Die Nationalteams werden auf Schritt und Tritt von kleinen Anti-Terror-Einheiten begleitet. In Rom beschützt F.D.* mit zwei Kollegen die SFV-Auswahl. Er ist voll des Lobes über die Schweizer Gäste.
F.D. kennt sich aus mit Fussballern. Seit über zehn Jahren beschützt er als Chef einer Anti-Terror-Einheit der italienischen Staatspolizei Fussball-Mannschaften. In Rom ist er während der EM hautnah beim Schweizer Team – und kann nicht verstehen, dass diese Mannschaft in der Heimat immer wieder polarisiert. «Das ist eine hochanständige Gruppe. Ohne Allüren und Extravaganzen. Sie gehen mit uns und mit dem Personal sehr respektvoll um. Sie reden mit den Leuten, stellen sich für Selfies zur Verfügung. Ich könnte nichts Schlechtes erzählen.»
Lionel Messi? Mamma mia!
Durch seinen Job ist F.D. mittendrin in der Fussball-Szene und hat deshalb schon viel erlebt. «Wenn die Grossklubs für die Champions League nach Rom kommen – Mamma mia! Dann kann man davon reden, sie seien entrückt. Die Stars von Barcelona etwa verziehen keine Miene, reden mit niemandem. Lionel Messi hat seine eigene Sicherheits-Crew dabei, alle anderen interessieren ihn nicht.» Ähnliche Erfahrungen hat F.D. auch mit Teams aus England gemacht.
Die Schweizer Mannschaft aber hat es ihm angetan. Allen voran Vladimir Petkovic. Aber den hat er schon gekannt. Schliesslich hatte F.D. schon vor Jahren bei Lazio Rom mit dem Nationalcoach zu tun. «Ich war trotzdem erstaunt, wie herzlich er mich begrüsst hat. Er ist als respektvoller Mensch zu Lazio gekommen und ist das immer noch – trotz aller Erfolge, die er mit Lazio und der Schweiz erreicht hat.»
Oase der Ruhe
Die Zeit mit der Schweizer Delegation scheint F.D. geniessen zu können. Er hat Zeit, einen Espresso zu trinken, während die Mannschaft trainiert. «Die politische Neutralität macht die Schweizer weniger zum Angriffsziel als andere Delegationen. Allerdings ist die Angst vor einem Anschlag bei dieser EURO sowieso geringer als bei anderen Turnieren.»
Auch die von Hooligans ausgehende Gefahr ist an einer EM weniger ausgeprägt als im Klubfussball. Im Alltag der Serie A erlebt F.D. durchaus hochexplosive Momente. Er beschützt nicht nur die Mannschaft von Lazio Rom bei Auswärtsspielen, sondern wird manchmal auch in eine Gruppe eingeteilt, welche die gewaltbereiten Fans begleitet, die «Teppisti», wie man sie in Italien nennt.
Die Szene habe sich etwas beruhigt in den letzten Jahren, aber latent sei die Gefahr von Ausschreitungen immer da. «Die Tifosi gehen nicht im und um das Stadion aufeinander los, sondern auf der Hin- und Rückreise zu den Spielen.» F.D., seine Leute und andere Einheiten überwachen deshalb Sonntag für Sonntag neuralgische Punkte auf dem italienischen Autobahn-Netz.
Beim Gedanken daran wischt sich F.D. eine Schweissperle von der Stirn. Da ist für ihn das Schweizer Trainingsgelände «Tre Fontane» am trostlosen, südlichen Stadtrand von Rom gelegen, eingeklemmt zwischen Autobahn-Zubringern und verwahrlosten Industriegebäuden geradezu die pure Idylle.
* = richtiger Name der Redaktion bekannt