das für einen Fussballgenuss ungeeignete Leichtathletik-Stadion Letzigrund, verlor im Herbst anteilsmässig am meisten Zuschauer. Der Rückgang betrug 14,6 Prozent, der Durchschnitt ist unter die 10'000er-Marke gefallen. Aber der FCZ dürfte wie St. Gallen im Frühling die Früchte der guten Leistungen im Spätherbst ernten können.
Der FC Lugano bleibt in der Zuschauerstatistik der abgeschlagene Letzte. Daran wird sich nichts ändern, solange die Tessiner noch im vorsintflutlichen Cornaredo spielen müssen. Das mondäne neue Cornaredo mit 10'000 Sitzplätzen soll irgendwann zwischen 2022 und 2025 betriebsbereit sein.
Drei Trainerwechsel
Im Lauf des Herbst haben drei Trainer ihren Job verloren. In Sitten und in Lugano muss unter den Präsidenten Christian Constantin und Angelo Renzetti halbjährlich mit Trainerwechseln gerechnet werden. In beiden Klubs fand denn auch ein solcher statt. Während Stéphane Henchoz' Nachfolger im Wallis noch nicht feststeht, hat Wanderprediger Maurizio Jacobacci im Tessin für Fabio Celestini übernommen. Einen Tag nach Ablauf des Herbstpensums erwischte es Thomas Häberli in Luzern. Will man es positiv ausdrücken, so haben 70 Prozent der Super-League-Trainer die erste Hälfte der Meisterschaft ohne blauen Brief überstanden.
Ein Novum aus Basel?
Zu den Kuriositäten des Herbsts zählen die Platzverweise gegen Valentin Stocker und Eray Cömert. Zwei Spieler aus demselben Verein (Basel) sahen Rot respektive Gelb-Rot, als der sanktionierende Schiedsrichter das jeweilige Spiel schon abgepfiffen hatte. Es ist nicht bekannt, dass so etwas in einer so kurzen Zeitspanne schon vorgekommen ist. Wenn die Basler beim Wiederbeginn Ende Januar zum Schlagermatch in Bern gegen YB antreten, werden ihnen nicht nur Stocker und Cömert wegen ihrer Dummheiten fehlen, sondern auch Taulant Xhaka und Arthur Cabral, die bei der 1:2-Niederlage in Luzern jeweils zum vierten Mal verwarnt wurden.
Fast alle Zähler auf eins oder null
Im Herbst 2018 gewannen die Young Boys zuerst neun Spiele und später noch sieben weitere Spiele am Stück. Übermässig lange Siegesserien sind diesmal ausgeblieben, was von der grösseren Ausgeglichenheit an der Spitze herrührt. Zürich und Sion legten mit je fünf Siegen in Folge die Bestleistungen hin. St. Gallen siegte in dreimal drei, die Young Boys in zweimal vier Spielen in Folge. Auf eine Viererserie brachte es der FC Basel früh in der Saison. Kurioserweise ist vor dem Frühlingspensum keine Siegesserie mehr am Laufen, die man als solche bezeichnen kann. Servette siegte zuletzt zweimal nacheinander. Für die übrigen neun Mannschaften steht der Zähler auf eins (Zürich, Luzern) oder auf null.