Endspiel gegen die Türkei: Die Schweiz braucht zum Abschluss der Vorrunde einen Sieg. Die Qualifikation für die Achtelfinals kann sie am Sonntag aber auch im Falle eines Erfolges noch nicht feiern.
Endstation oder Zwischenstation. Für die Schweizer Nationalmannschaft steht zum Abschluss der Vorrunde gegen die Türkei viel auf dem Spiel. Vielleicht noch mehr als nur die Qualifikation für die Achtelfinals in diesem Turnier. Schafft die SFV-Auswahl den geforderten Sieg nämlich nicht, scheidet sie nicht nur aus. Sie täte dies ohne einen einzigen Sieg. Das ist ihr an einer Endrunde seit der EM 2004 nie mehr passiert.
Es wäre dann mehr als bloss ein verpatztes Turnier. Es wäre für die Generation um Granit Xhaka, Haris Seferovic und Xherdan Shaqiri, die U17-Weltmeister von 2009 und U21-EM-Finalisten von 2011, ein weiteres uneingelöstes Versprechen. Ein Versprechen, das womöglich nie mehr eingelöst werden könnte. Nämlich an einem Turnier so weit zu kommen wie nie mehr eine Schweizer Auswahl seit 1954.
Dass wegen eines einzigen Spiels eine gesamte Generation, ein gesamtes Jahrzehnt, verhandelt werden könnte, wollte Torhüter Yann Sommer so nicht stehen lassen. «Das ist zu weit gedacht. Es geht hier einzig und allein um den Einzug in den Achtelfinal. That's it. Nur darauf konzentrieren wir uns.»
Emotionale und strenge Tage
Der 32-jährige Keeper will sich also nur auf dieses Spiel gegen die Türkei konzentrieren. Das war bei ihm in den letzten Tagen gerade nicht so einfach. Nach dem 0:3 gegen Italien ist Sommer sofort nach Deutschland geflogen, weil seine Frau am späten Mittwochabend das zweites Mädchen zur Welt gebracht hat. Am frühen Freitagmorgen kehrte er bereits wieder zum Team nach Rom zurück und reiste dann weiter nach Baku. «Es war emotional und streng. Aber ich habe den Tag mit der Familie genossen. Es gibt kaum schönere Momente», so Sommer.
Es ist die Hoffnung der Fussball-Schweiz, dass Sommer mit seinem familiären Glück die deprimierende Gesamtsituation um das Nationalteam etwas aufbauen kann. Sommer bleibt positiv: «Als ich zum Team zurückkam, habe ich eine verbesserte Stimmung vorgefunden. Die Mannschaft freut sich auf dieses entscheidende Spiel gegen die Türkei.»
Trainer Vladimir Petkovic ist derweil in den letzten drei Tagen die Arbeit nicht ausgegangen. Er musste daran arbeiten, dem Team Leidenschaft zu vermitteln. Es geht um Begriffe wie Solidarität, Identifikation, Freude und Respekt. Sie wurden beim SFV seit dem Spiel gegen Italien wie ein Mantra vorgetragen. Petkovic ist überzeugt, dass die Botschaft angekommen ist. «Wir werden bereit sein.»
Keine Antworten zu Aufstellungsfragen
Welche elf Spieler er in der Startformation sieht, wollte er nicht verraten. Spielt Fabian Schär erneut? Kommt Steven Zuber für Ricardo Rodriguez rein? Was ist mit Kevin Mbabu? Erhält Haris Seferovic nochmals eine Chance? Muss Xherdan Shaqiri auf die Bank? Schlägt die Stunde von Ruben Vargas oder Mario Gavranovic? Petkovic sagte nur: «Wir haben gut trainiert. Alle Spieler sind bereit.»
Man wolle beeinflussen, was man beeinflussen könne, so Petkovic «Wir wollen drei Punkte holen, damit wir eine realistische Chance haben.» Petkovic weiss: Bei einem Sieg ist Baku zwar nicht die Endstation. Aber der 3. Platz mit vier Punkten und einem wahrscheinlich negativen Torverhältnis ist auch keine Garantie für die Achtelfinals. Es ginge dann zurück nach Rom – in die Zwischenstation. Um dort abzuwarten, wie sich die Situation zum Abschluss der Vorrunde in den anderen Gruppen präsentiert.